Gastronomie vor Neustart: Am Pfingstwochenende könnte es wieder losgehen

Paderborn. Der 31. Oktober war der Tag, an dem Kneipen, Bars und Restaurants zuletzt Gäste empfangen durften. "Zunächst für einen Monat" hieß es damals. Daraus wurde mehr als ein halbes Jahr. Jetzt endlich ist die Zahl der Neuinfektionen soweit gesunken, dass passend zum langen Pfingstwochenende hin zumindest der Außenbereich vieler Betriebe wieder öffnen könnte. Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf aufeinanderfolgenden Werktagen unter 100 liegt, darf die Außengastronomie am übernächsten Tag öffnen. Im Kreis Paderborn ist am Dienstag der dritte Tag in Folge erreicht; am Samstag könnte es also losgehen. Voraussetzung für den Besuch ist dann ein negatives Testergebnis, Impfung oder überstandene Infektion. "Wir sind heiß und voller Vorfreude", sagt Gilbert Scheid. In dem erst im September eröffneten Bistro "Gilberts Feinschmeckerei" in Zusammenarbeit mit der Bäckerei Mertens laufen jetzt die Vorbereitungen auf Hochtouren. "Wir gehen volles Risiko und bereiten alles vor", sagt der frühere Kupferkessel-Betreiber. In dem an die Bäckerei angrenzenden Biergarten ist Platz für 80 Gäste. Für den Fall eines Regenschauers sollen noch große Schirme aufgestellt werden. Angeboten werden zunächst ein Lunch-Menü und eine Biergarten-Karte. In den vergangenen Monaten hatte es immerhin das Angebot gegeben, Speisen abzuholen. "Und wir sind allen Gästen sehr dankbar, die uns in dieser Zeit unterstützt haben", sagt Anke Geffarth. Dennoch freue er sich, "jetzt endlich wieder à la carte zu kochen, nicht mehr für Pappschachteln", ergänzt Scheid. "Wir sind froh, endlich etwas Licht am Horizont zu sehen", betont Regine Tönsing, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (dehoga) Ostwestfalen. Dennoch seien viele Gastronomen noch vorsichtig, auch mit Blick auf ihre wirtschaftliche Situation. "Wir dürfen uns jetzt keine Ausrutscher erlauben", sagt sie. Die Betriebe seien seit Monaten komplett heruntergefahren, die Lager geleert, Mitarbeiter in Kurzarbeit. Viele könnten gar nicht von heute auf morgen öffnen und viele Detailfragen würden erst in den nächsten Tagen geklärt. In der Innenstadt mit viel Laufkundschaft oder an beliebten Ausflugszielen zu öffnen, könne sich eher lohnen als für Betriebe am Rande der Stadt. "Das ist die unternehmerische Entscheidung eines jeden Einzelnen", sagt Tönsing, und bittet um Verständnis der Gäste, wenn nicht jede Gaststätte am Wochenende sofort wieder öffne. Diese Schwierigkeiten angesichts der noch unsicheren Situation beschreibt auch Patrick Luther vom Ausspann: "Es ist nicht ganz einfach und ein riesen Aufwand damit verbunden." Getränke und Lebensmittel müssen kurzfristig bestellt, Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt und ein Hygienekonzept erarbeitet werden. "Und was ist, wenn die Inzidenz nächste Woche über 100 steigt und wir wieder dicht machen müssen?" Dennoch wolle man jetzt den Neustart wagen. "Auch die Gäste scharren mit den Hufen", sagt Luther. Vorerst werde es eine reduzierte Karte geben und nur eine Sorte Bier soll ausgeschenkt werden. Immerhin: Die Gäste wären vor Wind und Regen geschützt, denn die vergangenen Wochen habe man genutzt, um entsprechende Schutzwände für den Außenbereich aufzubauen. Gäste-Zutritt und -Registrierung muss organisiert werden "Wir freuen uns, endlich wieder Gäste bei uns begrüßen zu dürfen", sagt Ina Wenzel vom Café Markt 5 am Marktplatz. Auch hier soll der Betrieb zunächst mit angepassten Öffnungszeiten und einer kleineren Auswahl an Speisen starten. Derzeit würden die Vorbereitungen getroffen, "damit alles reibungslos läuft - für unsere Gäste und die Mitarbeiter". Insbesondere die Regelungen für den Zutritt - Getestete, Geimpfte, Genesene - müssten verinnerlicht, die Gäste-Registrierung organisiert oder auch die Luca-App eingerichtet werden. Ein ganz entscheidender Faktor, ob der Neustart am Wochenende ein Erfolg wird, dürfte das Wetter werden. "Wir sind ein bisschen nervös, denn wenn es regnen sollte, haben wir keinen Plan B", denn nach drinnen dürfen die Gäste nicht, sagt Merve Öztürk vom Café Bar Celona. Aber grundsätzlich überwiege die Freude, dass es nun endlich wieder los gehen könnte. An anderen Standorten der Café-Kette, an denen bereits geöffnet werden durfte, sei die Resonanz der Gäste sehr gut gewesen.

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