Gefühl und Daten: Wie nass war es zuletzt wirklich in Paderborn?

Paderborn. Regen, Schnee, dann wieder Regen und zur Abwechslung auch immer wieder mal Graupelschauer: Der letzte Winter und das kaum begonnene Frühjahr haben einen insgesamt ziemlich feuchten Eindruck hinterlassen im Paderborner Land. Was viele Menschen gerade in den notgedrungen sozial reizarmen Zeiten der Corona-Pandemie eher schmerzt, könnte für die Natur aber auch ein Segen gewesen sein. Jedenfalls, wenn man sich die vielen schlechten Nachrichten über Trockenheit und viel zu wenig Niederschläge in den letzten Jahren ins Gedächtnis ruft. Mit auch verheerenden Folgen für die Wälder vor allem durch die massenhafte Vermehrung der Borkenkäfer. Wie also steht es aktuell ums Wasser im Paderborner Land? Muss man sich weiter Sorgen machen oder gibt es Entwarnung? Tatsächlich war auch das letzte Kalenderjahr insgesamt wieder relativ trocken: Nur rund 700 Millimeter Wasser fielen an der Messstation des Deutschen Wetterdienstes in Bad Lippspringe vom Himmel - gut 200 Millimeter weniger als im langjährigen, das heißt auf 30 Jahre berechneten Mittel, das bei 914 Millimetern liegt. "Seit 2018, also allein in diesen drei Jahren hat sich im Raum Paderborn/Bad Lippspringe ein Niederschlagsdefizit von etwa 400 bis 450 Millimetern aufgebaut", sagt der Meteorologe Thomas Kesseler-Lauterkorn, stellvertretender Leiter beim Klimabüro Essen des Deutschen Wetterdienstes. Das entspreche grob einer halben Gesamtjahresmenge. Im südlichen Paderborner Kreisgebiet sei es eher noch etwas mehr. Flächenhafte Daten für einzelne Kreise halte der DWD jedoch nicht vor, man könne sich nur auf die langjährig messenden geeigneten Klimastationen beziehen - in diesem Fall eben Bad Lippspringe. Seit 2009 relativ trockene Jahre Dabei sind schon seit 2009 relativ trockene Jahre eher die Regel: Mit Ausnahme von 2017 habe man in allen Jahren unter dem Schnitt gelegen, sagt Michael Bernemann. Als Chef der Paderborner Wasserwerke hat er einen guten Überblick über Brunnen und Pegel im Kreis. Dazu gehören insgesamt zehn Brunnen am Paderborner Diebesweg ebenso wie Brunnen in Altenbeken, in der Boker Heide und die Aabachtalsperre bei Bad Wünnenberg. Bernemann: "Seit 2008/2009 fehlen 1.500 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, also auf zehn Jahre gerechnet mehr als die Menge eines Jahres." Wichtig sind dabei vor allem auch die Monate, in denen die Vegetation ruht und Niederschläge bis ins Grundwasser durchsickern können oder auch die Talsperre füllen. Hat wenigstens dafür der letzte, gefühlt so nasse Winter etwas gebracht? "Jein", sagt Bernemann. So besonders nass sei der Winter gar nicht gewesen. Die Aabachtalsperre sei mit gut 13 Millionen Kubikmetern noch nicht beim sogenannten "Vollstau" von 14,7 Millionen Kubikmetern. Dazu verfüge die Talsperre noch über einen zusätzlichen Puffer von drei Millionen Kubikmetern. Die Daten der professionellen Wetterfrösche bestätigen das: Der Winter (klimatologisch die Monate Dezember, Januar und Februar) 2020/2021 brachte demnach in Bad Lippspringe gut 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Der langjährige Durchschnitt der letzten 30 Jahre liege dort jedoch bei rund 242 Litern. Sogar die letzten drei Winter davor seien mit 263, 368 und 283 Litern feuchter gewesen. Der letzte trockenere Winter sei 2016/2017 mit 194 Litern pro Quadratmeter gewesen. Am liebsten Paderborner Landregen Das relativ schlechte Abschneiden des letzten Winters liegt bei einem noch genaueren Blick auf die Daten am letzten Dezember, der nur die Hälfte seines Regensolls einbrachte. Der Eindruck eines ungewöhnlich nassen Winters wiederum mag sich mit dem leicht überproportional feuchten Februar und dem fast normal nassen März sowie dem bisher ebenfalls feucht-kalten April begründen lassen. Trotz der unter dem Strich insgesamt feuchten letzten Winter sind nach der Beobachtung der Wasserwerke die Grundwasserstände über die letzten Jahre dennoch gesunken - um zwei bis fünf Meter, mancherorts wie in der Boker Heide aber auch gar nicht. Michael Bernemann: "Beim Grundwasser gibt es eine hohe Schwankungsbreite." Großen Einfluss auf den Stand des Wassers im Erdreich habe die Art des Niederschlags. Bernemann: "Große Mengen, die sturzflutartig vom Himmel fallen, bringen nicht viel. Nieselregen bringt gar nichts. Am besten ist der sogenannte Paderborner Landregen - schön anhaltend. Die weiteren Aussichten sind also - typisch Wetter - ungewiss. Thomas Kesseler-Lauterkorn vom DWD: "Im bisherigen Gesamtjahr 2021 liegen wir zwar halbwegs im Soll beim Niederschlag, nur reicht das bei weitem nicht, um das große Defizit der Jahre 2018 bis 2020 auszugleichen. Das heißt, wenn es in den kommenden Wochen relativ wenig regnet, könnte die Trockenheitssituation rasch wieder angespannt sein."

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