Schäden durch Salz: Stadtwerke Bad Oeynhausen bohren Weser-Brunnen auf

Bad Oeynhausen. Salz gehört in die Suppe und ist unentbehrlich fürs Leben. In die Weser gehört Salz aber eigentlich nicht. Trotzdem führt der Fluss eine vergleichsweise hohe Salzfracht mit sich, messbar ist sie zum Beispiel am Wasserwerk Rehme. Das Weser-Salz verursacht offenbar auch Schäden in den Brunnen. Die Stadtwerke Bad Oeynhausen müssen derzeit zwei von sechs ihrer Trinkwasserbrunnen sanieren. Die Filter aus Edelstahl in etwa 15 Metern Tiefe sind teilweise verrostet und verrutscht. Eine Spezialfirma bohrt die beiden Brunnen derzeit auf. Die Löcher werden vergrößert, die eingebauten Rohre und Filteranlagen entfernt. Die Brunnen sind etwa 30 Jahre alt. Das ist für einen ordentlichen Trinkwasserbrunnen mit bloß 16 Metern Bohrtiefe eigentlich kein Alter, findet Bettina Senske von der Firma Eugen Engert. &bdquo;Das ist selten, dass so ein Edelstahlfilter wieder rausmuss.“ Doch bei einer Videobefahrung der beiden Brunnen haben Ingenieure die Schäden mit dem Kameraauge entdeckt. Die alten Filter sind aus V2A-Edelstahl-Streben gemacht, die zu einem Gitternetz verschweißt wurden. Die erhöhten Salzwerte im Brunnenwasser haben diese Schweißpunkte aber womöglich schneller rosten lassen. Ingenieure nennen die alten Filter &bdquo;Wickeldrahtfilter“, erklärt Ayoub Chotta von der Firma Eugen Engert. Künftig wird anstelle des Gitters ein Filterrohr aus V4A-Edelstahl eingebaut, das ohne Schweißnähte auskommt, es heißt &bdquo;Schlitzbrückenfilter“. Die winzigen Schlitze in diesem Edelstahlrohr, durch die das Brunnenwasser gefördert wird, sind wie bei einer Käsereibe in den Stahl geschlitzt worden. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausens &bdquo;Humboldt“ ist wieder fit wie in jungen Jahren Uferfiltrat aus der Weser &bdquo;Das dürfte 60, 70 Jahre halten“, sagt Wassermeister Jan Niklas Kolmar von den Stadtwerken. Unter günstigen Umständen würde die Wasserförderung womöglich auch 100 Jahre weiterlaufen können. Aber die Umstände an der Weser sind nicht optimal. Der Fluss hat wegen des Kalibergbaus immer noch eine hohe Salzfracht. Außerdem schwanken die Wasserstände teils erheblich. Ein großer Teil des Trinkwassers, das aus den sechs Brunnen in der Nähe der Weser gefördert wird, ist Uferfiltrat, also gefiltertes Weserwasser. Aktuell würde der Brunnen, der gerade aufgebohrt wird, wegen Niedrigwassers in der Weser bloß etwa 12 bis 13 Kubikmeter Wasser pro Stunde liefern. Aufs Jahr gerechnet fließen &bdquo;etwa 40 Prozent“ Uferfiltrat ins Trinkwasser der Südstadt, schätzt Wassermeister Kolmar. Je nachdem, wie viel Wasser gerade in der Weser ist, kommt auch viel oder wenig Weserwasser in die Brunnen. 60 Prozent des Trinkwassers, das jährlich in Rehme gefördert wird, ist Grundwasser. Es fließt durch unterirdische Verwerfungen in Richtung Weser und wird kurz zuvor in etwa 15 Metern Tiefe von den Stadtwerken angezapft. Wie viel Salz aus den solehaltigen Heilquellen dabei ins Grundwasser eingespült wird, ist unklar. Allerdings messen die Stadtwerke an jedem ihrer sechs Brunnen in Rehme unterschiedliche Salzfrachten. Das deutet darauf hin, dass durch die unterirdischen Verwerfungen im Gestein und die verschiedenen Weserwasserstände wirklich unterschiedliche Wässer angezapft werden, auch wenn die Brunnen in Rehme nur wenige Meter auseinanderliegen. Außerdem wird das Wasser aus den sechs Brunnen bereits im Wasserwerk gemischt und die Salzfracht, also der Chloridgehalt dadurch gesenkt. Die sechs Brunnen liefern etwa eine Million Kubikmeter Wasser jährlich. Zusätzlich kommt in Rehme Wasser aus Südhemmern vom Wasserbeschaffungsverband (WBV) &bdquo;Am Wiehen“, Wasser aus Porta Westfalica (maximal 200.000 Kubikmeter im Jahr) sowie inzwischen auch Wasser aus Vlotho (maximal 100.000 Kubikmeter) an, die ebenfalls ins Trinkwassernetz eingespeist werden. Zwei Brunnen fallen derzeit aus Während der laufenden Arbeiten fallen die beiden Rehmer Brunnen für die Trinkwasserversorgung der Südstadt aus. Im vergangenen Sommer war das Wasser in der Kurstadt nach der Havarie einer WBV-Leitung unter der Werre plötzlich knapp. Die Leitung ist inzwischen wieder in Betrieb, die Wasser-Ampel steht auf Grün. &bdquo;Wir haben die Baumaßnahme in eine Zeit gelegt, in der die Kunden wenig Wasser abnehmen“, sagt Jan Niklas Kolmar. Das fehlende Wasser kann aktuell durch mehr Zulieferung vom WBV aus Südhemmern ersetzt werden. Das Aufbohren der beiden alten Brunnen soll die Trinkwasserversorgung langfristig sichern. Mehr Leistung erwarten die Stadtwerke nicht. Und wenn, dann nur minimal. Das Trinkwasserdargebot an der Weser hängt von der Edertalsperre und dem Niederschlag ab, nicht so sehr vom Brunnenrohr, auch wenn das künftig nicht mehr 350 Millimeter, sondern sogar 500 Millimeter Durchmesser hat. Das Bohrloch ist sogar 1,2 Meter breit. Während die Ingenieure in sicherer Entfernung von der Baustelle die Einzelheiten der Sanierung, zum Filterbau und den etwa 20 Tonnen Filterkies mit einer Körnergröße von zwei bis 3,15 Millimetern erklären, zupft ein Seilbagger das alte Brunnenrohr aus dem Schacht. Arbeiter sägen das Rohr in handhabbare Einzelteile. Dann kommt alles in den Müll. Sogar der alte Filterkies. Die Bigpacks mit dem neuen Material stehen schon bereit. Das Aufbohren der beiden Brunnen kostet die Stadtwerke womöglich etwa 220.000 Euro netto. Die Kosten werden auf den Wasserpreis umgelegt, den alle Trinkwasser-Kunden der Stadtwerke bezahlen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen