Kreis Paderborn

Trotz Corona-Pandemie bleiben viele Beschäftigte Pendler

33.800 Menschen verlassen den Kreis Paderborn auf dem Weg zur Arbeit. Eine Gewerkschaft hält "teuren Wohnraum" für mitverantwortlich.

Alltägliches Bild für Berufspendler: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Menschen, die auf dem Weg zur Arbeit weite Strecken zurücklegen, auf einem hohen Level. | © IG Bau

24.03.2021 | 24.03.2021, 05:50

Kreis Paderborn. Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Paderborn auf einem hohen Level. Im vergangenen Jahr verließen rund 33.800 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen. Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam.

Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach blieb die Zahl der sogenannten Auspendler im Kreis Paderborn mit einem Plus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert. Außerdem kamen im vergangenen Jahr rund 30.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig in den Kreis Paderborn als Einpendler, was einem geringfügigen Minus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Das sind die Ursachen

Zu den Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung der IG BAU Ostwestfalen-Lippe der teure Wohnraum in der Region. „Nach jahrelangen Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten. Ihnen bleibt als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn", so Bezirksvorsitzende Sabine Katzsche-Döring. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.

Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die Pendler-Zahlen zu verringern", sagt Katzsche-Döring. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten. Beim sozialen Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.

Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine soziale, sondern auch eine ökologische Frage.