Zahl der Sexualdelikte steigt im Kreis Paderborn an

Kreis Paderborn. Jährlich blickt die Paderborner Kreispolizeibehörde mit der Kriminalitätsstatistik auf die Entwicklungen und Zahlen des vergangenen Jahres. 2019 wurde der niedrigste Wert seit 30 Jahren festgestellt, 2020 geht die Zahl der Straftaten jedoch leicht nach oben. In Zahlen ausgedrückt: Es gab im Kreisgebiet 419 Fälle mehr als im Vorjahr und insgesamt 15.806 Fälle. "Damit sind wir grundsätzlich zufrieden", resümiert Behördenleiter und Landrat Christoph Rüther. "In Zukunft wollen wir einige Schwerpunkte neu beleuchten, darunter Rauschgiftkriminalität und Wohnungseinbrüche." 2020 wurden 6.325 Tatverdächtige von der Paderborner Polizei registriert. 23 Prozent von ihnen waren weiblich. Rund 24 Prozent von ihnen waren keine deutschen Staatsbürger, dieser Anteil sank im Vergleich zu 2019 um zwölf Prozent. Und 1.451 aller Tatverdächtigen waren unter 21 Jahren. Straftaten gegen das Leben 2020 stieg die Anzahl der Straftaten gegen das Leben, darunter fallen beispielsweise Fahrlässige Tötung oder Mord, um zwei auf insgesamt zehn Fälle. "Die Hälfte dieser Straftaten blieb im Versuchsstadium", sagt Kriminaldirektorin Verena Mertens. Rohheitsdelikte Unter anderem Körperverletzung, Raub, Freiheitsberaubung und Zwangsheirat gehören zu den sogenannten Rohheitsdelikten. Körperverletzungen machen den größten Anteil aus, hier gab es 2020 einen dreiprozentigen Rückgang. Auch bei der gefährlichen und schweren Körperverletzung wird ein Rückgang verzeichnet. Dagegen stellten die Beamten einen Anstieg der Straftaten gegen die persönliche Freiheit (dazu zählen Nötigung, Bedrohung und Nachstellung) fest: Hier gab es 76 Fälle mehr als 2019, insgesamt waren es 676. Häusliche Gewalt Entgegen der landesweiten Entwicklung registrierte die Kreispolizeibehörde Paderborn 2020 weniger Fälle häuslicher Gewalt. "Die Zahlen sind um 17,7 Prozent gesunken", berichtet Mertens. Von den insgesamt 228 Fällen endeten laut Mertens zwei Fälle mit dem Tod der Opfer. Das sei der Fall gewesen, als einer Frau mutmaßlich von ihrem Mann die Kehle durchgeschnitten wurde sowie in dem Fall, als eine 84-Jährige ihren Mann mutmaßlich tötete, indem sie ihm eine Stricknadel ins Auge gestochen haben soll. Wohnungseinbrüche Die Kriminalstatistik zeigt zwar einen 15-prozentigen Anstieg der Wohnungseinbrüche, jedoch stehe dieser laut Mertens vor allem mit Ermittlungsverfahren zum Jahreswechsel 2019/ 2020 im Zusammenhang. Das heißt: Im weiteren Verlauf des Jahres habe sich der positive Trend aus den vergangenen Jahren fortgesetzt. 2016 gab es im Kreis Paderborn noch 492 Wohnungseinbrüche, 2020 waren es insgesamt 304. In nur der Hälfte der Fälle waren die Einbrecher erfolgreich: 50 Prozent bleiben beim Versuch stecken und kommen nicht durch Fenster oder Türen. "Unsere Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen stellt mit 20 Prozent einen Spitzenwert in Nordrhein-Westfalen dar", konstatiert Mertens. Vermögens- und Fälschungsdelikte Der bekannte Enkeltrick fällt bei der Polizei Paderborn unter den Sammelbegriff "SÄM-ÜT". Das ist die Abkürzung für "Straftaten gegenüber älteren Menschen durch überörtliche Täter". Auffällig ist hier, dass die Täter nur in 13 Fällen aus dem Kreis Paderborn heraus agierten. Insgesamt gab es 145 Fälle im Bereich SÄM-ÜT, in 142 Fällen blieb es beim Versuch und die Täter blieben erfolglos. Sexualdelikte Einen deutlichen Anstieg von 67 Prozent stellt die Polizei Paderborn bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung fest. Die Aufklärungsquote ist ebenfalls gestiegen und liegt bei 89 Prozent. Unter diese Straftaten fällt auch die Verbreitung pornografischer Schriften, die von 43 Fällen im Jahr 2019 auf 158 Fälle 2020 gestiegen ist. "Grund dafür ist ein intensives Monitoring der Sozialen Netzwerke und eine priorisierte Auswertung sichergestellter Datenträger", sagt Mertens. Ein ebenfalls starker Anstieg ist im Bereich sexueller Missbrauch auffällig. Der Schwerpunkt liege hier im Bereich der Messenger-Dienste und Sozialen Medien. Die Deliktsbereiche Vergewaltigung, Sexueller Übergriff und Sexuelle Nötigung seien in Summe etwa konstant zum Vorjahr. 29 exhibitionistische Handlungen registrierte die Polizei im Kreisgebiet 2020, im Vorjahr waren es noch acht. "Es war jedoch keine Tatserie erkennbar", so Mertens. Rauschgiftdelikte Die Polizei verzeichnet einen Rückgang der Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz um rund 14 Prozent. Hier überführten die Beamten unter anderem Tätergruppen an der Borchener Straße und im Riemekeviertel, die dealten. Laut Mertens gab es im vergangenen Jahr vier Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen. "Vergangenen Freitag gelang uns ein Schlag gegen die Drogenszene im Stadtbereich. Wir beschlagnahmten 1,1 Kilogramm Haschisch, eine große Ikea-Tüte voll. Zudem wurden 200 Milliliter Steroide und 26.000 Euro Bargeld beschlagnahmt", berichtet Mertens. Der Straßenverkaufswert liege bei 1,1 Kilogramm Haschisch etwa bei 10.000 Euro. Von den drei Tätern sei einer in Haft. "Die Drogenszene wird ein Schwerpunktthema für uns", sagt Behördenleiter Rüther. Auch der Bereich Westerntor werde noch stärker in den Fokus rücken. Fahrrad- und Autodiebstähle Die Diebstahlskriminalität hat mit rund 36 Prozent den größten Anteil an der Gesamtkriminalität. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr laut Mertens in etwa gleich geblieben. Anstiege verzeichnet die Polizei Paderborn bei Fahrrad- (plus neun Prozent) und Autodiebstählen (plus 34 Prozent). "Besonders E-Bikes sind aufgrund ihres teils hohen Preises interessant für Diebe", so Mertens. Bis Mitte November sind laut Polizeisprecherin Corinna Koptik insgesamt 197 Diebstähle von E-Bikes festgestellt worden. Prozentual bedeute das einen Anteil von 20 Prozent an der Gesamtzahl der Fahrraddiebstähle. Es sei insgesamt ein Schaden von rund 1,2 Million im Bereich der Fahrraddiebstähle gemeldet worden. Aufklärungsquote Die Aufklärungsquote der Straftaten steigt im Kreis Paderborn auf rund 58 Prozent. "Wir sind damit auf einem sehr guten Niveau und liegen über dem landesweiten Schnitt. Dieser liegt bei rund 53 Prozent", so Mertens.

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