Der Heimatdichter will nicht ruhen: Erwin Grosche wird 65

Paderborn. Gerade hat er einen neuen Film gedreht, den &bdquo;Tortentester". Worum es da geht? Nun, der Titel sagt alles. Typisches Thema, könnte man sagen. Schließlich ist Erwin Grosche erstens in einem Bäckerladen groß geworden und zweitens bekennender Liebhaber von Kuchen. Doch in diesen Tagen gibt’s für ihn sicher noch eine besondere Nascherei: Geburtstagstorte. Erwin Grosche, die Kleinkunstlegende aus Paderborn, feiert offiziell am 25. November seinen 65. Geburtstag. Eigentlich ist Grosche aber noch einen Tag älter. &bdquo;Als Kind habe ich immer zweimal Geburtstag gefeiert, am 24. und am 25. November, das war ganz praktisch, erst mit den einen, dann mit den anderen", erzählt der Jubilar. &bdquo;Meine Mutter hat mich am 24. geboren, aber mein Vater erst für den Tag darauf eintragen lassen." So war das damals in Anröchte-Berge. Das verließ er schon in zarter Jugend, um es seinem Bruder Heiko gleich zu tun und aufs Gymnasium nach Paderborn zu gehen – und damit ins Internat. Reihenweise Preise abgeräumt Paderborn hat Erwin Grosche bis heute nicht verlassen und seitdem für die südostwestfälische Provinzhauptstadt jede Menge Gratiswerbung gemacht – unter anderem indem er reihenweise renommierte Kleinkunstpreise abräumte. Paderborn ist der Kosmos, in dem alles steckt, was Erwin Grosche in den letzten 50 Jahren zu Tage gefördert und in unfassbar vielen Büchern für Kinder und Erwachsene, in Filmen und auf Tonträgern festgehalten hat, als Mitarbeiter von Funk und Fernsehen, aktuell auch als Kolumnenschreiber der Neuen Westfälischen – und natürlich immer wieder als Solokünstler auf Bühnen im deutschsprachigen Raum. Und zwar auf eine Art, die nur seine ist. Nicht politisches Kabarett, nicht Comedy, sondern verspielt und verzückt, häufig skurril, mit liebevoller Poesie und unverstelltem Blick ganz tief in einen bis dahin oft unbekannten Kern der Dinge. Die Ideen fliegen ihm in einem offenbar nie versiegenden Gedankenstrom nur so zu. Den versucht er, auf seinem Sprachrekorder festzuhalten. Eine Kleinigkeit nach der anderen, bis Grosche immer wieder neue Gesamtkunstwerke daraus komponiert, mal als Buch, dann wieder für die Bühne, für eine CD oder für einen Film. Mit 65 ist noch lange nicht Schluss &bdquo;Woanders würde ich nicht leben können", sagt der Meister und erzählt vom Widerwillen, mit dem er mal für längere Wochen zum Filmedrehen in Berlin hat leben müssen. Als &bdquo;Heimatdichter" habe ihn eine Rezensentin mal beschrieben. Genau das sei er. Auch wenn er durchaus mit der einen oder anderen aktuellen Erscheinung im Paderborner Stadtbild fremdele und meint: &bdquo;Es müsste doch eigentlich mehr drin sein, wenn man schon neu baut." Mit 65 ist für einen wie Erwin Grosche noch lange nicht Schluss – natürlich. &bdquo;Leben und arbeiten war bei mir immer eins und wird es auch bleiben", sagt er und hofft, dass er vielleicht doch noch mit dem einen oder anderen Werk reich wird. Wie jetzt, reich werden, meint er das ernst? &bdquo;Ich habe von Anfang an gewusst, worauf ich mich einlasse und genau das gemacht, was ich machen wollte. Ohne Selbstzweifel, weil ich wusste, dass es gut ist. Ich habe auch immer davon leben können. Reichtum interessiert mich nicht", fügt er auf Nachfrage dann doch hinzu. Und bekennt aber auch: &bdquo;Es ist schon schade, dass ausgerechnet mein Weltlexikon sich nicht so toll verkauft hat. Dabei ist das ein Standardwerk, das man einfach haben muss." Nun ja, es sei auch nicht ganz so leicht, gibt er zu, und spiele zwischen den Genres. Ein typischer Grosche eben.

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