
Paderborn. Ohne ihn würde es das Theater Paderborn heute womöglich nicht geben: Elert Bode hat die Westfälischen Kammerspiele - die Vorgängerbühne - am 9. November 1957 aus der Taufe gehoben. Es war das Fundament für ein modernes, professionelles Theater, das in Paderborn und der Region heute fest verwurzelt ist. Jetzt ist der Schauspieler, Theaterregisseur und Intendant im Alter von 90 Jahren in Stuttgart gestorben.
Gleich mit seiner ersten Kammerspiele-Aufführung „Korczak und die Kinder“ in der Schulaula des Gymnasiums Theodorianum - dem ersten Theatersaal - verdeutlichte Bode seinen Anspruch: die erschütternde Geschichte des polnischen Arztes, der 65 jüdische Waisenkinder freiwillig in die Gaskammern begleitete. Finanziell lief es in der Anfangszeit weniger rund, bezahlte Bode doch alles aus seiner eigenen Tasche.
Sein Theater fand aber schnell viele Freunde und zog 1959 um in das Konzertcafé Vaterland (der späteren Buchhandlung Kamp im Kötterhagen), wo Platz für 80 Leute war. Inzwischen griffen auch Stadt und Kreis dem Privatunternehmen finanziell unter die Arme. Das Anwachsen von Bodes persönlichem Schuldenberg wurde dadurch aber nur minimal verlangsamt. In späteren Jahren sollte es mit der Geschäftsseite des Theatermachens dann besser laufen.
In der Paderborner Volksbank gibt es das erste richtige Theater
1961 wurde die Trägerschaft des Theaters in die Hände eines neu gegründeten Vereins gelegt. Im Oktober 1968 bezogen die Kammerspiele das Gebäude der Volksbank neben dem Rathaus: Paderborns erstes richtiges Theater mit 240 Plätzen, Foyer und Garderoben. Ein großer Schritt, der auch überregional für Aufsehen sorgte. „Es kommt nicht oft vor, dass eine Stadt von 64.000 Einwohnern ein Theater baut“, berichtete zum Beispiel der „Mannheimer Morgen“.
Ende 1970 verließ Elert dann die Kammerspiele, erhielt in diesem Jahr aber noch den Paderborner Kulturpreis. Neuer Kammerspiele-Chef wurde Siegfried Bühr. Ein Jahr vor seinem Umzug hatte Bode noch einen Schüler mit großem Schauspieltalent auf die Bühne geholt, der heute über Paderborn hinaus bekannt ist: Erwin Grosche.
„Ich habe ihn persönlich kennengelernt und sehr geschätzt als Kollegen und Ratgeber“, sagt Katharina Kreuzhage, Intendantin des Theaters Paderborn. „Er hat an den Geschicken dieses Hauses bis zum Ende seines Lebens von ganzem Herzen teilgenommen. Insofern ist es ein großer Verlust für das Theater und für mich persönlich.“
Der Theatermann ist immer auch in TV-Produktionen zu sehen
Der am 6. April 1934 in Breslau geborene Bode lernte das Schauspiel bei Günther Seeker, dem Leiter der Jungen Bühne in Goslar. 1956 folgte sein Debüt beim Theater im Kleinen Raum in Münster. Dort arbeitete er auch als Dramaturg und Regieassistent - bis 1957 die Kammerspiele mit ihm als 23 Jahre jungen Intendanten folgten.
Weitere Stationen als Intendant waren ab 1970 die Württembergische Landesbühne Esslingen und ab 1976 die Stuttgarter Komödie im Marquardt: Dort übernahm er im Jahr 1984 zusätzlich das Alte Schauspielhaus. Er trat an seinen Häusern auch als Schauspieler auf und übernahm häufig die Regie.
2002 - mit 68 Jahren - endete seine Zeit als Theaterchef in Stuttgart, der zwei wirtschaftliche gesunde Häuser an seinen Nachfolger übergab. Parallel zum Theater und auch nach seinem Intendanten-Ruhestand war er als Schauspieler in zahlreichen TV-Produktionen zu sehen.
Mit Umbenennung in Theater Paderborn ist Elert Bode nicht glücklich
In seiner Festrede zum 50-Jahre-Jubiläum der Paderborner Bühne im November 2007, stilecht vorgetragen in Reimform, ließ Bode die Anfängerjahre Revue passieren. Er verdeutlichte, dass allen finanziellen und ideellen Hindernissen der Nachkriegsjahre zum Trotz sich „Theater, das damals keiner vermisst hatte“ sich gegen alle Zweifler durchgesetzt habe und heute nicht mehr wegzudenken sei.
Zehn Jahre später stattete er dem Theater, seinem „Kind“, wie er es nannte, auch zum 60. Geburtstag einen Besuch ab und sagte: „Ich habe 13 wichtige Lebensjahre hier verbracht und verfolge alles, was sich hier kulturell ereignet.“ Nicht glücklich war er über die Umbenennung in Theater Paderborn. Letztlich könne er damit aber leben, solange in der Unterzeile die Westfälischen Kammerspiele noch auftauchen. Zur Einweihung des neuen Theaters im September 2011 zeigte sich Bode beeindruckt, zu welcher Größe sein „Jugendwerk“ gediehen sei.
Nicht gereicht hat es zu einem Elert-Bode-Platz, auch wenn ein solcher innerhalb der Diskussion um die Namenssuche für den Standort des neuen Theaters - letztlich wurde es Neuer Platz - im Raum stand. Der Grund: Laut Heimatverein werden keine Plätze nach lebenden Personen benannt. Seinen Platz in der Paderborner Theater-Geschichte hat Elert Bode aber auch so sicher.