Paderborner Demo setzt Zeichen für die Demokratie

Paderborn. Mit Unbehagen blickt Johannes Menze zurück auf die vergangenen Wochen und die Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Fragt man ihn warum, dann spricht er von geballter Unvernunft und von Thesen, die rumgeistern. "Diesen muss man sich aktiv entgegenstellen", sagt der Kreisgeschäftsführer der Grünen noch vor Beginn der Demonstration. "Jetzt sagen wir etwas für die Demokratie." Mit wir sind unter anderem Vertreter und Vertreterinnen der Grünen, der CDU, der SPD, der Linken, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Fridays-for-Future-Bewegung, des Integrationsrates, des Vereins Paderpride, der Gruppe Seebrücke sowie der Biohaus-Stiftung gemeint. Das Motto an diesem Samstagvormittag, am Tag des Grundgesetzes, lautet: Der Demokratie eine kunterbunte Bühne geben. Schätzungsweise bis zu 50 Teilnehmer bleiben vor dem Rathaus stehen und hören den Redebeiträgen an. Die Kundgebung verläuft friedlich, ebenso die drei weiteren Veranstaltungen in der Paderborner Innenstadt. "Das verschiebt unsere Gesellschaft nach Absurdistan" Die Sorgen über Corona seien verständlich und es brauche eine kritische Reflexion über die Corona-Maßnahmen und der Einschränkung der Grundrechte, betont Menze in seinem Redebeitrag, der zugleich den Auftakt der Veranstaltung darstellt. Wie manche allerdings das grundgesetzliche Widerstandsrecht in Anspruch nehmen, "das verschiebt unsere Gesellschaft nach Absurdistan". Er pointiert: "Wir überlassen den öffentlichen Diskurs und die Demokratie nicht denen, die - salopp formuliert - Hüte aus Aluminium tragen und schwenken. Die Demokratie ist viel weiter und breiter." Insgesamt stehen 17 Redebeiträge auf dem Programm. Organisiert wird die Veranstaltung vom Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen mit Unterstützung vom Bündnis für Demokratie und Toleranz. Unter anderem hat Christoph Rüther, Bürgermeister von Bad Wünnenberg und Landratskandidat der CDU, das Wort: "Demokratie bedeutet für Menschen, Verantwortung zu übernehmen und auch dafür einzustehen." Dass der Notstand nicht zum Dauerzustand werden darf, mahnt Morag Peckelsen vom DGB an und verweist auf die Situation der Freiberufler, Kurzarbeiter und Auszubildenden. "Demokratie muss immer wieder erkämpft werden" Recep Alpan, Vorsitzender des Integrationsrates, betont hingegen das Engagement im Kampf gegen Ausgrenzung sowie auch die Bedeutung individueller Freiheit und Vielfalt. Den Blick auf die aktuelle Situation in der Fleischindustrie und der Prostitution richtet Elke Süsselbeck, Bürgermeisterkandidatin der Linken. Sie hofft, dass das Virus dazu taugt, menschenunwürdige Situationen zu ändern. "Demokratie ist nicht einfach da oder wird gestaltet, sie muss immer wieder erkämpft werden", sagt Pfarrer Christoph Keienburg vom evangelischen Kirchenkreis. Kritisch schaut er zurück auf die Entscheidungen in den vergangenen Wochen: "Das mit den Kitas dürfen wir nicht noch einmal so machen. Im Falle eines erneuten Lockdowns müssen wir da genauer hinsehen." Laut einer Presseinformation der Paderborner Polizei beteiligten sich an den vier Versammlungen zur Corona-Pandemie in der Innenstadt in der Spitze bis zu insgesamt 250 Teilnehmer. Im Paderquellgebiet lief die Veranstaltung unter dem Motto "Friedvolles Miteinander", vor dem Dom lautetet das Thema "Grundgesetz". Nicht erreicht wurden laut Polizei die 50 angekündigten Teilnehmer einer Menschenkette vom Westerntor zum Marienplatz. Auch dabei ging es um freiheitliche Rechte und Demokratie.

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