Paderborn

Digitales Lernen: Studie der Uni Paderborn deckt Mängel auf

Zwei Wissenschaftlerinnen der Universität Paderborn haben eine repräsentative Umfrage unter Lehrkräften entwickelt und ausgewertet. Die Ergebnisse lassen aufhorchen.

Digitales Lernen ist eine große Herausforderung. Nur wenige Schulen meistern diese momentan. | © Andreas Zobe

13.05.2020 | 13.05.2020, 09:00

Paderborn. Die Schulen stehen angesichts der Corona-Beschränkungen vor der Herausforderung, Unterricht fernab des Klassenraums anzubieten. Nur zwei Drittel der Schulen haben dafür aber ein Gesamtkonzept. Das zeigt eine aktuelle für Deutschland repräsentative Lehrkräfte-Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland.

Birgit Eickelmann und Kerstin Drossel von der Universität Paderborn haben die Studie entwickelt und die Daten analysiert. Sie zeigt, dass Bund und Länder ihre Schulen zukünftig noch stärker unterstützen müssen. Dies teilt die Universität Paderborn in einer Presseinformation mit.

„Die Studie zeigt, wie wichtig es ist, Schulen und Lehrkräfte in der Pandemie-Zeit zukünftig noch besser zu unterstützen. Deutschland braucht ein bundesländerübergreifendes Gesamtkonzept für den schulischen Bildungsbereich und finanzielle Sofortmaßnahmen, um die Gestaltung von Schule so zu ermöglichen, dass wirklich alle Kinder und Jugendlichen von den schulischen Bildungsangeboten profitieren. Größere Anstrengungen sind in Deutschland vor allem im Bereich des digital gestützten Lernens notwendig", stellt Birgit Eickelmann mit Blick auf zukünftige Entwicklungen fest.

Nur ein Drittel hält regelmäßigen Kontakt zu Schülern

Bei der Befragung gaben 87 Prozent der Lehrkräfte an, dass ihnen der Kontakt zu Schülerinnen und Schülern wichtig sei. Dabei gelinge es allerdings lediglich etwa einem Drittel (35 Prozent) der Lehrkräfte, Kontakt zu sämtlichen Schülerinnen und Schülern zu halten.

Etwa die Hälfte (52 Prozent) erreiche zumindest den Großteil ihrer Schüler. Lediglich drei Prozent hätten derzeit keinen Kontakt zu ihren Schülerinnen und Schülern. Das, so Eickelmann, werde sich mit der schrittweisen Öffnung der Schulen ändern.

Es bleibe aber die Frage, ob und wie das schulische Lernangebot, alle Schülerinnen und Schüler tatsächlich erreiche. Besonders auffällig in der Studie: Knapp mehr als die Hälfte der Lehrkräfte befürchte, dass durch den Unterricht fernab der Schule der Einfluss des Elternhauses auf die schulischen Leistungen der Schülerinnen und Schüler zugenommen habe. An Grundschulen seien es sogar fast zwei Drittel der Lehrkräfte, die sich sorgten, dass auf diese Weise bereits bestehende soziale Ungleichheiten zunehmen könnten.

Lehrer komplett auf sich allein gestellt

Rund ein Viertel der Befragten gebe an, bei der Umsetzung von Unterrichtsinhalten aktuell komplett auf sich allein gestellt zu sein. Mit einem schulischen Gesamtkonzept arbeiteten 32 Prozent der Lehrkräfte, während 41 Prozent den Unterricht in Kooperation mit anderen Lehrkräften organisierten. Kritik gebe es auch an den Schulbehörden und zuständigen Ministerien: 38 Prozent der Lehrkräfte fühlten sich in der momentanen Situation von ihnen bereits zur Zeit der Schulschließung nicht gut informiert.

Bei der Auswertung der Studie hätten die Paderborner Wissenschaftlerinnen festgestellt, dass Schulen, die bereits vor der Corona-Krise in der Digitalisierung weiter fortgeschritten waren, die Schülerinnen und Schüler verlässlicher erreichen könnten.