Verunsicherung über Grundschulöffnungen in Paderborn

Paderborn. Sieben Wochen lang waren die Viertklässler in Paderborn nicht mehr in der Grundschule. In dieser Woche könnte sich das ändern: "Aktuell gehen wir davon aus, dass die Viertklässler Donnerstag und Freitag wieder zur Schule gehen", sagt Maxi Brautmeier-Ulrich, Sprecherin der Grundschulen in Paderborn. Planungssicherheit gebe es dafür jedoch nicht. Denn die finale Entscheidung über den Schulbeginn für Viertklässler in Nordrhein-Westfalen wird am Mittwoch bei einer Konferenz zwischen Bund und Ländern gefällt. In den vergangenen Wochen hat es laut Brautmeier-Ulrich viel Unklarheit gegeben: "Wir sind bereit für die Öffnungen, waren es auch schon länger." Doch das Startdatum wurde vom Schulministerium verschoben: Erst seien die Grundschulen vom 19. April ausgegangen, dann vom 4. Mai, nun rechne man mit dem 7. Mai. "Schulleitungen stecken in einem großen Dilemma: Wir wollen die Eltern über den Schulstart informieren, aber die Entscheidungen stehen noch aus", weiß Brautmeier-Ulrich. In einer E-Mail schrieb das NRW-Schulministerium vergangene Woche, dass alle Grundschüler ab dem 11. Mai in einem tageweise "rollierenden" System wieder die Schulen besuchen sollen. Doch was bedeutet das konkret? Laut Brautmeier-Ulrich könnte es bedeuten, dass die Erst-, Zweit-, Dritt- und Viertklässler an jeweils einem Wochentag unterrichtet werden. Aber sie äußert auch Zweifel: "Ich denke, dass dieses System für Lehrer und Schüler sehr schwierig umzusetzen ist." Besonders für kleine Kinder sei die Kontinuität beim Lernen wichtig, die jedoch durch lange Pausen zwischen den Schultagen unterbrochen werde. Keine Maskenpflicht im Klassenzimmer Je nach Größe teilen laut Brautmeier-Ulrich die Grundschulen ihre Klassen in zwei oder drei Gruppen auf. Die Klassenzimmer seien umgestellt worden, damit zwischen den Schülern ein Abstand von anderthalb Metern gewährleistet werden könne. Auch die Pausenzeiten werden versetzt, um die Gruppen auf dem Schulhof zu entzerren. "Abstand halten und Hände waschen werden für uns im Schulbetrieb das A und O", berichtet die Sprecherin der Grundschulen. Masken sollen Grundschüler in der Klasse nicht tragen müssen. Zu den Neuerungen im Grundschulalltag während der Coronakrise gehört auch die tägliche Reinigung der Gebäude sowie eine mehrfache Desinfektion von Handläufen und Türgriffen. Wie Schuldezernent Wolfgang Walter berichtet, werden dafür in Paderborn mehr Reinigungskräfte im Einsatz sein als vor der Krise. Für den Fall, dass ein Kind mit dem Bus zur Schule fährt und seine Schutzmaske vergessen hat, gebe es auch einen Vorrat an jeder Schule. Auch Walter erlebt bei den Paderborner Grundschulen eine Verunsicherung bezüglich des Schulstarts: "Wir haben sehr unterschiedliche Botschaften aus dem Schulministerium erhalten. Die sorgten eher für Verwirrung als für Klarheit. So kann vor Ort nicht geplant werden." Dennoch habe er mittlerweile die Rückmeldung von den Grundschulen erhalten, dass sie startklar seien. Homeoffice und Homeschooling Sven Losinzky, Vorstandssprecher der Stadtschulpflegschaft Paderborn, befürwortet die Entscheidung, Grundschülern wieder den Schulbesuch zu ermöglichen: "Aus Elternsicht ist es oft sehr schwer, Homeoffice und Homeschooling unter einen Hut zu bekommen." Die Unterlagen für die Kinder seien je nach Grundschule unterschiedlich aufbereitet. Zudem fehle eine gute digitale Alternative zum klassischen Schulunterricht - beispielsweise durch Videokonferenzen. "Es wäre gut, wenn das Schulministerium Konzepte dafür entwickeln könnte", so Losinzky. Bei den Kindern spüre man zudem deutlich, dass das Durchhaltevermögen nachlässt. Daher sei der tageweise Unterricht zumindest eine Möglichkeit, um den Kontakt zur Grundschule herzustellen. "Wenn er auch inhaltlich vermutlich nicht viel rausreißen wird", vermutet Losinzky. Auch die Lehrer erleben eine hohe Belastung, berichtet Beate Schäfers, Personalratsvorsitzende der Grundschullehrkräfte im Kreis Paderborn: "Die Verunsicherung ist groß und die E-Mails aus dem Schulministerium liefern keine Fakten." Viele fühlten sich bei Schulleitung und Schulaufsicht gut aufgehoben, würden jedoch klare Vorgaben aus Düsseldorf vermissen. Zudem sei die Unsicherheit bei Lehrern, die zur Risikogruppe gehören, groß. Sie rate den Lehrkräften dazu, sich im Kollegium gegenseitig zu unterstützen: "Auf Abstand gemeinsam für die Kinder da sein: Das ist momentan ganz wichtig", sagt Schäfers.

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