
Paderborn. Auf dem Gelände der ehemaligen Alanbrooke-Kaserne sind die Abrissbagger seit Wochen unablässig im Einsatz und schaffen Platz. Schließlich soll das 18 Hektar große Areal innerhalb der nächsten Jahre zu einem lebendigen, urbanen Stadtquartier mit insgesamt 800 Wohneinheiten entwickelt werden. Für die Realisierung von etwa 240 öffentlich geförderten sowie 40 frei finanzierten Wohnungen hat die kommunale Wohnungsgesellschaft Paderborn (WGP) jetzt einen Wettbewerb ausgelobt.

"Wir freuen uns, dass 27 Architekturbüros aus dem Raum Paderborn, aus ganz Deutschland sowie London ihr Interesse bekundet haben", erklärt der Beigeordnete Bernhard Hartmann im Gespräch mit der . Zwölf Büros wurden nun ausgelost, eines davon mit Sitz in Paderborn.
Sie alle werden Entwürfe für den Neubau von 14 Gebäuden mit unterschiedlich großen Wohnungen erarbeiten. Schwerpunkte liegen dabei auf 1,5- sowie 4-5-Zimmer-Varianten für Alleinstehende und Familien. Am 19. Juni tagt das Preisgericht.
Ansprechender Mix
Die Planung erstreckt sich nicht über alle für den öffentlichen Wohnungsbau vorgesehen Flächen, die an der Erzberger sowie der Theodor-Heuss-Straße liegen, sondern über drei Baufelder. "Ein sehr guter Entwurf könnte aber auf die anderen Flächen übertragen werden", sagt Bernhard Hartmann. Ob letztlich einer oder mehrere Planer zum Zuge kommen, werde sich zeigen.
"Fest steht für uns, dass die Qualität hoch, der Mix ansprechend sein muss", betont Daniel Rohring, Interimsgeschäftsführer der Ende 2018 gegründeten WGP. "Und es sollen schicke Gebäude werden", unterstreicht Bernhard Hartmann. 2024 werden die ersten hoffentlich bezugsfertig sein, meint Daniel Rohring.
Großes Gesamtinvest

Dass allein die WGP für den öffentlich geförderten Wohnraum im Alanbrooke-Quartier zuständig sein soll, hatte der Stadtrat 2019 beschlossen. Bei einem städtischen Gesamtinvest von etwa 50 Millionen Euro, so Hartmanns Schätzung, verringert sich der Kaufpreis des Geländes für die Stadt pro geförderte Wohneinheit um 25.000 Euro, also um insgesamt rund sechs Millionen Euro.
"Dieser Zuschuss muss den Paderborner Bürgerinnen und Bürgern zugute kommen", konstatiert der Beigeordnete. Die Vergabe der Bauarbeiten solle "möglichst kleinteilig" erfolgen, damit Aufträge an Handwerksbetriebe der Region gehen.
Maximal 6,20 Euro Kaltmiete
Rund 40 Prozent der Haushalte haben Anspruch auf eine geförderte Wohnung, die aktuell nicht mehr als 6,20 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter (in Passivhäusern 6,50 Euro) kosten darf. "Bei Rentnern geht man sogar von 80 Prozent aus", sagt Daniel Rohring. Und deren Anteil an der Bevölkerung wächst. Doch die Zahl öffentlich geförderter Wohnungen ist klein, sank von 6.448 im Jahr 2000 auf den bisherigen Tiefpunkt von 4.354 Wohnungen in 2016 und steigt seither sehr geringfügig an.
Viel Geld wird gebraucht
Um die Neubauten zu finanzieren, braucht die WGP jede Menge Geld. Das Land unterstützt Investoren aktuell mit sehr günstigen Kreditkonditionen: Pro Quadratmeter geförderter Wohnfläche sind 2.150 Euro bei 15 Jahren Laufzeit zinsfrei. Das decke etwa 60 bis 70 Prozent der Herstellkosten. Der Rest könnte über Banken frei finanziert werden, derzeit ebenfalls sehr günstig, oder durch die vorgesehene Bürgerbeteiligung, für die Hartmann ein genossenschaftliches Modell präferiert. Allerdings gebe es hier einen Zielkonflikt: "Je höher die Rendite für Bürger, desto teurer wird die Miete." Ein Beteiligungsmodell brauche Vorlauf und müsse in etwa zwei Jahren stehen.
Die spätere Verwaltung der Wohnungen will die kommunale Wohnungsgesellschaft angesichts der geringen Anzahl in andere Hände legen, wie Daniel Rohring erklärt. Soll die WGP auch für Wohnraum auf anderen Kasernenflächen wie den Barker Barracks sorgen, muss der Stadtrat zunächst entsprechende Beschlüsse fassen. Und weil die Bundesanstalt für Immobilien (BImA) frei werdende Briten-Wohnungen im Stadtgebiet nun selbst vermieten will, offenbar zu moderaten Preisen, fällt diese Aufgabe für die WGP weg.