Wie die Paderborner Parteien zu Neubauflächen und der Wohnungsgesellschaft stehen

Paderborn. Rund 1.800 Mitglieder hat der Haus- und Grundeigentümerverein Paderborn. Bei ihnen handle es sich nicht um &bdquo;Großinvestoren oder Konzerne“, betont Vorsitzende Katharina Brumm. Sondern um private Eigentümer mit oftmals ein paar Wohnungen. &bdquo;Sie modernisieren, erhalten Bestände und stellen einen erheblichen Teil des Wohnraums in Paderborn dar“, sagt Brumm. &bdquo;Doch sie stehen zunehmend unter Druck. Das merkt man auch immer wieder durch steigende Kosten, wachsende Bürokratie und politische Unsicherheiten.“ Politische Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene sowie globale, wirtschaftliche Entwicklungen: Einfluss auf den Immobilienmarkt üben zahlreiche Faktoren aus, die von Paderborn aus nur bedingt steuerbar sind. Aber es gibt auch Aspekte, deren Ausgestaltung maßgeblich auf kommunaler Ebene vollzogen wird. Etwa wenn es um die Ausweisung von Bauland geht. Oder um die Arten von Neubauten. Oder um sozialen Wohnungsbau konkret vor Ort. Gesprächsinhalte gab es daher bei einer Podiumsdiskussion des Haus- und Grundeigentümervereins mit Paderborner Bürgermeisterkandidaten und rund 90 Zuhörern genug. Drei Paderborner Bürgermeisterkandidaten waren nicht eingeladen Acht Bewerber für den Chefjob im Rathaus treten bei der Kommunalwahl an. Auf dem Podium am Freitagabend im Hotel Aspethera standen jedoch nur drei von ihnen. Das hatte unterschiedliche Gründe. Stefan-Oliver Strate (CDU) und Alexander Senn (FDP) waren verhindert und schickten Vertreter. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Diskussionsrunden in den Wochen vor der Wahl waren drei Kandidaten erst gar nicht von Haus und Grund eingeladen worden: Marvin Weber (AfD), Reinhard Borgmeier (Die Linke) und Niko Rammert (Die Partei). Bei der Einladung habe sich der Verein auf &bdquo;Vertreter der politischen Mitte“ konzentriert, &bdquo;um einen sachlichen und konstruktiven Austausch“ in einer &bdquo;intensiveren, kleineren Runde“ zu ermöglichen, begründete Brumm die Entscheidung. Alle Paderborner Kandidaten im Überblick: Warum sie Bürgermeister werden wollen Welcher neue Wohnraum wird in Paderborn benötigt? Moderiert von Hubert Böddeker – Aufsichtsratsvorsitzender beim Spar- und Bauverein sowie ehemaliger Sparkassendirektor – ging es dann in der Fünfer-Runde (CDU, Grüne, SPD, FDP, Für Paderborn) zunächst darum, wie der Wohnraumbedarf in Paderborn überhaupt aussieht. Zur Sprache kam dabei die Prognose des Unternehmens Empirica, nach der je nach Szenario zwischen 8.930 und 11.488 neue Wohnungen bis zum Jahr 2045 benötigt werden. Der grüne Bürgermeisterkandidat Frank Wolters hielt diese Einschätzung für seriös. &bdquo;Paderborn ist eine Wachstumsstadt. Warum sollte das stoppen?“, fragte er. Daniel Sieveke, als CDU-Stadtverbandsvorsitzender für Strate anwesend, sah die Zahlen kritischer. &bdquo;Mein Ansatz: Sich mit allen der Baubranche zusammensetzen und klären: Was wird wirklich benötigt?“, so Sieveke. Lesen Sie auch: Hintergründe zur Wohnungsbedarfsprognose für Paderborn Nach Ansicht von Bürgermeisterbewerber Stephan Hoppe (Für Paderborn) braucht es insbesondere ein &bdquo;deutliches“ Wachstum in die Fläche. &bdquo;Wenn ich Bauland habe, dann wachse ich auch“, meinte er. Und dann kämen die sogenannten High-Professionals, also hoch qualifizierte Arbeitnehmer, die für eine Stadt wichtig seien. Auch für Familien seien zusätzliche Bauflächen beispielsweise in Elsen und Schloß Neuhaus notwendig, ansonsten zögen sie in Neubaugebiete des Umlands. Dies habe er bei Freunden erlebt. Dass es auch neuen Wohnraum für die High-Professionals benötige, dem stimmte SPD-Bürgermeisterkandidat Roger Voigtländer zu. &bdquo;Aber nicht nur.“ Er legte den Fokus auf den sozialen Wohnungsbau. Dort müssten in den kommenden Jahren Tausende Wohnungen, die aus der Bindung fielen, ausgeglichen werden. &bdquo;Das müssen wir steuern“, so Voigtländer. Mehr zur Kommunalwahl: Wie die Bürgermeister-Kandidaten für neuen Wohnraum sorgen wollen Mehr Bauland ausweisen? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen Weniger Regulierung fordert indes die FDP. Deren Vertreter Sascha Pöppe merkte an: &bdquo;Der Trend ist, dass der Quadratmeterbedarf pro Kopf steigt. Wir müssen ein breiteres Angebot schaffen.“ Der Anteil an Einfamilien- gegenüber Mehrparteienhäusern müsse steigen. Er verdeutlichte seine Meinung am Beispiel des Baugebiets Wiebach West in Neuenbeken, wo er Ortsvorsteher ist. Die Nachfrage an den Grundstücken sei vier Mal so hoch wie das Angebot gewesen. Städtisches Land solle zwar nicht verscherbelt werden, so Pöppe. Aber: Wenn mehr Bauland auf dem Markt wäre, würde perspektivisch der Bodenrichtwert sinken. &bdquo;Bauland ausweisen, ausweisen, ausweisen: Das ist auch nicht des Rätsels Lösung“, meinte dagegen Wolters. &bdquo;Möglicherweise gehen die Preise für Bauland runter, andere gehen aber drastisch hoch. Das haben wir in den vergangenen Jahren in den Hochkonjunkturphasen gemerkt, wenn wir Bauunternehmen und Handwerker haben wollten.“ Kritik an Paderborner Wohnungsgesellschaft Ein Punkt, der bei der Podiumsdiskussion mehrfach thematisiert wurde, war die städtische Wohnungsgesellschaft Paderborn (WGP), die derzeit 317 größtenteils geförderte Wohneinheiten auf dem Alanbrooke-Gelände baut. Aus Sicht von Sieveke reicht diese Anzahl nicht, damit die WGP gelinge. &bdquo;Sie kann nur existieren, wenn sie noch ein paar Hundert Wohneinheiten dazu bekommt“, sagte Sieveke, der Staatssekretär im für Bauen zuständigen NRW-Ministerium ist. &bdquo;Das bedeutet, dass sie die gesamten Fördermittel, die für die öffentliche Wohnraumförderung für den gesamten Kreis Paderborn in den nächsten Jahren vorgesehen sind, einzig und allein abgreifen muss, um überhaupt in diese Schlagdistanz der Wirtschaftlichkeit zu kommen“, kritisierte Sieveke. Ansonsten koste die WGP &bdquo;dem Steuerzahler jeden Tag Geld“. Mehr zum WGP-Großprojekt: Interesse an geförderten Mietwohnungen im Alanbrooke-Quartier ist groß Hoppe verteidigte die WGP, in deren Aufsichtsrat er sitzt. &bdquo;Wir kümmern uns mit ihr um Marktsegmente, die in Paderborn gerade nicht so gut bedient sind. Und wenn wir uns im Moment die Prognosen angucken, dann ist das sehr sinnvoll angelegtes Steuergeld“, so Hoppe. Zugleich sei die WGP kein Allheilmittel, das es allein schaffe, auf den Markt einzuwirken. Für die Grünen sei der geförderte Wohnungsbau &bdquo;gerade bei der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft ein ganz wichtiger Faktor“, so Wolters. Ihm zufolge sei die WGP jedoch &bdquo;personell nicht gut ausgestattet. Darauf kann man natürlich einwirken“. In Bezug auf die Wohnungsgesellschaft merkte Voigtländer an, dass diese auch ein Wettbewerber für den Spar- und Bauverein sei. &bdquo;Das wird sicherlich dem Markt nicht schaden.“

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