Paderborn

Vier Paderborner erzählen bei Talkreihe "Aus der Nachbarschaft"

Die heimischen Protagonisten stellen sich und ihre Geschichten in der Bonifatius-Buchhandlung vor. Interviewt werden sie von Tobias Fenneker und Karsten Strack

Die Besucher der Buchhandlung sowie die Gastgeber (v. l.) Karsten Strack und Tobias Fenneker lauschen den Worten des Paderborners Rüdiger Kühl. | © Dietmar Gröbing

Dietmar Gröbing
28.12.2019 | 28.12.2019, 16:00

Paderborn. Martin Bretschneider steht regelmäßig vor TV-Kameras, Stefanie Schlipper-Pottkämper steht regelmäßig vermüllten Haushalten gegenüber, Mehrdad Sepehri Fard steht dem Islam kritisch gegenüber und Rüdiger Kühl steht seiner Erblindung zum Trotz mitten im Leben.

Sie alle kommen aus der Stadt oder dem Kreis Paderborn. Sie alle standen im Mittelpunkt der Talkreihe „Aus der Nachbarschaft", die in der Bonifatius-Buchhandlung über die Bühne ging. Zugleich gelang es den Gastgebern Tobias Fenneker und Karsten Strack, interessante Menschen mit Lokalkolorit zum Reden zu bringen. Und zwar vor vollem Haus, denn die Veranstaltung war mit 130 Besuchern ausverkauft.

Gebannt lauschten die Anwesenden zunächst den Äußerungen Rüdiger Kühls, der trotz seiner Sehbehinderung kein Leben im stillen Kämmerlein führen möchte. Der Paderborner ist Fußballfan und besucht regelmäßig die Benteler-Arena, wo ihm das Spiel per Audiodeskription vermittelt wird. Dabei beschreibt ein Mitarbeiter des SC Paderborn den Spielverlauf. Den Kommentar hört Rüdiger Kühls über Kopfhörer.

Martin Bretschneider spielt regelmäßig für Inga-Lindström-Reihe

„Ich will wissen, was auf dem Rasen passiert", sagt Kühl. Er ist gern mitten im Geschehen. Auch, was seine Arbeit für den Blinden- und Sehbehindertenverein betrifft. Hier sind ihm Akzeptanz und Teilnahme am öffentlichen Geschehen wichtig, denn „wir müssen präsent sein und raus aus dem Nischendasein".

In einer Nische zu stecken, findet Martin Bretschneider alles andere als nachteilig. Zwar sind Schauspieler auf Rollenvielfalt bedacht, doch in eine Schublade gesteckt zu werden, kann existenzsichernd sein. „Schließlich muss ich eine Familie ernähren", sagt Bretschneider pragmatisch und freut sich über sein fortgesetztes Engagement für das ZDF.

Der Sender engagiert den Mann aus Hövelriege regelmäßig für seine Inga-Lindström-Reihe, wo Bretschneider „sonntags gegen den Tatort anspielen darf". Rund sechs Millionen Menschen schauen zu, wenn der Wahlberliner den „glatt rasierten Anzugtypen verkörpert". Wenn er nicht vor TV-Kameras steht, spielt Martin Bretschneider Theater oder dreht Werbespots mit Jürgen Klopp.

Aufräumen zum Beruf gemacht

Abseits des Scheinwerferlichts agiert Stefanie Schlipper-Pottkämper. Die Paderbornerin wird von sogenannten „Müllmenschen" engagiert. Den mitunter als Messi geltenden Personen fehlt das Verständnis für ihr eigenes Schicksal, das Schlipper-Pottkämper stellvertretend in die Hand nimmt. Wohlgemerkt, nachdem sie Handschuhe übergestreift hat. „Ich räume gern auf" sagt Pottkämper, die sich ihr Hobby „bezahlen lässt".

Bezahlt wird auch Mehrdad Sepehri Fard. Er ist der einzige persischsprachige Pastor in Westfalen und entsprechend viel beschäftigt. Der im Iran aufgewachsene Sepehri war ursprünglich muslimischen Glaubens, konvertierte aber zum Christentum, was physische und psychische Folter nach sich zog. Am Islam missfällt dem Paderborner „das reaktionäre Frauenbild und die Hasspredigten gegen Israel und die USA".