Wie ein blinder Fan den SC Paderborn liebt

Paderborn. Die Spannung ist am 15. Februar kaum zu überbieten, es läuft schon die Nachspielzeit zwischen dem SC Paderborn und dem 1. FC Köln als Marlon Ritter den Ball zum 3:2-Sieg für den SCP ins Netz hämmert. Die Benteler-Arena tobt – auch Dario Farruggio jubelt ausgelassen über das Tor. Er hat es aber nicht gesehen, sondern nur gehört und vor allem gefühlt. Der 31-jährige gebürtige Italiener ist stark sehbehindert, aber er liebt den SC Paderborn über alles. Das dokumentiert er in seinem Zimmer, das mit gut 500 Fanartikeln gespickt ist. 1997 hat ihn der SCP-Virus gepackt. Als neunjähriger Junge, gerade erst mit den Eltern von Sizilien nach Paderborn gezogen, ist er bei einem Regionalligaspiel der Paderborner im alten Hermann-Löns-Stadion. Damals spielte noch Antonio di Salvo beim SCP, der aus dem selben Ort wie die Familie Farruggio stammt. &bdquo;Seit dem bin ich Fan", berichtet der heute 31-Jährige. Mit einem kleinen Schal fing er damals an, das war der Startschuss für seine immer noch ungestillte Sammelleidenschaft. Anfangs konnte er noch schemenhaft etwas sehen. Daher erinnert er sich noch genau an das Logo des SCP – das ist fest im Kopf des Fußballfans gespeichert, denn mittlerweile kann er nur noch hell und dunkel unterscheiden. Handgemachte Fanartikel Das Logo ist überall in seinem Zimmer präsent. In den Regalen, auf dem Fußboden, an den Wänden, im Bett, vor den Fenstern, an der Tür und auch unter der Decke. Jeder Quadratzentimeter ist ausgenutzt worden. Und eine große Autogrammkarten-Sammlung ist selbstverständlich. Seine Eltern Pina und Giovanni helfen ihm sehr dabei und unterstützen ihn, auch wenn das Hobby ihres Sohnes nicht gerade günstig ist. &bdquo;Wenn etwas Neues im Fanshop ist, muss Dario es haben. Manche Sachen sind leider sehr teuer", sagt Giovanni Farruggio. Aber oft ist nicht die Geldbörse, sondern die Kreativität der Eltern gefragt. Was es vom SC Paderborn noch nicht gibt, das wird halt selbst gemacht. Aus der SCP-Bettwäsche hat Mutter Pina Fenstervorhänge genäht oder Vater Giovanni hat aus Holz ein Trikot gebastelt. Sein größter Stolz ist aber ein großes eingerahmtes Poster, auf dem die Benteler-Arena aus der Vogelperspektive zu bestaunen ist. &bdquo;Das ist ganz exklusiv. Da habe ich die Rechte für bekommen und es dann anfertigen lassen", erklärt Dario Ferruggio, der seit sieben Jahren kein Heimspiel seiner Paderborner verpasst. Er hat eine Dauerkarte und sitzt wie immer auf Platz 5 in Block A, zusammen mit seinem Vater als Begleitperson. Genaues Gespür für die Atmosphäre &bdquo;Da haben wir ganz tolle Plätze. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass der SCP das anbietet", freut sich Ferruggio, der zusammen mit weiteren zehn Sehbehinderten und Blinden dort mit der Elf von Trainer Steffen Baumgart mitfiebert. Über einen Kopfhörer bekommen sie von ehrenamtlichen Reportern genau beschrieben, was auf dem Rasen passiert. Wie im Radio? &bdquo;Nein, viel detaillierter. Aber manchmal kommen auch die mit der Geschwindigkeit nicht mit. Dann spüre ich aber, was los ist", sagt der 31-Jährige, der auch auswärts ab und zu seinen Club unterstützt. Alle Vereine in den drei Profiligen haben den besonderen Service für Sehbehinderte, weiß der Paderborner, der als Kind an der Bielefelder Förderschule für Sehbehinderte selbst Fußball gespielt hat. Da habe er noch etwas sehen könne, heute ginge nur noch Blindenfußball, der aber in Paderborn nicht angeboten werde. Die sozialen Medien wie Facebook oder Twitter bespielt Dario Ferruggio auch regelmäßig, mit Hilfe eines Mobiltelefons mit Sprachsteuerung. &bdquo;Ich habe auch schon Re-Tweets vom Verein bekommen", ist er stolz. Auch ein Foto von ihm und seinem Lieblingsspieler Sven Michel hat er geteilt. Beim ersten öffentlichen Training durfte einer der größten SCP-Fans natürlich auch nicht fehlen. &bdquo;Vom Training habe ich nichts mitbekommen, nur die Atmosphäre. Aber das reichte mir." Die genießt er bei den Spielen besonders. &bdquo;Bei den Gesängen bekomme ich schon Gänsehaut. Wenn ich im Stadion bin, dann habe ich alles, was ich brauche", bringt es Dario Ferruggio auf den Punkt.

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