Nitrat: Wasserkooperation wehrt sich gegen Vorwürfe der Umweltverbände

Kreis Paderborn. Ist die Wasserkooperation Paderborn gescheitert? Das behaupten jedenfalls die örtlichen Umweltverbände, die sich dabei unter anderem auf zu hohe Nitratwerte aus einem kürzlich veröffentlichten Gutachten berufen. Gegen diese Vorwürfe wehrt sich jetzt der angegriffene Zusammenschluss von Landwirten, Wasserwirtschaft und Politik. Dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kooperation, Michael Bernemann, sind vor allem die in der Presseerklärung der Umweltverbände genannten Zahlen ein Dorn im Auge. Er vertritt in der Kooperation die gesamten Wasserwerke des Kreises Paderborn. "Das hat nichts mit dem Trinkwasser zu tun" Zwar sei es richtig, dass in der Boker Heide ein Spitzenwert von 150 Milligram pro Liter erreicht werde, was dem Dreifachen des Grenzwertes für Trinkwasser entspricht. Dieser Wert sei aber in einer Grundwassermessstelle gemessen worden, die im Vorfeld der Entnahmebrunnen sitze. &bdquo;Das hat nichts mit dem Trinkwasser zu tun", betont Bernemann im Gespräch mit nw.de. Stattdessen liege der Nitratgehalt im Trinkwasser der Boker Heide bei rund 15 Milligram pro Liter, und zwar über die vergangenen Jahre ziemlich konstant und nicht, wie von den Umweltverbänden behauptet, steigend. Zur Einordnug verweist Bernemann auf die Wasserwerke Altenbeken, die in einem Waldeinzugsgebiet ohne Landwirtschaft lägen. &bdquo;Auch da liegt der Nitratgehalt bei 15 Milligramm." Bernemann ärgert sich außerdem über die Aussage der Umweltverbände, dass das Brunnenwasser der Boker Heide deutlich über dem Grenzwert für Säuglinge von 10 Milligramm pro Liter liege. &bdquo;Den gibt es nicht." Der Grenzwert von 50 Milligramm gelte für alle Menschen. Der genannte Wert sei nur eine Zahl aus der Werbung von Tafelwasserherstellern. Wo die Umweltverbände recht haben Doch bei aller Kritik an den seiner Meinung nach falschen Zahlen, Bernemann gibt den Umweltverbänden auch recht. &bdquo;Die Kooperation muss mehr in Sachen gewässerschonender Düngung dem Einsatz von Agrarchemikalien machen", sagt der Prokurist der Wasserwerke Paderborn. Denn es sei im Kreis Paderborn tatsächlich nicht alles in Ordnung, einige Hotspots gebe es durchaus. Vor allem die Böden um Delbrück würden nicht so viel vertragen. &bdquo;Da müssen wir Gas geben, um die Werte einzuhalten." Er sieht vor allem die Landwirte, aber auch die Politik in der Pflicht. Laut Johannes Giesguth ist das Wasser in fast allen Fällen in Ordnung. Der Vorsitzende der Wasserkooperation gibt aber zu, dass es durchaus Punkte gebe, die verbesserungswürdig seien. &bdquo;Stimmen die Werte nicht, dann wurde und wird daran gearbeitet", unterstreicht der Kreislandwirt gegenüber nw.de. Ziel der seit 28 Jahren bestehenden Wasserkooperation sei es, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, um entsprechend einschreiten zu können. Den Empfehlungen der drei Berater seien die Landwirte bislang in der Regel immer gefolgt, obwohl diese nicht bindend seien, betont Giesguth. Als Beispiel führt er ein Pflanzenschutzmittel, nach dessen Einsatz es zu Auffälligkeiten in den sogenannten Vorsorgewerten gekommen sei. Daraufhin habe man sich zusammengesetzt und beraten. Ergebnis: Das Mittel sei aus den Märkten und aus der Produktion genommen worden, obwohl einige Landwirte natürlich auch auf Vorrat gekauft hätten. Was die Landwirte vor allem ärgert Angesichts dessen findet Johannes Giesguth den Vorwurf der Umweltverbände, dass die Wasserkooperation nicht funktioniere, unfair. &bdquo;Das tut weh", fügt er hinzu. Den Kreislandwirt und viele seiner Kollegen ärgert vor allem, &bdquo;dass man nicht miteinander redet, sondern einfach etwas in die Welt setzt, was aus unserer Sicht nicht den Tatsachen entspricht." Auch die NW-Redaktion erreichten nach der Veröffentlichung etliche kritische Anrufe von Landwirten. Auf die Bauern und ihre Familien würde derzeit sehr viel einprasseln, sagt Giesguth mit Blick unter anderem auf verkürzte Aussaat- und Düngezeiten sowie die neuen Verordnungen. &bdquo;Irgendwann ist dann die Schmerzgrenze erreicht." Die Demonstrationen der Landwirte seien das einzige Mittel, ihre Meinung kundzutun und wachzurütteln.

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