„Erschreckendes Ergebnis“: Hohe Nitratbelastung im Bünder Brunnenwasser

Bünde. In jeder vierten Probe mit Brunnenwasser aus Bünde und Umgebung haben die Experten vom VSR Gewässerschutz jetzt eine Nitratbelastung gemessen, die über dem Grenzwert liegt. Der gemeinnützige Verein hat in Bünde Anfang September wieder Proben von Grundstücksbesitzern angenommen und untersucht – mit zum Teil &bdquo;erschreckendem Ergebnis“, wie Physiker und Sprecher des Vereins Harald Gülzow jetzt mitteilt. Mit den abgegebenen 29 Proben aus privaten Brunnen ergibt sich vermutlich kein repräsentatives Ergebnis bezüglich der Wasserqualität in Bünde, dennoch geben die Ergebnisse deutliche Anzeichen, dass die gesetzlichen Auflagen zur Düngemenge und zum Düngezeitpunkt nicht dazu führen, dass die Nitratbelastung sinkt. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in je einem Brunnen in Ennigloh und Stift Quernheim mit 66 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Dünne mit 58 mg/l, in Holsen mit 55 mg/l und in Bustedt mit 50 mg/l. Die Ursache für die Werte sieht der VSR Gewässerschutz, dessen Abkürzung aus seinem ursprünglichen Namen &bdquo;Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse“ hervorgeht, auch in der Landwirtschaft. Lesen Sie dazu auch: Neue Pflanzen und Gentechnik: So sieht die Landwirtschaft der Zukunft in OWL aus Bäume würden Nitrat wieder an die Oberfläche befördern Harald Gülzow weiß: &bdquo;Im Kreis Herford bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 66 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese Bäume verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen“, so Gülzow. Bäume auf den Feldern würden laut dem Gewässerexperten helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern. Der VSR-Gewässerschutz fordert von der Bundesregierung, Agroforst als &bdquo;wichtigen Baustein einer nachhaltigen Landwirtschaft voranzubringen“. &bdquo;Durch Agroforstsysteme lässt sich die Nitratbelastung nachweislich senken, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern“, so Gewässerexperte Harald Gülzow. Mit dem Begriff Agroforst sind Landnutzungssysteme gemeint, bei denen Bäume oder Sträucher mit Ackerkulturen oder Tierhaltung – oder auch beides zusammen – auf einer Fläche kombiniert werden. Gülzow: &bdquo;Diese Agroforstsysteme tragen außerdem zum Klima- und Artenschutz bei. Es fehlen bislang jedoch die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um die breite Umsetzung zu ermöglichen.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford 2017 waren die Werte in Bünde noch höher Agroforstsysteme seien eine effiziente Form der Landnutzung, die die Anpassungsfähigkeit der Landwirtschaft an den Klimawandel verbessere, so Gülzow weiter. &bdquo;Durch den Schutz vor Bodenerosion sowie die Förderung der Taubildung können Agroforstsysteme mit einer ertragsstabilisierenden Wirkung dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung auch bei zunehmenden Extremwetterereignissen zu sichern.“ Doch die Messungen sind punktuell und hängen vor allem von der Tiefe der Brunnen ab. Als der VSR-Gewässerschutz 2017 in Bünde war, um Brunnenwasserproben der Bürger zu analysieren, stachen einige Orte heraus. 122 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser wies damals schon ein Brunnen in Dünne aus. Zwei Jahre zuvor waren es in Dünne sogar an einem Brunnen 125 Milligramm pro Liter. Zur Erinnerung: Der Grenzwert liegt bei 50. Die hohen Werte in dem Brunnenwasser geben allerdings keinen Aufschluss über die Trinkwasserqualität in Bünde. Das Brunnenwasser ist oft nicht zum Verzehr geeignet. Darauf weisen schon die Vertreter des VSR Gewässerschutz bei der Annahme an ihrem Informationsstand hin. Die Werte für das Trinkwasser, das von der Energie- und Wasserversorgung Bünde (EWB) gefördert wird, sind weitaus geringer. An den verschiedenen Entnahmestellen in Bünde und Umgebung liegen die Werte zwischen 2 und 30 Milligramm pro Liter. Lesen Sie dazu auch: Grenzwerte bei Nitratbelastung des Wassers werden deutlich unterschritten EWB fördert aus viel tieferen Schichten Die Differenz liegt in den unterschiedlichen Schichten begründet, aus denen das Wasser jeweils gefördert wird. Bei den privaten Brunnen sind es wenige Meter. Umwelteinflüsse machen sich da schnell bemerkbar. Die EWB fördert aus wesentlich tieferliegenden Schichten. Dennoch würden über kurz oder lang die belastenden Stoffe auch in tiefere Regionen vordringen. In den Wintermonaten beproben die Wasserexperten vom VSR Gewässerschutz Flüsse und Bäche, um festzustellen, inwieweit das Nitrat im Grundwasser zur Belastung in den Flüssen und Bächen führt. &bdquo;Für viele Bäche stellt das Zusickern des belasteten Grundwassers eine Hauptursache für die starke Nitratbelastung dar“, so Harald Gülzow.

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