Neue Abstandsregeln: Ist im Kreis Paderborn noch Platz für Windräder?

Kreis Paderborn. Die Windkraft polarisiert - ganz besonders im Kreis Paderborn. Immer wieder geht es um die Landschaft, den Artenschutz, um viel Geld und um Abstandsregelungen. Als in Berlin vor einigen Tagen bekannt wurde, dass es Pläne in der Bundesregierung gibt, den Mindestabstand von Windrädern zu Wohnbebauung auf 1.000 Meter festzusetzen, hat das im Paderborner Land bei den einen für Zufriedenheit und bei anderen für Entsetzen gesorgt. Nebenbei wird darüber geschrieben, wer im Bundeswirtschaftsministerium für die vorgeschlagene Reglementierung Verantwortung trägt. Und auch dabei wird Paderborn erwähnt. Die Nachricht über den Gesetzentwurf zum 1.000-Meter-Abstand hat bei Hubertus Nolte zwar nicht für Freundensprünge gesorgt, doch eine stille Zufriedenheit will der profilierte Sprecher des Aktionsbündnisses Windvernunft nicht verhehlen. Die Seite der Gegner eines brachialen Windkraftausbaus fühlt sich endlich gehört. Der Bad Wünnenberger Nolte, einst CDU-Fraktionschef im Stadtrat, sagt im NW-Gespräch: "Es ist doch in aller Munde, dass die Akzeptanz für Windräder verloren gegangen ist." Auch aus diesem Grund hatte sich die schwarz-rote Koalition in Berlin auf den Mindestabstand geeinigt, wie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zugibt. Sein Gesetzentwurf sieht vor, dass die 1.000 Meter zu Siedlungen von mehr als fünf Häusern gelten sollen und der Abstand auch von Häusern gehalten werden muss, die erst noch gebaut werden könnten. SPD-Umweltministerin Svenja Schulze wehrt sich gegen die Pläne. Zustimmung kommt hingegen von Landrat Manfred Müller (CDU): &bdquo;Ein Mindestabstandstand von 1.000 Metern von Windrädern zu Wohngebieten ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Energiewende muss die Menschen vor Ort mitnehmen." Chancen durch größere und effizientere Anlagen Auch Nolte sagt, er sei nicht gegen Windkraft und auch die neuen Regelungen seien nicht das Ende der Energiewende: "In NRW könnte die Leistung bei Halbierung der Anlagen verdoppelt werden", behauptet er. Das Zauberwort heißt "Repowering", also das Ersetzen von älteren Windrädern durch größere und effizientere Modelle. "Wenn solche Anlagen zum Zuge kommen, muss man gar nicht in Konfliktbereiche in der Nähe von Siedlungen", meint Nolte. In Atteln sei in einem Windpark mit 28 Anlagen genau ein solcher Ablauf geplant. Einige Windräder würden wegfallen. Nolte lobt dieses Vorhaben und weiß, dass andernorts im Kreis auch erneuert wird und die Zahl der Windanlagen gleich bleibt. "Das ist dann die reine Gier. Es soll soviel rausgeholt werden, wie es nur geht", wirft er Betreibern vor. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) warnt unterdessen vor verheerenden Folgen der 1.000-Meter-Regelung. "Das ist das Aus für die Energiewende", meint der Ostenländer Jürgen Wrona, Regionalvorsitzender des LEE in OWL. "Bundesweit hätte diese Regelung den Effekt, dass der Ausbau der Windenergie in die Binsen geht." Wrona kann sich auch nicht vorstellen, dass mit größeren Abständen mehr Akzeptanz für Windprojekte erreicht wird. "Mehr Zustimmung ist nur realistisch, wenn sich Menschen direkt an Windparks beteiligen können oder wenn ihre Städte davon profitieren. Diejenigen, die mit der Belastung leben, müssen auch Vorteile haben", sagt Wrona, der als Sachkundiger Bürger für die Grünen im Delbrücker Stadtrat sitzt. Er sieht auch das von Nolte gelobte "Repowering" gefährdet, da sich neue Genehmigungen am Mindestabstand orientieren müssten. "Dieses Signal aus Berlin ist ein einziges Desaster, da sich die verfügbare Fläche für Windräder um bis zu 40 Prozent reduzieren könnte", zitiert er kursierende Berechnungen. Im Kreis Paderborn seien wegen der Flächennutzungsplanung der Kommunen mit Abständen zwischen 800 und 1.200 Metern zwar keine großen Auswirkungen zu erwarten, doch schon der benachbarte Kreis Gütersloh sei betroffen: "Weil das Gebiet dort und im Münsterland viel zersiedelter ist, kann bei solchen Abständen fast nicht mehr ausgebaut werden." Linnemanns Beitrag Die neue Abstandsregelung hat in Altmaiers Ministerium offenbar eine Abteilungsleiterin forciert. Laut Medienberichten führt Stephanie von Ahlefeldt das Ressort "Energiepolitik - Strom und Netze". Sie war zuvor Mitarbeiterin des Paderborner CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann. Die Tageszeitung zitiert einen "Insider", der sie als "verlängerten Arm der Energiewendegegner aus der CDU" bezeichnet. Linnemann unterstützt die Pläne aus dem Wirtschaftsministerium ausdrücklich. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagt er: &bdquo;Wir dürfen die Menschen in den ländlichen Regionen nicht allein lassen, wenn es darum geht, die Lasten der Energiewende zu tragen."

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