Erneuerbare Energien

Lichtenau kritisiert uneingeschränktes Repowering von Windrädern

Bürgermeisterin Ute Dülfer und die Ratsfraktionen fordern gerechtere Rahmenbedingungen und das Stopfen der Schlupflöcher für Investoren. Sie richten einen Appell an die Landes- und Bundesregierung.

Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer und die Vorsitzenden der Fraktionen - Michael Kirschner (FDP), Gerd Bauer (SPD), Michael Klösener (CDU), Bernd Keiter (Grüne) - wollen klare Regeln für das Repowering von Windenergieanlagen. | © Stadt Lichtenau

31.07.2025 | 31.07.2025, 13:43

Lichtenau. Für neue Windräder gelten strenge Auflagen, für das Repowering, die Modernisierung bestehender Windenergieanlagen, jedoch nicht. Dieses Schlupfloch nutzen Investoren aus. Das stört die Stadt Lichtenau und auch die Politik. Daher hat sich die Energiestadt mit einem deutlichen Appell an die Landes- und Bundesregierung gewandt. In dem Schreiben fordert die Kommune eine Neubewertung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für das sogenannte Repowering von Windenergieanlagen. Hintergrund ist die Sorge, dass die derzeit geltenden Privilegierungen die Akzeptanz der Windenergie in der Bevölkerung gefährden.

„Wir stehen seit Jahrzehnten für den Ausbau der erneuerbaren Energien – und insbesondere der Windkraft – ein“, betont Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer in einer Mitteilung der Stadt. „Doch wir können diesen Weg nur mit der Bevölkerung gemeinsam gehen. Und dafür brauchen wir faire, nachvollziehbare Regeln, die für neue wie für modernisierte Anlagen gleichermaßen gelten.“

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Repowering werde aktuell durch den Gesetzgeber in mehrfacher Hinsicht bessergestellt. Während neue Windenergieanlagen strenge Auflagen, insbesondere die Einhaltung der vorgegebenen Windenergieflächen der Regionalplanung, erfüllen müssten, gelten für Repowering-Projekte zahlreiche Erleichterungen. So dürften repowerte Anlagen bis zu ihrer doppelten Höhe vom alten Standort entfernt stehen – selbst außerhalb der ausgewiesenen Windenergiegebiete, und das noch bis Ende 2030, heißt es in dem Schreiben.

Bevölkerung stärker schützen und rechtliche Spielräume einengen

Ein besonders kritischer Punkt aus Sicht der Energiestadt Lichtenau: Die Vorhabenträger von Repowering-Projekten seien nicht an die in der Regionalplanung festgelegten Mindestabstände zu Wohnbebauung gebunden. Die Bezirksregierung Detmold beispielsweise weise einen Abstand von mindestens 1.000 Metern zu zusammenhängender Wohnnutzung aus – ein Schutz, der bei Repowering-Vorhaben aktuell oft entfalle, kritisiert die Stadt.

Hinzu kommt eine weitere Entwicklung, die die Energiestadt als besorgniserregend empfindet: Ursprünglich war Repowering als Ersatz mehrerer Altanlagen durch eine effizientere neue Anlage gedacht. Inzwischen sei es jedoch üblich lediglich eine Altanlage durch eine Neuanlage zu ersetzen – oft ohne Rücksicht auf regionale Steuerungskriterien.

„Was als Maßnahme zur Effizienzsteigerung gedacht war, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Schlupfloch für Investoren“, erklärt Bürgermeisterin Dülfer. „Wenn wir die Akzeptanz für Windkraft langfristig erhalten wollen, müssen wir die Bevölkerung stärker schützen und die rechtlichen Spielräume einengen.“

Windkraftausbau darf nicht auf Kosten der Akzeptanz vor Ort geschehen

In dem an die Regierungen versandten Schreiben schlägt die Energiestadt Lichtenau eine klare Lösung vor: Repowering-Projekte sollen bereits jetzt den gleichen Anforderungen unterliegen wie neu geplante Windenergieanlagen – insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung von Abständen zu Siedlungen. Das würde aus Sicht der Stadt bedeuten: Vorrang für Repowering nur innerhalb ausgewiesener Windenergiegebiete, nicht mehr außerhalb.

„Wir tragen die Energiewende seit Jahren aktiv mit. Daher fordern wir, dass unsere Sorgen ernst genommen werden. Ich hoffe sehr, dass Bund und Land den Ruf aus den Städten und Gemeinden hören und gemeinsam mit uns dafür sorgen, dass der Windkraftausbau nicht auf Kosten der Akzeptanz vor Ort geschieht“, so Dülfer.