Paderborn. Er ist wieder weg: Stefan Effenberg, der nach einigen Stunden Nachdenkens am Mittwochabend von Präsident Wilfried Finke als Cheftrainer des SC Paderborn gefeuert wurde. Die nahezu "unerträglichen Schlagzeilen" (O-Ton Finke), die der Trainerneuling bei ausbleibenden sportlichen Erfolgen produzierte habe, hätten zu diesem Schritt geführt. Wir haben uns umgehört, wie Paderborner Fußball-Experten die Entscheidung beurteilen.
Vor allem Ruhe, das wünscht sich Paderborns ehemaligerBürgermeister Heinz Paus für den SC Paderborn. Im Umfeld der Mannschaft hätten sich so viele irritierende Dinge ereignet, dass er die Trennung von Trainer Effenberg gut nachvollziehen könne. Der Aufstieg in die erste Liga und das damit verbundene Interesse der Medien sei für die Stadt positiv gewesen. Dass nun der skandalumwitterte Absturz auf einen Zweitliga-Abstiegsplatz negativ auf das Bild Paderborns in der Öffentlichkeit abfärben könnte, "dass glaube ich nicht", sagt Paus. Aus vielen Stadionbesuchen weiß der Dauerkarten-Inhaber: "Fußball ist auch ein Glücksspiel". Mit dem nötigen Glück und der nötigen Ruhe sollte der Klassenerhalt zu schaffen sein, meint Paus.
Der amtierende Bürgermeister Michael Dreier will dem Verein auch beim nächsten Spiel die Daumen drücken. "Ich werde auf jeden Fall am Samstag im Stadion sein", so Dreier. Er wünsche dem Verein und den Fans, dass der SCP möglichst schnell aus dieser schwierigen Situation heraus komme und den Zweitliga-Verbleib schaffe.
Ex-Fußballprofi Werner Brosda hofft, dass mit dem Trainerwechsel ein Ruck durch die Mannschaft geht. René Müller, den Präsident Finke als Effenbergs Nachfolger installierte, traue er den Klassenerhalt durchaus zu. "Müller kennt die Mannschaft, er hat Erfahrung und weiß, welche Maßnahme er jetzt ergreifen muss", sagt Brosda.
"Bitter notwendig", so kommentiert Willi Lenz den Rauswurf Effenbergs. Der langjährige Chef des Ahorn-Sportparks bezeichnet dessen Verpflichtung als Managementfehler, der unter Umständen sogar für eine Insolvenz des Vereins sorgen könnte. Man habe sich zu wenig über die Ziele der Mannschaft in der zweiten Liga auseinander gesetzt und falsche Entscheidungen getroffen.
In den verbleibenden acht Spielwochen sei es "maximal schwierig", die Fehler noch zu korrigieren. Der neue Trainer müsse die Mannschaft schnellstens so ausrichten, dass sie für ihn durchs Feuer gehe. "Aber wichtig sind die Tore", so Lenz. Wenn die im nächsten Spiel geschossen werden und das Team dadurch an Selbstbewusstsein gewinnt, sei der Klassenerhalt nicht unmöglich. Dass sich der SCP vom Namen Effenberg habe blenden lasse, dafür hat Lenz wenig Verständnis. Er hätte schon zu Beginn der Saison auf Müller gesetzt, von dem er eine hohe Meinung habe. Lenz: "Ich drücke beide Daumen."
Auch für Mathias Hornberger, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, ist René Müller der Mann der Stunde. Mit ihm könne man auf eine positive Entwicklung hoffen. Auf Schlagzeilen hingegen könne man gut verzichten, zumal die negativen zuletzt bei weitem überwogen. "Das brauchen wir nicht mehr", sagt Hornberger. Ein Verbleib in der zweiten Liga wäre für den gesamten Paderborner Sport wichtig. "Man nimmt auch Sportarten wahr, die sonst nicht im Blick der Medien sind", sagt Hornberger und verweist auf die erfolgreichen Leichtathleten, die unlängst bei der deutschen Hallenmeisterschaft auftrumpfen konnten.
Auf Bedauern stößt das "Effe-Aus" in Elsen, denn in dem Paderborner Ortsteil hatten der Trainer und seine Frau Claudia ein Haus bezogen. Das hatte auch zu einigem Medienrummel geführt, berichtet Michael Willeke, Schützenoberst von Elsen-Bahnhof. "Effenberg ist ja nicht irgendwer", so Willeke. Was der Mannschaft nach dem Trainerwechsel immer noch fehle, sei eine echte Nummer zehn und ein richtig guter Stürmer. "Da hat man noch keinen gefunden." Ein Trainer sei immer nur so gut wie seine Mannschaft, sagt der Schützenoberst. Ob der nun Müller oder Effenberg heißt.
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