Für eine bessere Umwelt

Lichtenauer Großprojekt Klima-Campus bekommt bundesweit Anerkennung

Die Energiestadt Lichtenau gewinnt beim Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2024“ und erhält 40.000 Euro Preisgeld. Die Bürgermeisterin weiß schon, wie das Geld eingesetzt werden wird.

Groß ist die Freude bei Schülern, Lehrkräften, Verwaltung und der lokalen Politik über die besondere Auszeichnmung des Lichtenauer Großprojektes. | © Sven Klages

12.11.2024 | 12.11.2024, 16:05

Berlin/Lichtenau. Die Energiestadt Lichtenau gehört zu den Gewinnern beim Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2024“. Die Auszeichnung wurde für die komplexe Sanierung eines Schulareals mit Realschule, Kita, Mensa und Sportanlagen unter den Gesichtspunkten Klimaschutz und Klimabildung vergeben und ist mit 40.000 Euro Preisgeld dotiert. Durch die Sanierung zum Klima-Campus können jährlich 250 Tonnen CO2 eingespart werden, davon allein 80 Tonnen durch einen innovativen Eisspeicher, heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Kommunalen Klimakonferenz 2024 in Berlin statt. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ vom Deutschen Institut für Urbanistik mit Förderung der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Nach Angaben des Deutsches Institut für Urbanistik sei die Energiestadt Lichtenau die einzige NRW-Kommune von insgesamt sechs bundesweiten Preisträgern. Beim Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ handele es sich um einen der renommiertesten Umweltpreise, die jährlich in Deutschland vergeben werden, merkte Lichtenaus Klimaschutzmanager Günter Voß an.

Bürgermeisterin Ute Dülfer kündigte an, wie das Preisgeld genutzt werden soll: „Wir haben uns in der Energiestadt entschlossen, das Preisgeld sorgsam für Umweltschutzprojekte zu etwa gleichen Teilen zu verwenden. Zum einen soll das Klima, Umwelt- und Energiezelt auf unserem größten Stadtfest im nächsten Jahr dadurch finanziert werden, im Bereich der Elektromobilität sollen an exponierten Stellen Fahrradladestationen entstehen, ein Teil geht in die Jugend-Klimabildung der Schulen und Kitas, überdies wird der Bereich Biodiversität und Photovoltaik bedient“.

Herzstück des Klimacampus ist der Eisspeicher

Spätestens im Jahr 2017 sei der Stadtverwaltung von Lichtenau klar gewesen, dass der bestehende Schulgebäudekomplex umfassend saniert oder neu gebaut werden musste. Nach Abwägung verschiedener Möglichkeiten entschied sich die Energiestadt für einen nachhaltigen Umbau des Areals zum Klima-Campus.

Das Herzstück ist ein Eisspeicher, ein riesiger Wassertank unter dem Areal. Mithilfe einer Wärmepumpe wird dem Wasser Wärme entzogen, um damit die Schule zu heizen. Im Sommer kann der Prozess umgekehrt zur Kühlung genutzt werden. In Verbindung mit dezentralen Lüftungsgeräten und einer smarten Gebäudesteuerung sorge der Eisspeicher für höchste Effizienz. Auch die Stromversorgung des Klima-Campus basiert auf erneuerbarer Energie, erzeugt durch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und einen nebenan gelegenen Windpark.

Zudem gewährleisten Leuchtmittel und eine effiziente Steuerungstechnik im Gebäude einen reduzierten Gesamtverbrauch. Bei der Straßen- und die Schulwegbeleuchtung sowie dem Flutlicht am Sportplatz komme eine energiesparende und nutzerfreundliche LED-Technologie zum Einsatz.

Klimabildung ist in den Schulalltag integriert

Auf dem Campus-Gelände können sowohl Elektro-Mofas als auch ein neues Elektro-Jugendmobil mit sieben Sitzplätzen für die Kinder- und Jugendarbeit mit erneuerbarem Strom geladen werden. Um Niederschläge besser abzuleiten und den angrenzenden Odenheimer Bach zu schonen, wurden die Schulhofflächen entsiegelt und terrassiert. Darüber hinaus erhielten einige Dachflächen eine Begrünung, die auch zur Speicherung von Regenwasser dient.

Über sämtliche Umbauphasen hinweg habe es umfassende und regelmäßige Informationen gegeben und jedes halbe Jahr konnte die Baustelle besichtigt werden. In den aktuellen Schulalltag seien regelmäßige Projekte, in denen die Schüler sich mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen und eigene Ideen entwickeln können, fest eingebunden. Diese neuen Angebote würden auch dazu beitragen, Interesse für Ausbildungsberufe zu schaffen, die zur Umsetzung der Energiewende notwendig sind.

Im Rahmen des Umbaus konnte auch das „Grüne Klassenzimmer“ reaktiviert werden und ermöglicht nun Raum für das Lernen direkt in der Natur. Um die Ideen am Klima-Campus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde eine Campus-Tour entwickelt, mit der Interessierte die Highlights der nachhaltigen Sanierung auf eigene Faust entdecken können. Insgesamt elf frei zugängliche Stationen zeigen interessierten Bürgern unterschiedliche Aspekte, die durch QR-Codes und eine App selbst erschlossen werden können. Als Vorzeige- und Nachahmungsprojekt bietet der Klima-Campus Schulleitungen anderer Schulen oder Fachplanern Führungen an.