Innovation im Kreis Paderborn: Großcomputer verbrauchen Strom direkt im Windrad

Lichtenau. Eine Idee, so simpel wie genial: Strom aus einem Windrad könnte doch auch direkt im Windrad verbraucht werden. Genau das setzt das Paderborner Unternehmen Westfalenwind in Lichtenau nun schon zum zweiten Mal um. Dieses Mal noch spektakulärer - und macht damit auch eine Ministerin baff. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hat auch in Lichtenau schon ein Windrad von innen gesehen, doch dieses Mal erlebte die Grünen-Politikerin im Turm der Anlage etwas komplett Neues. Im Windpark Huser Klee hat Westfalenwind unter dem Titel &bdquo;Windcores“ in einem der Energieriesen über stattliche drei Etagen ein Rechenzentrum eingerichtet. Die Idee: Unternehmen stellen ihre Server ins Windrad und erhalten den direkten Zugang zum Strom, ohne auf ein Leitungsnetz angewiesen zu sein. Ist das Rechenzentrum voll belegt, verbraucht es jährlich rund drei Millionen Kilowattstunden - das Windrad erzeugt etwa neun Millionen pro Jahr. Drehen sich die Rotoren einmal nicht, zieht das Rechenzentrum den Strom aus dem Netz. An der Idee ist Johannes Lackmann beteiligt 2,3 Millionen Euro hat Westfalenwind ins Projekt &bdquo;Windcores II“ investiert, sagt Westfalenwind-IT-Geschäftsführer Fiete Dubberke. Er spricht vom &bdquo;innovativsten Rechenzentrum der Welt“. Die erste Version steht auch in Lichtenau, in deutlich kleinerer Ausführung und eingeschossig. Gestartet ist die Idee vom IT-Maschinenraum im Windrad unter Anschub von Pionier Johannes Lackmann schon 2019. Damals gewannen die Initiatoren sogar den deutschen Rechenzentrumspreis. Mittlerweile hat sich Lackmann von Westfalenwind weitgehend getrennt, zur Eröffnung schaute aber auch er vorbei. Aktuell, so Dubberke, wachse die Nachfrage aus der IT-Branche nach sicheren Stromlösungen stetig. Dabei sei nicht nur der Preis ausschlaggebend. Während anderswo erst neue Rechenzentren gebaut oder alte erweitert werden müssten und Städte Probleme mit verlässlichen Leitungsnetzen hätten, biete sich das Windrad als Alternative an. Lesen Sie auch: Aus einem Paderborner Windrad wird jetzt TV gestreamt Neubaur findet’s genial: &bdquo;Hier im Kreis Paderborn werden mit der Kraft der Natur innovative Lösungen geschaffen“, sagt die Ministerin nach Besichtigung der drei Etagen. Mehrfach betont sie, wie nachhaltig es sei, ansonsten leeren Räume eines Windradturms zu nutzen: &bdquo;Wir brauchen künftig immer mehr Rechenleistung für künstliche Intelligenz. Mit dieser Idee müssen wir keine weiteren Flächen versiegeln.“ Die Politikerin will das Projekt weit über Lichtenau hinaus bekannt machen: &bdquo;In allen Reden werde ich davon erzählen, was hier im Verborgenen passiert.“ Interesse aus Bayern freut Mona Neubaur Ganz verborgen ist das Projekt aber nicht abgelaufen, denn zu mehr als zwei Dritteln ist der dreistöckige Aufbau mit dem Namen &bdquo;Windcores II“ schon ausgebucht. Unter anderem sind der TV-Streamingdienst Zattoo und das Paderborner Systemhaus Unilab vertreten. Vor Ort waren bei der Präsentation auch Vertreter eines bekannten Unternehmens aus Bayern, das den Strom ebenfalls für seine immer aufwendiger werdende Rechenleistung nutzen möchte. &bdquo;Das zeigt, wie hoch das Interesse an diesem Standort ist“, freut sich Neubaur, die in Bayern aufwuchs. Lesen Sie auch: Paderborner Rechenzentrum ist gleichzeitig ein Heizkraftwerk Fiete Dubberke freut sich vor allem über den erfolgreichen Abschluss der Bauarbeiten, die knapp ein Jahr gedauert haben. &bdquo;Es ist wie beim Buddelschiff, weil die ganze Technik durch eine kleine Tür passen muss“, erklärt er die besondere Herausforderung. Der Aufbau im Windrad erstreckt sich 20 Meter hoch. Großes Lob kommt auch von Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW. Er nennt Lichtenau eine &bdquo;Vorzeigekommune“. Seine Analyse des Projekts: &bdquo;Das ist Nachhaltigkeit im Vollkommenen. Wir müssen es weiter schaffen, der Wirtschaft den Windstrom direkt zur Verfügung zu stellen. Das stärkt auch die Kommunen.“ Vize Landrat Hans-Bernd Janzen aus Husen sieht Windcores als &bdquo;Inspiration für weitere technologische Fortschrittsprojekte“. Er sagt: &bdquo;Wir müssen die Infrastruktur nutzen, um Synergien zu heben.“ Aktuelle Windkraftzahlen fürs Paderborner Land Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer betont, dass der Ausbau der Windkraft auch weiterhin nur gut gelinge, wenn Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden. So hätten es die Entscheider in Lichtenau über Jahre vorgemacht. Aktuell drehen sich im Kreis Paderborn, so ließ Vize-Landrat Janzen verlauten, 540 Windräder. 208 neue sind im Antragsverfahren, viele davon sollen aber alte Windanlagen ersetzen.

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