Windkraft macht im Kreis Paderborn jetzt den Strom günstiger

Lichtenau/Kreis Paderborn. Wo Strom aus Windkraft erzeugt wird, sollen die Anwohner auch davon profitieren. Dieses Credo der Politik auf Bundes-, Landes und Kommunalebene ist gut gemeint, wird zu oft aber nur dürftig umgesetzt - auch im Kreis Paderborn. In Lichtenau ändert sich das nun spürbar. Die Stadtwerke Flensburg bieten dort seit Neuestem einen reichlich günstigen Strompreis an. Dahinter steckt Windkraftpionier Johannes Lackmann aus Paderborn. Wie ist das Angebot? Mit 24,8 Cent pro Kilowattstunde liegt der Flensburger Strompreis mit dem Titel &bdquo;Extra Heimatbrise“ deutlich unter lokalen Wettbewerbern, der Grundpreis beträgt 10,98 Euro pro Monat. Der örtliche Konkurrent &bdquo;Westfalenwind Strom“ bietet in Lichtenau, Bad Wünnenberg und Büren ebenfalls &bdquo;Bürgerstromtarife“ an, die jedoch mit 29,96 Cent und 11,90 Euro monatlicher Grundgebühr preislich nicht mithalten können. Bei einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden in einem Haushalt trennen beide Tarife aktuell (Stand: Oktober 2024) rund 190 Euro pro Jahr. Wer kann den günstigen Strom bekommen? Seit Mitte September können Kunden von der Kooperation der Stadtwerke Flensburg mit den beiden Lichtenauer Windparks &bdquo;Asselner Windkraft“ und &bdquo;Windpark Hassel“ profitieren. Voraussetzung ist, dass sich die Verbrauchsstelle des Stroms im Lichtenauer Postleitzahlgebiet 33165 befindet. Mehr als 200 Kunden hätten sich schon fürs neue Angebot entschieden, sagt Lackmann zur &bdquo;NW“. Die Zahl der möglichen Kunden ist gedeckelt. Lackmann: &bdquo;Die beiden Windparks erbringen knapp 22 Prozent der Windstromleistung in Lichtenau, daher wollen wir bis zu 22 Prozent der Haushalte mit dem Angebot versorgen.“ Wie funktioniert die Kooperation mit Flensburg? In den Windparks &bdquo;Asselner Windkraft“ und &bdquo;Windpark Hassel“ ist Johannes Lackmann Geschäftsführer einer Gruppe von Gesellschaftern. Vom Unternehmen Westfalenwind ist er - wie berichtet - seit dem Frühjahr geschieden, betreibt aber die neue Firma Hellwegwind, fungiert in Geschäftsführungen von Windparks und ist als Lobbyist der Branche unterwegs. Die Idee in Lichtenau sei ein Sponsoring des Stroms aus Flensburg: &bdquo;Wir geben denen Geld, damit sie die Preise für die Menschen hier vor Ort senken können. Einen direkten wirtschaftlichen Vorteil haben wir als Betreiber davon nicht.“ Warum gibt es das Angebot? Die neue Kooperation sei entstanden, so Lackmann, um langfristig &bdquo;für mehr Akzeptanz der Windkraft bei der Bevölkerung“ zu sorgen. Auch im ruhigen Lichtenau, das gibt er zu, habe es zuletzt Signale gegeben, wonach der Windkraftausbau zunehmend kritischer gesehen wird. Angelegt ist die neue Verbindung mit Flensburg zunächst für zwei Jahre. Wie viel Geld die Lichtenauer Windparks den norddeutschen Stadtwerken zur Verfügung stellen, will Lackmann nicht verraten. Nur soviel: &bdquo;Auf lange Sicht ist die gesteigerte Akzeptanz unser größter Vorteil aus dem Projekt.“ Warum unterstützen die Windparks nicht die Stadtwerke Lichtenau oder Paderborn? Lackmanns Idee ist es, den Endkunden einen möglichst niedrigen Strompreis anzubieten. Die aktuellen Tarife der Stadtwerke in Lichtenau (34,58 Cent) und Paderborn (36,27 Cent) lägen zu hoch, um sie mit vertretbaren Geldspritzen signifikant senken zu können. Nachdem eine Partnerschaft mit der aus Niedersachsen kommunal getragenen Paderenergy nicht zustande kam, wandte sich Lackmann an die Flensburger. Lesen Sie auch: Innovation im Kreis Paderborn: Großcomputer verbrauchen Strom direkt im Windrad Was passiert, wenn das Kontingent erschöpft ist? In Lichtenau laufen nach &bdquo;NW“-Informationen seit Wochen Gespräche und Initiativen, um weitere Betreiber von Windparks zu überzeugen, Strompreise aus Windkraftgewinnen zu subventionieren. Dann könnten mehr Nutzer profitieren. Kenner Johannes Lackmann sagt: &bdquo;Es ist für Betreiber überhaupt nicht kompliziert und jeder Windpark kann sich beteiligen. Es geht ja nur um einen Sponsoringvertrag.“ Um die gute Tat für Stromkunden auch sichtbar zu machen, soll demnächst für den lokalen Tarif geworben werden. Was sagt Mitbewerber Westfalenwind Strom? Das Unternehmen Westfalenwind Strom lässt auf &bdquo;NW“-Anfrage verlauten, dass es Mitte November ebenfalls neue Konditionen für Lichtenau veröffentlichen will. Dabei soll der Strompreis &bdquo;deutlich“ sinken, für Neu- und Bestandskunden. Strompreissponsoring werde bereits seit 2014 betrieben. &bdquo;Mit über 20 Windparkbetreibern in OWL, im Harz und in Bayern bestehen Kooperationen und Sponsoringverträge zwecks günstiger Strompreise für unsere Kunden“, teilt Geschäftsführer Winfried Gödde mit. Bedauert wird, dass Lackmann &bdquo;die bisherige Solidargemeinschaft“ verlassen habe. Gödde lässt verlauten, dass aktuell gemeinsam mit Lichtenaus Bürgermeisterin Ute Dülfer (parteilos) die verbleibenden Windparkbetreiber in der Stadt zum Thema Strompreissponsoring angesprochen würden. Können auch Menschen in anderen Kommunen profitieren? Die Stadtwerke Flensburg suchen aktuell nach weiteren Windparks als Partner, um ähnliche lokale Modelle auf den Weg zu bringen. Lackmann fordert alle Windmüller auf, sich seinem Weg anzuschließen: &bdquo;Nur durch Großzügigkeit kommen wir weiter in der Akzeptanz der Energiewende. Wer sich in solche Projekte einbringt, wird auf Dauer den Erfolg spüren.“ Und leisten, davon ist er überzeugt, könnten sich dieses Engagement in der lukrativen Branche auch fast alle Betreiber. Lesen Sie auch: Milliarden-Deal: OWL-Kommunen profitieren vom Windkraft-Ausbau Warum ist der Flensburger Tarif nicht als Ökostrom gekennzeichnet? Eine Zertifizierung als Ökostrom bezeichnet Lackmann als Etikettenschwindel. &bdquo;Meistens zahlen Anbieter für Label, die auf Ökostrom aus Norwegen oder Island verweisen. Das ist aber Augenwischerei, denn wir beziehen den Strom ja gar nicht von dort. So etwas machen wir nicht mit. Es ist ja die pure Physik, dass die Menschen in Lichtenau den Strom aus den Windrädern bekommen, denn er wird dort ins Netz eingespeist und über das Netz verteilt. Strom sucht sich immer die kürzesten Wege.“

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