Rettung in der Höhe: Heikle Mission 150 Meter über dem Paderborner Land

Kreis Paderborn. &bdquo;Schwerverletzte Person in hilfloser Lage in Rotorblatt eingeschlossen“: So lautet das Szenario, mit dem sich die angehenden Höhenretter der Feuerwehr Paderborn bei dieser außergewöhnlichen Übung konfrontiert sehen. Ihr Einsatz an diesem Tag ist fester Bestandteil der Ausbildung. Früh am Morgen trifft das Einsatzfahrzeug der Höhenrettung an einem Windrad im Windpark &bdquo;Huser Klee“ bei Lichtenau ein. Sofort zur Tat schreiten können die fünf Männer allerdings noch nicht. Zunächst wird der Einsatz mit Hauptbrandmeister Andreas Tegethoff, Leiter der Sondereinsatzgruppe Höhenrettung, im Bauch des Windrades bis ins Detail besprochen. Durch Service-Techniker Tandogan Harding erfolgt daran anschließend durch Betreiber Westfalenwind eine Einweisung in die Anlage. Dann ist alles besprochen und der Einsatz kann beginnen. Dafür ist gleich gute Kondition erforderlich. Denn die Einsatzkräfte müssen über die Leiter bis in die Gondel der Anlage vom Typ Enercon-101 auf 147 Meter Höhe hochklettern. Den Aufzug zu nehmen, in den jeweils nur zwei Personen passen, ist tabu. &bdquo;Das würde zu lange dauern, bis alle oben sind“, erklärt Tegethoff, der die Retter anleitet und auch selbst mit anpackt. Rettung aus dem Rotorblatt Man müsse jeden Zeitvorteil nutzen, in dem Fall die steile Eisenleiter nach oben. Denn: &bdquo;Jede Minute zählt, die eventuell über Leben oder Tod entscheidet“, weiß er aus Erfahrung. Entsprechend gesichert, eilen die angehenden Höhenretter die Stufen rauf, um sich dem Verletzten zu nähern, der von Service-Techniker Lennard Hils bei dieser Übung gemimt wird. Nun folgt der kniffligste Teil: die Rettung aus dem Rotorblatt. &bdquo;Es handelt sich um die am schwierigsten zugängliche Stelle eines Windrades“, erläutert Tegethoff. Was er meint, wird beim Anblick der Einsatzstelle deutlich. Es ist brutal eng, wodurch jede Bewegung – auch zum Wohle des Patienten – wohl überlegt sein muss. Der Verletzte ist irgendwann erreicht und erstversorgt, die Rettung kann beginnen. &bdquo;Langsam drehen, bis der Kopf hier ist“. &bdquo;Jetzt langsam ziehen.“ Es wird viel kommuniziert unter den Einsatzkräften. Das ist auch nötig, um das Opfer sicher aus dem beengten Nadelöhr zu bringen. &bdquo;Kriegen wir den überhaupt so hochgezogen? Überlegt mal!“, fordert Tegethoff seine Schützlinge zum ständigen Mitdenken auf. Es braucht seine Zeit, bis der &bdquo;Verletzte“ über eine spezielle Halbtrage aus dem Rotorblatt sicher und ohne besondere Vorkommnisse in die Gondel gehievt wird. &bdquo;Das war der mit Abstand schwierigste Teil“, ruft der Leiter der Höhenrettung den künftigen Kollegen zu. Andere Rettungen schon geübt Es folgt eine kurze Pause – Trinken und Verschnaufen. Der erfahrene Einsatzgruppenleioter erzählt: &bdquo;Ein Notfall im Windrad kommt ganz selten mal vor. Aber wenn es dann doch passiert, müssen wir darauf vorbereitet sein.“ Deshalb ist die Feuerwehr dankbar, dass Übungen etwa in Anlagen von Westfalenwind stattfinden können. Es ist die dritte Woche der Ausbildung. Vorangegangen war eine Steilhang-Rettung, auch die Bergung eines Adipositas-Patienten mit starkem Übergewicht (bis zu 400 Kilo) wurde unter anderem simuliert. Auf einem Windrad war zuvor noch niemand der Prüflinge. &bdquo;Das ist schon etwas ganz Besonderes, weil es so multifunktional ist“, schwärmt Kai Cardwell vom Einsatz. &bdquo;Alle Komponenten, auf die wir uns einstellen müssen, sind unterschiedlich. Das ist sehr herausfordernd, aber gleichzeitig total spannend.“ Hinzu komme der imposante Blick aus weit mehr als hundert Metern nach unten. Derweil machen sich seine Mitstreiter für den Abstieg aus der bereits geöffneten Luke bereit. Im Fachjargon wird vom so genannten &bdquo;Mannloch“ gesprochen, Durchmesser 40 mal 50 Zentimeter, das sich auf der Bodenseite des Maschinenhauses der Gondel befindet. Der Blick geht direkt in die Tiefe, wo Acker und Schotterfläche zu erkennen sind. Durch das Mannloch erfolgt nun das Abseilen des Verletzten. &bdquo;So Jungs, jetzt zeigt mal, was Ihr könnt“, fordert Tegethoff die angehenden Höhenretter mit einem Schmunzeln auf. Trotz Übung wird es nun aber wieder Ernst, schließlich sollen alle Beteiligten sicher unten ankommen. Ein Höhenretter begleitet den Verletzten nach unten, die anderen steuern oben mit Muskelkraft den sicheren Abstieg über das Seil. Nach und nach, Meter für Meter, nähert sich die Trage mit dem Patienten, fest im Griff des Retters, behutsam dem Boden. Nach zwölf Minuten ist sie unten. Und am Ende sind alle Beteiligten erleichtert, als sie wieder den Erdboden unter ihren Füßen haben.

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