
Lichtenau. Aus Windkrafterlösen soll in Lichtenau die neue Rettungswache gebaut werden. Wie die örtliche Bürger- und Energiestiftung mitteilt, wird sie selbst ein Rettungsgebäude gegenüber von der Raiffeisen-Tankstelle errichten. Die Stiftung hat dazu nach eigenen Angaben von der Stadt ein Grundstück gekauft. Betreiberin der Wache bleibt demnach die Johanniter-Unfall-Hilfe.
Mieterin ist der Kreis Paderborn, in dessen Händen das Rettungswesen liegt. Der „langfristige“ Mietvertrag ist laut Stiftung bereits unterschrieben.
Wie Stiftungsvorstand Reinhard Piepenbrock auf NW-Anfrage mitteilt, soll nach Ende des Winters mit dem Bau begonnen werden. Schon jetzt liefen erste Ausschreibungen, die Baugenehmigung liege bereits vor. Piepenbrock, Geschäftsführer der Pietec Feinwerktechnik in Haaren, rechnet aktuell mit ungefähr einem Jahr Bauzeit.
1.000 Quadratmeter großes Areal
Auf dem etwa 1.000 Quadratmeter großen Areal an der Torfbruchstraße soll die Wache mit rund 350 Quadratmetern Nutzfläche für einen Rettungswagen sowie Sozial- und Nebenräumen errichten werden. Auf der Dachfläche ist zudem eine Photovoltaikanlage geplant. Als Baukosten gibt die Stiftung rund eine Million Euro an.
Profitieren vom Bau soll auch die Freiwillige Feuerwehr in Lichtenau. An deren Sitz in der Schützenstraße ist aktuell auch die Rettungswache untergebracht – eine für beide Seiten beengte Raumsituation. „Durch den Neubau kann die Feuerwehr profitieren und hat deutlich mehr Platz zur Verfügung“, freut sich Bürgermeisterin Ute Dülfer (parteilos) über die Pläne. Bürgermeisterin und Stiftung betonen unisono, dass bei der Standortwahl die „verkehrsgünstige Anbindung an die Bundesstraße 68“ eine große Rolle gespielt habe.
Stiftung wurde 2016 gegründet
Dass erstmals die Energiestiftung als Investorin auftritt, begrüßt sie ebenfalls. „Es ist super, dass sich die Stiftung hier engagiert“, sagt die Kleinenbergerin. Als Rathauschefin ist sie per Satzung selbst Mitglied im Stiftungsvorstand.
Die 2016 gegründete Bürger- und Energiestiftung verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, Bürgerinnen und Bürger der Stadt an den Erträgen der Windkraft teilhaben zulassen. Stifter sind unter anderem die Windkraftbetreiber in Lichtenau. Die Stiftung unterstützt bislang vor allem Vereine und ehrenamtlich Tätige finanziell bei Projekten und Initiativen.
Offen bekennt Piepenbrock, dass sich die Stiftung zum Bau der Rettungswache entschlossen hat, um einen Teil der Stiftungsgelder „in eine langfristige sichere Kapitalanlage“ zu investieren. Er sagt: „Viele Stiftungen sind derzeit auf der Suche nach Möglichkeiten, um Kapitalerträge zu erzielen.“ Zwar habe es die Energiestiftung dank regelmäßiger zumeist freiwilliger Zustiftungen der Windkraftbetreiber etwas leichter als andere Stiftungen, doch auch für die Lichtenauer gilt: In Zeiten niedriger Zinsen sind Mieteinnahmen eine wertvolle Möglichkeit um, Geld einzunehmen. Diese Mittel sollen wiederum den Stiftungszwecken zugeführt werden. Piepenbrock kann sich in Zukunft auch noch weitere Bauprojekte mit der Stiftung als Investor vorstellen. Der Vorstand sei „gesprächsbereit“.
Großes Interesse des Kreises
„Wir haben lange nach einem passenden Infrastruktur-Projekt gesucht und hier eine sehr gute Lösung gefunden. Und mit dem Kreis haben wir einen solventen Mieter“, blickt er auf die Planungsphase zurück. Gemeinsam mit dem Kreis seien die Absichten intensiv besprochen worden und die Landratsbehörde habe sich sehr daran interessiert gezeigt, die Wache nicht selbst zu bauen, sondern als Mieter aufzutreten.
Nach einem öffentlichen Interessenbekundungsverfahren habe die Stiftung den Zuschlag erhalten und im Anschluss sei der Mietvertrag unterschrieben worden. Vorteil für das Handwerk vor Ort: Weil nicht die öffentliche Hand baut, gibt es eine freihändige Vergabe. Piepenbrock: „Ich würde mich freuen, wenn ortsansässige Betriebe die besten Angebote abgeben würden.“