Kreis Paderborn

So lebt der Wald im Kreis Paderborn mit dem Schnee

Ein Förster erklärt, wie Tiere und Pflanzen mit dem Winter umgehen - und was Spaziergänger jetzt besonders beachten sollten.

Tiere wie das Rehwild haben von der Natur ihre Schutzmechanismen mitbekommen. | © Jan Preller

09.02.2021 | 09.02.2021, 18:08

Kreis Paderborn. Minusgrade und Schneeberge, wie sie in weiten Teilen des Paderborner Landes schon in Vergessenheit geraten waren: Die anhaltende Winterwetterlage macht Menschen zu schaffen, doch laut Experten muss sich um Pflanzen und Tiere im Wald niemand sorgen. Wichtig für alle Spaziergänger: Für die Tiere ist es bei dieser Witterung besonders wichtig, nicht gestört zu werden, heißt es vom Regionalforstamt Hochstift.

Dort angegliedert ist das Waldinformationszentrums Hammerhof in Hardehausen, kurz hinter Kleinenberg. Förster Jan Preller leitet das Infozentrum und bleibt auch im Winter gelassen: „Waldbäume sind nicht so empfindlich. Sie treiben nicht beim ersten warmen Sonnenstrahl aus und gegen den Frost haben sie eine Art Frostschutzmittel eingelagert", weiß er. Im Herbst hätten die Laubäume ihre Blätter abgeworfen und sich so auf die kalten Wintertage vorbereitet. „Sind die Blätter weg, fällt der Baum in so etwas wie einen Winterschlaf. Seinen Wassergehalt im Stamm reduziert er auf ein Minimum." Bevor der Baum die Blätter abwirft, ziehe er die Nährstoffe aus den Blättern und speichert sie. Sie schützten den Baum auch vor dem Erfrieren.

Was die Bäume nicht gut vertragen, sei ein ständiger Wechsel zwischen Wärme und Kälte. Wenn zum Beispiel Anfang Mai nach dem Laubaustrieb nochmal Spätfrost folge, sterben oftmals Blätter oder ganze Zweige von Laubbäumen ab. Diese Zweige hätte der Baum für immer verloren.

Tiere im Winterschlaf oder Winterruhe

Einige Waldpflanzen sind laut Preller sogar auf Frostperioden angewiesen, um sich zu vermehren. Ein Beispiel ist der Bärlauch, der als eine der ersten Frühlingspflanzen schon bald in den Buchenwäldern seinen typischen Knoblauchgeruch verströmen wird. Bärlauchsamen brauchen mehrere Wochen andauernde Temperaturen um den Gefrierpunkt, um keimen zu können.

Die Bäume im Wald des Kreises Paderborn, hier ein Buchenzweig, sind mit Ende des Herbstes vorbereitet auf kalte Wintertemperaturen. - © Nicole Fiegler
Die Bäume im Wald des Kreises Paderborn, hier ein Buchenzweig, sind mit Ende des Herbstes vorbereitet auf kalte Wintertemperaturen. | © Nicole Fiegler

Bei den Tieren der Wälder im Kreis Paderborn haben zurzeit diejenigen Glück, die im geschützten Versteck die Kälte verschlafen. Siebenschläfer, Igel und Fledermäuse sind klassische Winterschläfer. Auch der Dachs hat sich zurückgezogen. Er hält Winterruhe. Rothirsche, Wildschweine und Rehe sind wach und müssen sich mit den anhaltenden Minus-Temperaturen im Wald abfinden. Preller sagt: "Dafür brauchen sie vor allem Ruhe."

Wildtiere möglichst nicht stören

In einer Zeit, in der bei niedrigen Temperatur ein erhöhter Wärmebedarf besteht, ist das Nahrungsangebot knapp. Die Natur hat sich auf diesen Mangel eingestellt. Winteraktive Wildtiere schränken ihre Bewegung ein und sparen so Energie. „Waldbesucher sollten auf den Wegen bleiben und Wildtiere möglichst nicht stören", sagt der Förster. So kann das Energiesparprogramm der Tiere durch den Menschen unterstützt werden. Auch Fettreserven und ein dichtes Winterfell helfen gegen die Kälte.

Im grauen Winterhaar der Rehe sei statt Farbstoffen Luft eingelagert, die zusätzlich zum Fell isolieren soll. Die dunkle Winterschwarte der Wildschweine sammle die Sonnenwärme und bestehe unter den steifen Borsten aus dichtem und wärmendem Unterhaar. Äußere Körperpartien des Rotwildes würden zum Energiesparen weniger durchblutet als das Köperinnere. Vögel plusterten sich auf und isolieren durch den „Luftmantel" im Gefieder ihre Körpertemperatur von der kalten Umgebungstemperatur.

Das Kreuz mit den Borkenkäfern

Wechselwarme Tiere, die ihre Körpertemperatur nicht selbstständig regulieren können, haben sich im Herbst in möglichst frostfreie Verstecke zurückgezogen und verharren dort in einer Kältestarre. Insekten verbringen den Winter meist als Eier, Puppen oder Larven im Boden, der Laub- beziehungsweise Nadelstreu oder unter der Rinde von Bäumen. Die Umwandlung körpereigener Stoffe hebt die Frosthärte der Insekten und macht sie sehr robust. Das gilt zum Bedauern der Forstleute auch für Borkenkäfer, die im Waldboden und unter der Fichtenrinde überwintern. Lediglich die Larvenstadien vertragen den Frost nicht.

Schwarzspechte sind auch im verschneiten Wald zu sehen. - © Jan Preller
Schwarzspechte sind auch im verschneiten Wald zu sehen. | © Jan Preller

Eichhörnchen ruhen derzeit meist im geschützten Quartier. Anders als die typischen Winterschläfer würden sie häufig wach und suchen Vorratsverstecke auf. Ihre Körpertemperatur sinke während der Ruhephasen nur leicht. Der Igel, der schon lange und tief schläft, habe eine stark geminderte Körpertemperatur. Sie sei von normal 36 Grad auf unter 5 Grad gesunken. Alle Lebensfunktionen des Körpers bewegen sich auf einem Minimum.