Lichtenau. Nicht erst seit der Bewegung Fridays for Future ist der Klimawandel ein allgegenwärtiges Thema. Durch die Bewegung ist das Thema aber dringlicher und vor allem jünger geworden. Frischen Wind in die Thematik brachte nun der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) mit einer Doppelschulstunde der ganz anderen Art – aus dem Inneren eines Windrades.
Die Mischung aus Diskussionsrunde vor Ort und Einspielungen wurde live auf Youtube gestreamt und vom Journalisten Mirko Drotschmann, der unter dem Namen MrWissen2go Jugendlichen Wissenschaft und Politik erklärt, moderiert. Seinem Kanal folgen 1,31 Millionen Abonnenten.
"Der benötigte Strom ist 100 Prozent öko"
„Der Aufwand ist hoch. Wir sind mit sechs Technikern und einem Kameramann vor Ort. Aber die Idee, aus dem Inneren einer erneuerbaren Energie Schule zu machen, hat uns begeistert. Und der dazu benötigte Strom ist 100 Prozent öko", so Daniel Saage, 2. Vorsitzender LEE NRW, der zusammen mit Sonya Harrison, Leiterin Geschäftsstelle OWL, die Idee hatte. Die Akzeptanz von erneuerbaren Energien sei gerade bei jungen Menschen sehr hoch, was eine repräsentative Umfrage im Paderborner Land zeige. „Darum wollten wir ein entsprechendes Format für diese Gruppe zum Thema Klimawende machen", so Saage weiter. Neben Drotschmann waren auch die Gründerin von Fridays for Future Paderborn Katharina Müller, Susanne Götze, Co-Autorin des Buches „Die Klimaschutzlobby", Reiner Priggen, Vorsitzender LEE NRW und Christian Mildenberger, Geschäftsführer LEE NRW, im Windrad live dabei. Letzter nutzte die Gelegenheit und erklomm die 148 Meter hohe Windmühle, um anschließend den Ausblick zu genießen.
Liveschaltungen in der Antarktis und nach Gartzweiler

Thematisch war das 90-minütige Event ein Mix aus Interviews zu den Themen Klimawandel, Verkehrspolitik, Kohleausstieg und Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie Liveschaltungen zu Klaus Guba, Leiter der Neumayer-Station III in der Antarktis, Christina Schliesky, Klimaaktivistin bei „Alle Dörfer bleiben" nahe Gartzweiler und Fred Hanse, NRW-Vorsitzender des Bundes deutscher Forstleute. „Das Thema Klimawandel ist in der Gesellschaft angekommen. Politisch hat sich etwas getan, wir haben den Klimapakt bekommen, aber auch Datteln 4. Seitens der Politik ist der mediale Druck groß. Aber so richtig Lust etwas zu verändern, haben sie auch nicht", stellte Müller fest. „Ich bin schon lange in der Politik und weiß wie schwer es ist, Kompromisse zu schließen. Das Deutschland aus der Kohle aussteigt, ist ein Signal. Gleichzeitig haben wir über 50 Prozent aus erneuerbaren Energien und die Technik dafür entwickelt, wir stehen heute ja gerade in einem solchen Windrad. Jetzt kommt es darauf an, diese Technik umzusetzen. Chancen haben wir", sagte Priggen mit Blick auf bereits erzielte Erfolge.
Schüler der Klima-AG diskutieren mit
Dem widersprach Götze. International gehöre Deutschland bei Klimaverhandlungen zu den progressiven Kräften und motiviere andere Länder, mitzumachen. „Wo es hapert ist, dass man zu Hause, sprich in Deutschland, nicht richtig aufräumt", merkte er an. An der Diskussion beteiligten sich auch Schüler der Klima-AG des Pelizaeus-Gymnasiums Paderborn, die live zugeschaltet waren.
Dass die Aufzeichnung aus einem Windrad in Lichtenau entstand, ist kein Zufall. Lichtenau gilt als ein Vorzeigebeispiel wie Umsetzung und Akzeptanz im Bereich der erneuerbaren Energie funktionieren kann. Außerdem befindet sich hier der größte Binnenwindpark in Europa. Insgesamt sei der Kreis Paderborn der erste Kreis in NRW mit 100 Prozent Ökostrom, so LEE NRW, auf dessen Youtube-Kanal die Doppelstunde zu sehen ist.