Die vier Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Hövelhof

Hövelhof. Am 14. September finden in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen statt. Das heißt für alle Bürgerinnen und Bürger, dass sie Vertreterinnen und Vertreter für ihre Kommunen (Städte, Kreise, Gemeinden) wählen können. In Hövelhof bewerben sich Sarah Louise Bernard (Linke), Oliver Kaluza (Grüne), Michael Berens (CDU) und Benjamin Sandbothe (FDP) um das Bürgermeisteramt. Um sie und ihre Politik besser kennenzulernen, hat die NW ihnen Fragen zu verschiedenen Themen wie Mobilität, Nahverkehr und Klimaschutz gestellt. Sarah Louise Bernard (Linke) – Wohnen ist ein Menschenrecht Was wollen Sie konkret unternehmen, damit der kommunale Haushalt gestärkt und wichtige Aufgaben weiter bezahlt werden können? Der aktuelle Haushalt 2025 weist ein zu erwartendes Defizit von rund 6,9 Millionen Euro auf. Eine enorme Herausforderung für unsere Gemeinde. Umso wichtiger ist es, jetzt klare Prioritäten zu setzen: Wir dürfen nicht bei Bildung, sozialer Infrastruktur oder Prävention sparen, denn Kürzungen hier führen später zu noch höheren Folgekosten. Stattdessen wollen wir (Prestige-)Projekte und etwaige Ausgaben kritisch prüfen und gegebenenfalls aufschieben, wenn sie nicht der Daseinsvorsorge dienen. Gleichzeitig wollen wir alle kommunalen Instrumente auf der Einnahmenseite prüfen und diese versuchen, weiter auszubauen. Ein Beispiel wäre eine konsequente Einwerbung von Fördermitteln bei Land, Bund und EU, Kooperationen mit Nachbarkommunen bei großen Projekten oder eine klare Orientierung an Gemeinwohl und Nachhaltigkeit bei Investitionen. Öffentliche Mittel sollen nur dort fließen, wo faire Löhne, soziale Standards und echte Zukunftsperspektiven gesichert sind. So können wir trotz Defizit handlungsfähig bleiben und die Gemeinde solidarisch und zukunftsfest gestalten. Kommunalwahl 2025: Alles zur Wahl im Kreis Paderborn im Liveticker Wie möchten Sie bezahlbaren Wohnraum fördern - insbesondere für Familien und einkommensschwächere Gruppen? Wohnen ist ein Menschenrecht und muss daher jedem Menschen, unabhängig von Einkommen oder Herkunft zugänglich sein. Stand 2023 verfügte Hövelhof leider nur über 177 per Wohnberechtigungsschein (WBS) geförderte Wohnungen. Das ist zu wenig insbesondere bei der aktuellen Entwicklung im Rahmen der steigenden Armut und Kosten für Mieten. Wohnen darf keine Frage des Geldbeutels sein. Wir wollen als Lösungsansatz eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gründen, die dauerhaft bezahlbaren Wohnraum schafft und nicht auf Profit ausgerichtet ist. Zukünftige kommunale Neubauten sollen zu mindestens 50 Prozent preisgebunden sein/WBS gefördert sein. Zudem wollen wir Leerstände aktivieren, Genossenschaften fördern und Ortskerne durch soziale und kulturelle Treffpunkte lebendig halten. Denn Stadtentwicklung heißt für uns mehr als nur Bauen: Wir wollen Ortskerne lebendig halten und Ortsteile so gestalten, dass sie Begegnung, Kultur und Miteinander fördern. Dazu gehören generationengerechte Freizeit- und Spielplätze, barrierefreie Zugänge sowie Grünflächen, die Klimaresilienz und Aufenthaltsqualität schaffen. Hövelhof soll nicht zersiedeln, sondern sich ökologisch, sozial und nachhaltig entwickeln. Mit kurzen Wegen, lebendigen Treffpunkten und einem klaren Vorrang des Gemeinwohls. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Die Linke Kreis Paderborn (@dielinke_pb) Welche Prioritäten setzen Sie beim Ausbau von Schulen, Kita-, OGS-Plätzen sowie inklusiver Bildung? Bildung ist Daseinsvorsorge. Darum priorisieren wir den weiteren Ausbau von Kita- und OGS-Plätzen, mit arbeitnehmerfreundlichen Öffnungszeiten und guten Arbeitsbedingungen. Wir wollen gebührenfreie Ganztagsschulen (OGS), kleinere Klassen (15 bis 20 Kinder) und kostenfreie Mittagsverpflegung an allen Schulen. Inklusion beginnt im Alltag: Öffentliche Gebäude, Wege und digitale Angebote werden barrierefrei gestaltet. Verwaltungsprozesse sollen verständlich und bei Bedarf mehrsprachig gestaltet werden. Wir stärken kulturelle und politische Bildung (etwa durch verpflichtende Aktionstage zu Demokratie und Antidiskriminierung) und schaffen inklusive Freizeitangebote, vom Sportverein bis zum Ferienprogramm. Lebenslanges Lernen fördern wir über eine gestärkte VHS mit teilweise kostenfreien Kursen. Welche Rolle spielt die Verbesserung des ÖPNV? Planen Sie Maßnahmen zum Ausbau von Radwegen? Ein verlässlicher, sicherer und sozialer ÖPNV ist zentral für Lebensqualität und Klimaschutz. Wir setzen uns für die Reaktivierung der Direktbuslinie nach Paderborn, den Ausbau des Spätverkehrs und die Einführung sicherer &bdquo;Frauentaxen“ ein. Mit einem sozialen &bdquo;Hövelticket“ wollen wir Menschen mit wenig Einkommen entlasten. Parallel bauen wir On-Demand-Verkehre weiter aus. Verkehrssicherheit hat Priorität: Gefahrenstellen, etwa an der Geha-Einfahrt, werden erfasst und im Rahmen des Möglichen entschärft. Rad- und Fußwege sollen lückenlos, sicher und gut beleuchtet sein. Und weil Teilhabe auch digital beginnt, weiten wir den kommunalen WLAN-Hotspot vom Marktplatz auf den gesamten Ortskern aus. Was wollen Sie tun, damit Ihre Gemeinde umwelt- und klimafreundlicher wird? Klimaschutz erhält die Zukunft von uns allen. Auf öffentlichen Gebäuden und Parkplätzen sollnoch mehr Photovoltaik installiert werden, inklusive überdachter PV-Anlagen auf Parkflächen (etwa über dem Edeka-Parkplatz). Der Henkenplatz wird nachhaltig begrünt, um Aufenthaltsqualität zu steigern und das Mikroklima zu verbessern. Die Beete im Ort werden mit mehr heimischen Stauden, Blühpflanzen bepflanzt und mit mehr Bäumen neu gestaltet, für Biodiversität und mehr Farbe im Alltag. Kultur und Natur denken wir zusammen: Themenwege, Freiluft-Lesungen und Projekte mit Schulen holen Umweltbildung in den Alltag. Wie wollen Sie das Ehrenamt und das gesellschaftliche Miteinander in Ihrer Gemeinde stärken – etwa in Vereinen, Feuerwehren oder sozialen Projekten? Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gemeinde. Vom Sportverein bis zur Feuerwehr, von der Nachbarschaftshilfe über Bürgerinitiativen bis hin zu sozialen Projekten. Wir schaffen bessere Rahmenbedingungen, etwa durch kostenfreie oder vergünstigte Nutzung kommunaler Räume/Einrichtungen, unbürokratische Mikro-Förderungen, Qualifizierungsangebote etwa wie Workshops und gelebte Wertschätzungskultur. Wir fördern Vernetzung und mehrsprachige Beratung, stärken Präventionsarbeit in Schulen und Jugendtreffs (Gewaltprävention, Antidiskriminierung, Konfliktlösung) und unterstützen Begegnungsräume, damit sich unterschiedliche Lebenswelten in Hövelhof wieder näherkommen. Ziel: ein solidarisches Miteinander, in dem niemand durchs Raster fällt. Welche städtebauliche Weiterentwicklung streben Sie für den Hövelhofer Ortskern an? Wir möchten den Ortskern zu einem sozialen, kulturellen und ökologischen Zentrum entwickeln. Dazu gehören mehr Grün, schattige Sitzbereiche und barrierefreie Wege ebenso wie niedrigschwellige Treffpunkte für Jung und Alt. Den Wlan-Hotspot weiten wir auf den gesamten Ortskern aus, der Henkenplatz wird nachhaltig aufgewertet. Wir setzen auf echte Beteiligung: mehr Bürgerinnen- und Bürgerforen, Jugend- und Seniorinnen- und Seniorenräte sowie Online-Beteiligungsplattformen etwa in Form der Erweiterung der Hövelhof-App. So entstehen Projekte, die breiten Nutzen stiften. Von Kulturformaten im Freien bis zu sicheren, inklusiven Wegen. Wir setzen auch hierbei einen Schwerpunkt auf das Gemeinwohl der Hövelhofer Bürgerinnen und Bürger. Oliver Kaluza (Grüne) möchte mehr OGS-Plätze für verlässliche Betreuung Was wollen Sie konkret unternehmen, damit der kommunale Haushalt gestärkt und wichtige Aufgaben weiter bezahlt werden können? Wir setzen uns für einen ausgeglichenen kommunalen Haushalt ein, der aufnachhaltigem Wirtschaftswachstum basiert. Unser Plan: Bestehende Industrieökologisch modernisieren und innovative, umweltfreundliche Unternehmen nachHövelhof holen. Nötige Projekte (wie etwa Schulerweiterung) müssen gut geplant werden. Nachhaltiges Bauen ist nicht nur gut fürs Klima, sondern langfristig auch für unserenGemeindehaushalt. Wirtschaftliche Stärke und Klimaschutz sind für uns keine Gegensätze – sie bedingen einander für eine lebenswerte Zukunft in unserer Gemeinde. Wie möchten Sie bezahlbaren Wohnraum fördern - insbesondere für Familien und einkommensschwächere Gruppen? In unserem Ort sehen wir, wie Menschen mit geringerem Einkommen zunehmendverdrängt werden. Das wollen wir ändern. Unsere Lösungen für Hövelhof:Kommunale Grundstücke für sozialen Wohnungsbau reservieren, innovative Konzepte wie Mehrgenerationenhäuser und genossenschaftliches Wohnen fördern, Nachverdichtung statt Flächenfraß: Bestehende Baulücken intelligent nutzen. Energetische Sanierungen fördern. Welche Prioritäten setzen Sie beim Ausbau von Schulen, Kita-, OGS-Plätzen sowie inklusiver Bildung? Unser Schulmodell in Hövelhof ist ein Erfolg - das wollen wir bewahren und gleichzeitig fit für die Zukunft machen. Mit uns gibt es klare Prioritäten: Modernisierung der Schulgebäude, Ausbau der digitalen Infrastruktur und mehr OGS-Plätze für verlässliche Betreuung. Moderne Bildung bedeutet für uns: individuelle Förderung in zeitgemäßer Umgebung. Welche Rolle spielt die Verbesserung des ÖPNV? Planen Sie Maßnahmen zum Ausbau von Radwegen? In Hövelhof brauchen wir verlässliche und bezahlbare Direktverbindungen nach Paderborn und zu anderen Nachbargemeinden, sowie sichere Radwege, die nicht nur für Touristen, sondern vor allem für uns Einheimische im Alltag nutzbar sind. Wir setzen uns dafür ein, dass Gefahrenstellen für Radler und Fußgänger in Hövelhof jetzt beseitigt werden. Bestehende Konzepte müssen endlich umgesetzt werden. Zahlreiche Verkehrskonzepte und Masterpläne wurden bereits beschlossen, aber nicht oder nur halbherzig realisiert. Wir werden die vorhandenen Pläne kritisch prüfen und mit klaren Prioritäten und Zeitplänen. Mehr zum Kandidaten: Dieser Mann tritt für die Grünen in Hövelhof an Was wollen Sie tun, damit Ihre Gemeinde umwelt- und klimafreundlicher wird? Wir setzen uns für konkrete Maßnahmen ein, die unsere Gemeinde fit für die Zukunft machen: mehr Fahrradwege, energieeffiziente Gebäude und lokale erneuerbare Energieprojekte, von denen alle profitieren können. Die Klimakrise ist längst in unserer Gemeinde angekommen. Unser Plan: mehr Grünflächen in der Gemeinde schaffen, mehr Bäume pflanzen für natürlichen Schatten und Kühlung sowie klimaresiliente Infrastruktur entwickeln. Wir wollen die Bürger und Bürgerinnen bei der energetischen Sanierung ihrer Häuser unterstützen – mit kostenloser Beratung und Förderprogrammen. Wir setzen uns dafür ein, unsere lokalen Unternehmen bei der ökologischen Modernisierung zu unterstützen und gleichzeitig umweltfreundliche Innovationen nach Hövelhof zu holen. Wie wollen Sie das Ehrenamt und das gesellschaftliche Miteinander in Ihrer Gemeinde stärken – etwa in Vereinen, Feuerwehren oder sozialen Projekten? Gemeinschaft ist das, was Hövelhof stark macht. Wir Grüne wollen die Ehrenamtlichen besser unterstützen: mit kostenfreien Qualifizierungsangeboten, einem Ehrenamtsbudget für innovative Projekte, eine Ehrenamtskarte mit echten Vorteilen und kostenlose Räume für Vereinstreffen. Wir schaffen eine zentrale Anlaufstelle für alle Vereine, engagierten und interessierten, die bei Fragen zu Angeboten, Förderungen, Räumlichkeiten und Vernetzung hilft. Welche städtebauliche Weiterentwicklung streben Sie für den Hövelhofer Ortskern an? Unsere Vision für den Hövelhofer Ortskern: lebendig, grün und für alle da. Wir wollen einen Ort schaffen, in dem alle (Radfahrer, Fußgänger und so weiter) gleichberechtigt nebeneinander existieren können. Die Klimakrise macht auch vor Hövelhof nicht halt. Deshalb setzen wir auf mehr Bäume für natürlichen Schatten, Grünflächen zur Abkühlung und klimaresiliente Strukturen, die uns auch bei Extremwetterlagen schützen. Ein lebenswerter Ortskern ist ein Ort der Begegnung – barrierefrei, mit Raum zum Verweilen und mit kurzen Wegen für den täglichen Bedarf. Michael Berens (CDU) möchte autonomen Fahrzeugverkehr ergänzen Was wollen Sie konkret unternehmen, damit der kommunale Haushalt gestärkt und wichtige Aufgaben weiter bezahlt werden können? Die Gemeinde Hövelhof verfügt über ein vergleichsweise hohes Gewerbesteueraufkommen. Wir werden auch in Zukunft der mittelständischen Wirtschaft den roten Teppich ausrollen und alle Möglichkeiten für Investition und Weiterentwicklung bieten. Innerhalb unserer Behörde werden wir die Digitalisierung und Einführung von Instrumenten der künstlichen Intelligenz vorantreiben, um Effizienzen im Verwaltungsablauf zu heben. Unser neuer Gebäude-Energie-Manager soll Einsparungen von bis zu 30 Prozent bei den Energiekosten generieren. Wir werden weiterhin Druck auf Land und Bund ausüben, die hohen Sozialkosten zu minimieren. Wir animieren das Land, die Landschaftsverbände endlich abzuschaffen, da diese uns enorme Gelder entziehen für Ausgaben, auf die wir keinen Einfluss haben. Wie möchten Sie bezahlbaren Wohnraum fördern - insbesondere für Familien und einkommensschwächere Gruppen? Hövelhof gehört zu den Kommunen mit dem größten Zuwachs an gefördertem Wohnraum im Jahre 2024. Laut aktuellem Wohnungsmarktbericht der NRW-Bank liegt die Bewilligungsquote für den geförderten Wohnraum bei mehr als 200 Euro pro Einwohner. Ein Spitzenwert. Damit gehören wir zu den dynamischsten Kommunen in NRW, was den Bau von Wohnungen angeht. Wir unterstützen und beraten Investoren bei der Verwirklichung ihrer Projekte, schaffen die Voraussetzungen in Bebauungsplänen und helfen der Förderstelle des Kreises Paderborn bei der Priorisierung. Welche Prioritäten setzen Sie beim Ausbau von Schulen, Kita-, OGS-Plätzen sowie inklusiver Bildung? Wir haben in den letzten Jahrzehnten in allen Bildungsbereichen stark investiert. Unsere Kindertageseinrichtungen, Grundschulen und Sekundarschulen sind in einem Top-Zustand. Wir handeln stets bedarfsorientiert. So werden wir aufgrund der starken Nachfrage an unserer Franz-Stock-Realschule einen Anbau realisieren. Die Hauptschule bekommt aktuell neue naturwissenschaftliche Räume. In der Kirchschule wird derzeit die Aula zu einer Lernwerkstatt umgebaut. An der Mühlenschule haben wir gerade die Angebote für den offenen Ganztagsbereich erweitert und die vorhandene Gymnastikhalle dafür umgebaut. Die Furlbachschule bedarf in den nächsten Jahren einer grundlegenden Sanierung. In allen Kindergärten gab es in den letzten Jahren enorme Investitionen. Welche Rolle spielt die Verbesserung des ÖPNV? Planen Sie Maßnahmen zum Ausbau von Radwegen? Mit dem neuen Holibri vermeiden wir leere Busse und bieten nunmehr einen bedarfsorientierten Nahverkehr, den wir demnächst um autonomen Fahrzeugverkehr ergänzen möchten. Mit der neuen Ways2Work-Buslinie sind unsere Gewerbegebiete nunmehr direkt an den Bahnhof angebunden. Am Bahnhof direkt haben wir neue Fahrradabstellanlagen und -boxen angebracht. Zahlreiche Bushaltestellen wurden und werden noch barrierefrei umgebaut. Für den Radwegeausbau sind wir auf weitere Fördermittel angewiesen. Derzeit realisieren wir einen Radweg an der Espelner Straße. Wir werden in Kürze den Radweg an der Salvatorstraße sanieren. Was wollen Sie tun, damit Ihre Gemeinde umwelt- und klimafreundlicher wird? Die Gemeinde hat zuletzt stark in Klimaschutzmaßnahmen investiert. So sind alle möglichen Dächer der gemeindlichen Einrichtungen mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet worden. Mehrere Gebäude sind ans örtliche Nahwärmenetz angeschlossen worden, um CO2-Neutralität bei der Beheizung zu gewährleisten. Für die gemeindlichen Gebäude wurde ein Sanierungsfahrplan erarbeitet. Die Gemeinde beschäftigt sich intensiv mit Maßnahmen zur Klimafolgeanpassung, um für besondere Schadensereignisse vorbereitet zu sein. Das 1.000-Bäume-Programm mit dem jeder Haushalt pro Jahr zwei kostenlose Bäume erhalten kann, ist ein Riesenerfolg. Wie wollen Sie das Ehrenamt und das gesellschaftliche Miteinander in Ihrer Gemeinde stärken – etwa in Vereinen, Feuerwehren oder sozialen Projekten? Hövelhof verfügt noch über ein funktionierendes Vereinswesen. Die ehrenamtlich Tätigen bekommen neuerdings eine Ehrenamtskarte, mit der sie Vergünstigungen bei bestimmten Angeboten erhalten. Wir unterstützen die Vereine mit unkomplizierten Förderungen und haben auf der Homepage eine Ehrenamtsbörse etabliert, wo Vereine und engagierte Personen zusammenfinden. Wir verleihen jährlich den Heimatpreis und zeichnen Engagierte aus den unterschiedlichsten Bereichen aus. Die Freiwillige Feuerwehr bekommt die bestmögliche Ausstattung an Material, Fahrzeugen und Gerätschaften sowie persönlicher Schutzausrüstung. Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses ist ein Zeichen gebauter Wertschätzung. Welche städtebauliche Weiterentwicklung streben Sie für den Hövelhofer Ortskern an? Im Ortskern haben wir zuletzt zahlreiche Investitionen zur Verbesserung des Quartiers getätigt. So wurde die Straße Zur Post, die Einkaufsstraße, der Henkenplatz, der Hövelmarktplatz, der Kirchplatz und der Schlossgarten neu gestaltet. Im Ortskern streben wir an, die noch nicht bebauten Grundstücke sukzessive zu aktivieren. Dabei sollen sich die Gebäude stets in die bauliche Umgebung der bereits vorhandenen Häuser einpassen. Wir möchten den Ortskern vom Verkehr entlasten und haben beim Land Nordrhein-Westfalen eine Umgehungsstraße (Westtangente) beantragt. Der Bau des Kreisverkehrs &bdquo;Grüner Weg“ soll im kommenden Jahr starten. Gleiches gilt für die Neugestaltung der Bahnhofstraße. Benjamin Sandbothe (FDP) setzt auf stabile Gemeindefinanzen Was wollen Sie konkret unternehmen, damit der kommunale Haushalt gestärkt und wichtige Aufgaben weiter bezahlt werden können? Eine starke Wirtschaft gibt uns die Mittel, unsere Gemeinde eigenständig und zukunftsfest zu gestalten. In den nächsten Jahren wird es unsere wichtigste Aufgabe sein, die Gemeindefinanzen stabil zu halten, damit wir weiterhin selbst über unsere Investitionen entscheiden können. Um unsere Finanzen zu sichern, müssen wir einerseits unsere Einnahmen stärken und andererseits die Ausgaben planbarer gestalten. Wir brauchen Konzepte, um unsere Gewerbegebiete zu modernisieren und besser zu nutzen. Gleichzeitig wollen wir genau prüfen, welche Strukturen wir brauchen, damit unsere Gemeinde weniger anfällig für Krisen wird. Außerdem werde ich den Zustand der öffentlichen Gebäude zentral erfassen, um zukünftige Investitionen planbarer zu gestalten. Die Verwaltung werde ich im Rahmen eines &bdquo;Lean-Projekts“ modernisieren. Dabei übernehmen die Mitarbeitenden als Experten ihres Arbeitsbereichs eine zentrale Rolle und können in Eigenverantwortung an der Verbesserung der Prozesse mitwirken. Dieses Projekt wird Ressourcen freisetzen und für einen verbesserten Service für die Bürgerinnen und Bürger sorgen. Wie möchten Sie bezahlbaren Wohnraum fördern - insbesondere für Familien und einkommensschwächere Gruppen? Wachstum ist häufig konträr zur Lebensqualität. Ein gesundes Wachstum führt dazu, dass wir uns nicht zu einer Stadt entwickeln. Flächen können in der Regel nur einmal verbraucht werden. Daraus folgt, eine überbaute Fläche kann nicht einfach wieder begrünt werden. Strategisch müssen wir daher auch wieder vermehrt auf Mehrfamilienhäuser setzen, um so in die Höhe, statt in die Fläche bauen, damit für mehr Menschen Wohnraum geboten wird. Dabei bleiben uns viele Land- und Waldflächen erhalten. Wohneigentum soll für alle erreichbar sein. Es ist ein zentraler Baustein für soziale Sicherheit, Altersvorsorge und Lebensqualität. Wir setzen uns dafür ein, dass mehr Menschen die Chance bekommen, in den eigenen vier Wänden zu leben. In Zukunft sollen Baugebiete auch in sinnvoller Mischform ausgewiesen werden. Doppel-, Reihen-, Mehrgenerationen- und Mehrfamilienhäusern sollen hier stärker präferiert werden. Mehr zur Partei: Wo sich die FDP in OWL Chancen auf ein Bürgermeisteramt ausrechnet Welche Prioritäten setzen Sie beim Ausbau von Schulen, Kita-, OGS-Plätzen sowie inklusiver Bildung? Der hohe Standard und die Vielfältigkeit bei unseren Kindertagesstätten sind ein großer Mehrwert für Hövelhof. Um diesen Standard auch für die Zukunft zu sichern, müssen wir gutes Personal bei uns binden. Die Entfristung von Arbeitsverträgen von Erzieherinnen und Erziehern ist mir hierbei wichtig. Ein mittelfristiges Ziel, für das ich mich starkmache, ist das Abitur in Hövelhof. Eine weitere Schulform mit der Möglichkeit, die Allgemeine Hochschulreife zu erlangen, ist für unseren wachsenden Ort ein wichtiges Kernthema. Bei der Frage nach der Schulform und der Trägerschaft setzte ich stark auf die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Inklusion ist in unseren Einrichtungen eine Selbstverständlichkeit und soll im Rahmen der Möglichkeiten umgesetzt werden. Welche Rolle spielt die Verbesserung des ÖPNV? Planen Sie Maßnahmen zum Ausbau von Radwegen? Bei der Reaktivierung der Bahnstrecke Hövelhof – Gütersloh werde ich mich für den Lückenschluss Hövelhof – Verl stark machen. Dieser Lückenschluss wäre ein großer Fortschritt für beide Orte. Das Modell des sogenannten 1-Euro-Tickets halte ich in Hövelhof für ebenfalls denkbar. Was wollen Sie tun, damit Ihre Gemeinde umwelt- und klimafreundlicher wird? Das findet vor Ort im Kleinen statt. Wir können einfache Maßnahmen wie den wirtschaftlichen Ausbau der erneuerbaren Energien bei öffentlichen Gebäuden weiter forcieren und die klimafreundliche Gestaltung unserer Umwelt weiter vorantreiben. Wie können wir beispielsweise unsere Straßenzüge und Siedlungen im Sommer besser mit Bäumen verschatten? Das Klimaschutzkonzept soll hier sinnvoll mit mehr Leben gefüllt werden, auch Ideen der Bürger sind hier gefragt. Für die großen Maßnahmen sind aus meiner Sicht Land, Bund und die EU zuständig, die hierfür über ausreichende finanzielle Mittel verfügen. Wie wollen Sie das Ehrenamt und das gesellschaftliche Miteinander in Ihrer Gemeinde stärken – etwa in Vereinen, Feuerwehren oder sozialen Projekten? Die Hövelhoferinnen und Hövelhofer engagieren sich bei guten Rahmenbedingungen gerne für unseren Ort. Sie bauen ehrenamtlich ein Schützen- und Bürgerhaus oder stellen – bundesweit einmalig – sogar ein Hallenbad auf die Beine. Dieses Engagement möchte ich durch gute Rahmenbedingungen weiter fördern. Zum Beispiel sollte sich wieder ein Verein gründen können, der die Trägerschaft in der Offenen Ganztagsschule übernimmt und auch die Ferienbetreuung kann mit ehrenamtlichem Engagement weiter ausgebaut werden. Die Bürgerinnen und Bürger vor Ort wissen häufig am besten, welche Bedarfe und Bedürfnisse die Menschen haben. Außerdem mache ich mich für eine Ehrenamtsbeauftragte oder einen Ehrenamtsbeauftragten im Rathaus stark. Welche städtebauliche Weiterentwicklung streben Sie für den Hövelhofer Ortskern an? Das Ortskernkonzept sollte von Zeit zu Zeit unter einer Bürgerbeteiligung überarbeitet werden. Entspricht es noch unseren Anforderungen und wo haben wir im Ort Optimierungsbedarf. Ich mache mir allerdings viel mehr Sorgen um unsere Teilorte. Die Teilorte in Hövelhof entwickeln sich unterschiedlich stark. Der Regionalplan der Bezirksregierung hat Hövelriege offiziell abgeschrieben und hier ist eine weitere Entwicklung kaum noch möglich. Ich will im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und den örtlichen Vereinen Ideen entwickeln, um diese Fehlentwicklung umzukehren. Das Areal Staumühle darf nicht weiter verfallen. Die dort lebenden Menschen verdienen einen lebenswerten Ort, der unserer Gemeinde würdig ist. Es braucht mehr Einsatz und Verantwortung für das Gelände und die Menschen vor Ort. Ich werde das Gespräch mit dem Eigentümer suchen, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln, die unternehmerisches Engagement und die Lebensqualität der Anwohner verbinden. Sollte der Eigentümer zu dem Schluss kommen, dass ein Weiterverkauf der Siedlung der beste Weg ist, werde ich mich für lokale Investoren stark machen, die an einer gelungenen Entwicklung unserer Gemeinde Interesse haben.

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