Seltene Ansichten eines Hövelhofer Dorf-Fotografen

Hövelhof. Bereits vor drei Jahren überließ Gisela Hagenbäumer dem Stadt- und Kreisarchiv Paderborn einen besonderen Schatz zur sicheren Aufbewahrung, den sie selbst über Jahrzehnte gehegt und gepflegt hatte: 339 Glasplattennegative, die ihr Vater Heinrich Klösener in den Jahren 1940 bis 1955 in Espeln und Hövelhof aufgenommen hatte. Daraus ist nun eine ganze Ausstellung entstanden, wie die Stadt Paderborn mitteilt. Zur Aufklärung, was genau auf den Motiven zu sehen ist, hatten Hagenbäumer und Hövelhofs Ortsheimatpfleger Carsten Tegethoff über Monate viele Gespräche geführt und Vor-Ort-Recherchen unternommen. Zudem ergab eine erste öffentliche Ausstellung der Bilder Mitte Juni in Hövelhof neue Erkenntnisse. Heinrich Klösener (1923-2015) galt als Tausendsassa. Ab 1938 war er bei den Hövelhofer Geha-Möbelwerken beschäftigt, als Invalide kehrte er aus dem Zweiten Weltkrieg zurück. Nach 1945 fand er Arbeit, unter anderem bei der Deutschen Bahn und in einer holzverarbeitenden Firma. Porträts, Ortsansichten und das normale Leben Mit Theresia Tegethoff gründete er eine Familie und baute ein Haus in Hövelriege. Nachbarn und andere im Ort wandten sich immer wieder an den begeisterten Amateurfotografen und baten um Fotos von Personen oder besonderen Situationen, heißt es aus der Familie. Wie auch bei professionellen Fotografen, finden sich in Klöseners fotografischem Nachlass meist Porträts, aber auch Ortsansichten und Aufnahmen vom sozialen Geschehen und vom Arbeitsleben im Ort – aber auch beispielsweise vom Kriegslazarett in Delbrück. Schon nach einer ersten Durchsicht waren die Paderborner Archivare überzeugt, dass die Fotos öffentlich bekanntgemacht werden mussten. Sie übernahmen eine Einschätzung der Bilder und kümmerten sich um deren Digitalisierung. Im Vorfeld hatte Gisela Hagenbäumer in unzähligen Gesprächen vor Ort viele Details zu den Fotografien herausarbeiten können, auch Heimatpfleger Tegethoff sprach mit Espelnern und glich Klöseners Fotos mit anderen Bildern ab. So fand er etwa heraus, dass es sich bei einer üppig geschmückten Station einer Fronleichnamsprozession um das Hofkreuz Meermeier (genannt &bdquo;Nadermann“) im Ortskern handelt. &bdquo;Dank der Hinweise von Espelner Bürgerinnen und Bürgern konnten wir so manches Rätsel lüften“, sagt Tegethoff. Nun fand sich im Juni eine erste ideale Möglichkeit, um die Ergebnisse präsentieren zu können: Der Plattdeutsche Kreis Hövelhof feierte im Heimatzentrum Senne an der Staumühler Straße sein 50-jähriges Bestehen. Festgäste zeigen großes Interesse Die Schau von 70 Fotos auf 16 Tafeln, erarbeitet von den Archivaren, Hagenbäumer und Ortsheimatpfleger Tegethoff, fand einige Hundert Besucherinnen und Besucher, die am Blick in die Ortsgeschichte sichtlich Vergnügen fanden. Etliche der Festgäste identifizierten die gezeigten Menschen und konnte auch so manche Geschichte über den Fotografen erzählen. Hagenbäumer hatte vor Ort sogar alle weiteren Aufnahmen ihres Vaters – fein-säuberlich in DIN-A4-Größe ausgedruckt – in einem Ordner dabei und konnte sich mit vielen Interessierten austauschen, wie Tegethoff berichtet. Diese Schau einer Auswahl von Klöseners Aufnahmen ist nun bei freiem Eintritt im Foyer des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn (Pontanusstraße 55), zu sehen. Geöffnet ist dort montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr und freitags von 8 bis 12.30 Uhr.

Meistgelesen