
Delbrück. Die Nachbarn und der Freundeskreis von Gerlinde Kersting wissen schon Bescheid. Bloß keine alten Gegenstände wegwerfen, sie findet für so ziemlich alles eine Verwendung. Das kann mal eine Holzbadewanne vom Bauernhof sein, alte Balken, Steine, Baumstümpfe oder auch eine Wurzel aus dem Wald. Das alles wird im riesengroßen Garten der 54-jährigen Delbrückerin verbaut und integriert. Und alles von ihr selbst.
1998 erwarb Gerlinde Kersting zwischen Westenholz und Delbrück einen Kotten von 1832. „Das Haus war in einem ganz schlechten Zustand, das Fachwerk war nicht mehr zu erkennen. Das habe ich dann zehn Jahre lang erst einmal von Grund auf renoviert – erst dann entwickelte sich meine Leidenschaft für den Garten“, blickt die gelernte Raumausstatterin, die als Hausmeisterin in einer städtischen Schule arbeitet, zurück. Mittlerweile ist nicht nur das Fachwerkhaus ein Hingucker, der Garten ebenso. Und sie passen gut zusammen, denn in allen Ecken spiegelt sich etwas vom alten Hof wider.
Als erstes Projekt ging die Delbrückerin den Bauerngarten an. Denn sie liebe es, Salat, Kräuter oder Gemüse direkt im Garten zu ernten. Alles darf ein bisschen wild wachsen. Wie an der Schnur gezogene Pflanzlinien gibt es in ihrem Garten nicht. Ein festes Konzept habe sie allerdings auch nicht – bei allen Pflanzen, Blumen oder Kräutern. „Ich bekomme auch von Freunden Ableger geschenkt und probiere immer gerne etwas aus. Natürlich geht auch etwas in die Hose, aber daraus lernt man – Hauptsache, alles ist natürlich“, sagt die Delbrückerin.
Delbrückerin hat nicht viel Geld in ihren Garten gesteckt

Viel Geld steckt sie nicht in den Garten. „Man muss immer mit offenen Augen durch die Welt gehen, dann findet man auch was“, meint sie. So dient eine große abgestorbene Efeuwurzel als Rankhilfe, Pflanzen zieht sie selbst, Obst ist reichlich auf den vielen Bäumen oder Sträuchern vorhanden und Deko oder Sitzgelegenheiten baut sie auch selbst. Aus Baumstümpfen werden Hocker, aus Eichenbohlen Sitzbänke und aus einem Scheunenfund ein ovaler Tisch für den Mittelpunkt des Gartens – den Senkgarten.
Mit Freunden zusammen hob sie ein 5x5 Meter großes Loch aus, die Wände verkleidete sie mit alten Ziegelsteinen, die Treppen bestehen aus alten Eichenbalken und aus der gut 200 Jahre alten Holzbadewanne wurde der Tisch. „Die Wanne wollte ein Bauer verbrennen, da habe ich sie schnell gerettet und aufgearbeitet.“
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Die Trittplatten für den kleinen Weg dorthin hat Kersting aus Beton gegossen und mit aus Sperrholz ausgesägten Figuren dem Beton noch eine besondere Struktur gegeben. Umrahmt wird die quadratische Mulde im Garten von ein paar Vogeltränken aus Beton. Diese wirken aber natürlich, denn Rhabarberblätter dienten als Schablone. Nicht nur da blitzt immer wieder das Können der einfallsreichen Raumausstatterin durch.
Gartenarbeit ist für die Delbrückerin Entspannung pur
Die Natur ist der 54-Jährigen sehr wichtig und damit meint sie auch die Tier- und Insektenwelt. Damit auch diese sich in ihrem Garten wohlfühlen, gibt es unter anderem mehrere – natürlich selbst gebaute – Insektenhotels, eine Totholzhecke für Vögel und Igel, an jedem Baum einen Vogelkasten und einen kleinen Hühnergarten. Zudem hat sich ein Kauzpaar im Eulenkasten an der Scheune eingenistet, Eichhörnchen turnen auf dem uralten, aber immer noch gut tragenden Walnussbaum herum und in den angrenzenden Teichen hört man die Frösche.
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„Und ich habe herausgefunden, dass die Schmetterlinge auf Lavendel stehen.“ Aber nicht nur blau, in allen Farben blüht es bei ihr. Rosen, Dahlien, Sonnenblumen, Geranien und vieles mehr – Gerlinde Kersting steht auf Vielfalt. So habe sie den ganzen Sommer über viel Freude am und im Garten, in dem sie viele verschiedene Sitzecken hat, um auch mal mit anderen Blicken alles zu genießen.
Als Arbeit sieht sie die Pflege der Pflanzen allerdings nicht an. „Wenn ich nach Feierabend durch den Garten gehe und hier und da etwas zupfe, schneide oder repariere, dann ist das für mich Relaxen. Ich muss nicht nach Malle fliegen, mein Garten und in der Natur zu leben, ist für mich Luxus. Dann macht man auch gerne etwas dafür. Aber man muss immer kreativ sein und auch mal hartnäckig, wenn etwas nicht sofort gelingt“, sagt sie bestimmt und sieht am 150 Jahre alten Stall schon ein neues Projekt. „Ich habe noch viele Ideen und viel vor, ein Gewächshaus zum Beispiel“, sagt die Delbrücker Gartenenthusiastin.