Von der Vorzeige-Migrantin zur Ratsfrau: Roze Özmen verlässt Delbrücker Politik

Delbrück. In Delbrück haben die Parteien und Wählergruppen ihre Kandidaten für die nächste Kommunalwahl aufgestellt. Am Sonntag, 14. September, bestimmen die Wahlberechtigten, wer der neue Bürgermeister oder die neue Bürgermeisterin wird und wer in den Stadtrat einzieht. Die führende FDP-Politikerin Roze Özmen aus Delbrück-Mitte tritt nicht mehr an. Die 53-Jährige ist sogar aus der Partei ausgetreten. Im Jahr 2008 wurde sie Mitglied der Freien Demokraten und setzte sich 17 Jahre lang dafür ein, die Opposition in Delbrück zu stärken. &bdquo;Ich habe innerlich gekündigt. Meine FDP hat auf Bundes- und Landesebene nicht mehr die Werte vertreten, die ich lebe“, erzählt sie jetzt im Gespräch mit der &bdquo;NW“. Den Weg in die Politik fand die dreifache Mutter und Ehefrau über ihre ehrenamtlichen Aufgaben in Kindertageseinrichtungen und Schulen: &bdquo;Ich wurde in politischen Kreisen, auch in der CDU, als Vorzeige-Migrantin wahrgenommen. Ich war eine gestandene, berufstätige Frau im Alter von 36 Jahren, die großes Interesse an ihrem Lebensumfeld zeigte und bereitwillig Protokolle schrieb.“ Sie ergänzt: &bdquo;Für mich ist es wichtig, Oppositionsarbeit zu machen, um die Demokratie zu stärken. In der FDP sah ich die richtige Alternative. In meiner Kindheit in der Türkei habe ich als Aramäerin die Unterdrückung von religiösen Minderheiten erlebt. Darum sind Werte wie Liberalität, Toleranz und Selbstverantwortung sehr wichtig für mich.“ Özmen übernimmt Delbrücks FDP-Stadtverband 2015 2009 kandidierte sie dann erstmals erfolgreich für den Wahlbezirk Delbrück-Mitte (4). Über Jahre setzte sie Akzente im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschuss, im Rechnungsprüfungsausschuss und im Betriebsausschuss. Später wirkte sie im Schul- und Kulturausschuss sowie im Sozialausschuss mit. 2015 übernahm sie den Vorsitz des FDP-Stadtverbands. Lesen Sie auch: Roze Özmen (FDP): &bdquo;Eine ehrliche und respektvolle Politik“ Zwei Jahre später gab es eine Abspaltung, weil Ratsleute eine Freie Wählergemeinschaft gründeten. Die FDP verlor ihren Fraktionsstatus, Roze Özmen verblieb als einzige FDP-Vertreterin im Stadtrat. Nach einem engagierten Wahlkampf im Jahr 2020 holte sie mit ihrer Partei dennoch 6,22 Prozent der Stimmen und erreichte zwei Mandatsplätze. Özmen konnte weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen. Den Stadtverbandsvorsitz übergab sie an Marion Gerson. Erneut waren es aber Verabschiedungen, die dazu führten, dass sie in den vergangenen drei Jahren das einzige FDP-Mandat im Rat vertrat. Sie wurde von Sachkundigen Bürgern und Bürgerinnen unterstützt. Bereits seit 2014 rückte sie zudem als stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende näher ran an Landes- und Bundesebene. Ihr Interesse, ihr Gestaltungswille und das politische Einstehen für ihr Volk auf der europäischen Bühne leiteten sie dabei immer wieder. Für ihr Volk setzt sie sich zudem als Vizevorsitzende des deutschlandweit agierenden Dachverbands der christlich-aramäischen Suryoye ein. Einsatz für interreligiösen Dialog in Delbrück Özmen nutzte ihr Talent als Netzwerkerin für den Anschub wichtiger ehrenamtlicher Projekte vor Ort. Sie ist Gründungsmitglied der Schulmaterialausgabe &bdquo;Delbrücker Ranzen“ und gehörte zu den Initiatoren des AWO-Stadtteilfests, wo das Miteinander der Kulturen gefeiert wird. Als Mitglied der Frauengruppe in der syrisch-orthodoxen Kirche in Delbrück pflegt sie den interreligiösen Dialog beim jährlichen Weltgebetstag der Frauen. Auch interessant: Roze Özmen führt die FDP in Delbrück Roze Özmen war Elternpflegschaftsvorsitzende in der Grundschule St. Marien Delbrück und arbeitete im Gremium mit Andreas Hansel zusammen. Der FDP-Politiker überzeugte sie, in die Partei einzutreten und sich bei der Kommunalwahl 2009 für den Stadtrat aufstellen zu lassen. &bdquo;Ich habe eine neue Herausforderung gesucht“, erinnert sie sich. Mit einem im Rat beschlossenen Antrag aus der Gemeindekonferenz, Roze Özmen war die Sprecherin des Arbeitskreises Integration, erlebte sie zum Start ihrer politischen Laufbahn einen bedeutsamen Schritt. An der Johannes-Grundschule wurde die erste internationale Klasse in Delbrück eingerichtet, in der Kinder schwerpunktmäßig die deutsche Sprache erlernen und für die Integration fit gemacht werden, bevor sie die reguläre Schullaufbahn beginnen. Özmen sieht darin weiterhin ein erfolgreiches Modell für Klassen aller Altersgruppen. Aus der Stadt: 1.500 Kinder lernen dank Delbrücker Lehrerin schwimmen Delbrückerin macht Abitur in Geseke Sie selbst kam als 15-Jährige mit ihrer Familie zu Verwandten nach Deutschland. Eine internationale Klasse in Schloß Neuhaus ebnete ihr den Weg zum Erlenen der Sprache, und vier Jahre später absolvierte sie am Gymnasium Antonianum in Geseke das Abitur. Im Anschluss begann sie eine duale Ausbildung zur Betriebsfachwirtin bei Siemens in Paderborn. &bdquo;Das zeitintensive politische Mandat neben dem Beruf hat viel Kraft gekostet“, bereut sie ihren Entschluss nicht. &bdquo;Nach meinem Ausscheiden aus der Politik habe ich endlich genug Zeit für meine Familie. Ich möchte meinem Mann und unseren Kindern mehr Zeit widmen. Sie haben mich immer in allem bestärkt, was ich tue. Jetzt bin ich gespannt auf Neues, das mir Spaß macht.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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