Eiserne Hochzeit in Delbrück: Beim DDR-Besuch funkt es sofort

Delbrück. Bei Ingeborg und Hans-Erich Dietz aus Delbrück hat die Macht der Liebe gesiegt. Nach ihrem Kennenlernen mussten sie viele Herausforderungen meistern. Am Sonntag, 14. Juli, feiern sie ihre Eiserne Hochzeit. Zur Familie gehören vier Söhne, die Schwiegertöchter, neun Enkelkinder und sieben Urenkel. Gertraut wurden sie vor 65 Jahren in der Kirche des Augustinerklosters in Gotha. Der Vater des Jubilars, Erich Dietz, war bis Kriegsende Heeresforstmeister. Die Familie lebte in der Nähe von Stettin und flüchtete 1945 nach Bad Doberan zum Großvater. Im Jahr 1951 wagte Hans-Erich Dietz die Flucht aus der damaligen DDR in den Westen, doch der Versuch missglückte. Er kam kurzzeitig ins Gefängnis. Der zweite Anlauf durch den Harz gelang. Der Jugendliche kam danach bei einer Patentante in Frankfurt am Main unter. Er machte eine Ausbildung zum Bergmann und legte beim Kalisyndikat in Hannover seine Knappenprüfung ab. Weil ihm für das angestrebte Ingenieursstudium das Geld fehlte, arbeitete er als Verkaufsfahrer bei einem Schnittblumengroßhändler in Frankfurt. Im Jahr 1956, er war 21 Jahre alt, machte er sich per Bahn auf den Weg in die DDR, um seine Mutter Hildegard in Bad Doberan zu besuchen. Zwischenstation war Gotha, wo er eine Nacht bei Freunden seiner Eltern verbrachte. Hier begegnete er der gleichaltrigen Ingeborg. Die Tochter des Hauses rief ihrer Freundin zu: &bdquo;Inge, komm hoch. Wir haben West-Besuch.“ Die junge Gastgeberin und ihr Freund gingen mit Ingeborg und Hans-Erich aus. Neun Monate lang täglich eine Mecki-Karte &bdquo;Es hat sofort gefunkt. Das war Liebe auf den ersten Blick“, erzählen die 88-jährigen Eheleute schmunzelnd. Auf der Rückreise machte Hans-Erich noch einmal Station in Gotha und blieb drei Tage. Die Jubilarin berichtet von den folgenden neun Monaten und ihrer großen Entscheidung: &bdquo;Er schickte mir neun Monate lang täglich per Post eine Mecki-Karte mit Liebesbekundungen. Ich hatte keine Eltern mehr. Am Heiligen Abend im Jahr 1956 habe ich mich in den Zug gesetzt und bin mit einer Aufenthaltsgenehmigung in den Westen gereist. Ich fuhr los mit dem Entschluss, aus Liebe dort zu bleiben.“ Sie kam bei der Familie von Hans-Erichs Bruder in der Nähe von Frankfurt unter und arbeitete in einer Drogerie. Am 5. Mai 1957 verlobte sich das Paar im Café des Eschenheimer Turms in Frankfurt. &bdquo;Wir wohnten getrennt in möblierten Zimmern. Ich musste 60 Mark fürs Zimmer bezahlen und habe laufend Pakete zu meinen Verwandten in die DDR geschickt“, erinnert sich Ingeborg an die schwere Zeit. Im Jahr 1958 siedelte die Mutter von Hans-Erich aufs Gut Kleehof in Bad Lippspringe über. Dort wohnten Freunde seiner Eltern, denn sein Vater war bis 1939 Leiter des Truppenübungsplatzes Senne. &bdquo;Ich bin in Paderborn geboren“, erläutert der Ehejubilar, wie sich ein Kreis seines Lebens geschlossen hat. Trauung mit Aufenthaltsgenehmigung Arbeit fans Hans-Erich Dietz beim Blumengroßhandel Pohlmeyer in Salzkotten. Ingeborg Dietz arbeitete als Drogerie-Filialleiterin in Enger und später in Bielefeld, bevor sie eine Arbeitsstelle in Salzkotten in der Reinigung &bdquo;Frischer durch Fischer“ annahm. Vor der Geburt des ersten Sohnes war sie drei Monate in der Drogerie Steltmann in Büren beschäftigt. In Enger haben die beiden am 9. Juli 1959 im kleinen Kreis standesamtlich geheiratet. Für die kirchliche Trauung am 14. Juli beantragten sie Aufenthaltsgenehmigungen für drei Tage in Gotha. &bdquo;Wir haben die Silberhochzeit meiner Tante und unsere Hochzeit gemeinsam gefeiert. Ein eigenes Fest konnten wir damals nicht ausrichten“, blicken sie zurück. An der Königsberger Straße in Salzkotten bezogen sie ihr erstes eigenes Zuhause, eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung ohne Bad. Im Jahr 1971 baute das Ehepaar in der Neubausiedlung Tegetfeld in Delbrück sein Eigenheim. Haus und Garten an der Dr.-Köring-Straße bilden nach wie vor den Lebensmittelpunkt der agilen Eheleute. Ehrenamtlicher Einsatz in Delbrück Der junge Ehemann Hans-Erich begann 1961 im Außendienst für die Rei-Werke in Koblenz. Im Jahr 1976 wechselte er in den Außendienst eines Strumpf-Herstellers. Im Alter von 60 Jahren ging er in Rente. Seine Frau kümmerte sich um die Anliegen in der Familie, während ihr Mann beruflich unterwegs war. 1979 machte sie ihren Führerschein und war als Vertreterin im Nebenberuf unterwegs. 25 Jahre lang war sie zudem Avon-Beraterin. Zeitgleich mit ihrem Mann beendete sie die Berufstätigkeit. Ingeborg und Hans-Erich Dietz sind in Delbrück stadtbekannt. Im Jahr 1991 gehörten sie zu den Mitbegründern der Senioren-Radsportgruppe. Er ist zudem Mitbegründer des Delbrücker Schachklubs und nach 30 Jahren Engagement als Kassierer dessen einziges Ehrenmitglied. Sie wirkte mehr als zehn Jahre ehrenamtlich in der Caritas-Senioreneinrichtung Clemens August von Galen und übernahm mit viel Engagement den Besuchsdienst der Evangelischen Kirchengemeinde. &bdquo;Unsere Goldene und unsere Diamantene Hochzeit haben wir in Gotha gefeiert. Den 65. Hochzeitstag feiern wir hier in Delbrück“, freuen sich beide auf schöne Stunden im Kreis der Familie.

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