Besorgte Bauern: Ackerflächen im Kreis Paderborn völlig durchnässt und aufgeweicht

Delbrück-Boke. Eigentlich wäre Joachim Jostmeier schon seit Wochen auf seinen Feldern unterwegs, hätte die Sommergetreide schon gesät und würde die Aussaat für den Mais vorbereiten. Doch machen konnte der Landwirt aus Boke bisher kaum etwas. Die Ackerböden sind komplett durchnässt und aufgeweicht, so dass darauf kein schweres, landwirtschaftliches Gerät fahren kann - selbst Jostmeier und Ferdinand Falke, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer NRW, sacken mit ihren Gummistiefeln immer wieder ein. Die Ackerbegehung gleicht eher einer Wattwanderung. &bdquo;Ähnlich wie hier, sind sehr viele landwirtschaftlichen Flächen im gesamten Kreis Paderborn. Auch auf der Paderborner Hochfläche konnte noch nichts gesät werden“, sagt Falke. Er sei seit 39 Jahren bei der Landwirtschaftskammer, hätte in den letzten Jahrzehnten wettermäßig schon alles erlebt, auch Überschwemmungen. &bdquo;Aber diese Mengen an Niederschlag habe ich noch nicht erlebt. Das ist außergewöhnlich und ich hoffe, nur eine absolute Ausnahme“, betont der Niederntudorfer. Im Jahr 2023 fielen laut der offiziellen Messstelle in Bad Lippspringe durchschnittlich 1.300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter im Kreis Paderborn. &bdquo;In den Jahren zuvor hatten wir immer zwischen 700 und 800 Liter. Da erkennt man die Dimensionen. Und jetzt stehen wir auch schon wieder bei 300 Liter“, so Falke. Das nun über das Wochenende angekündigte bessere Wetter mache aber ein wenig Hoffnung. &bdquo;Eigentlich müssten die Sommergerste und der Sommerweizen längst gesät sein und im Februar schon Zuckerrüben - aber noch war keine Frühjahrsbestellung möglich“, setzt Ferdinand Falke auf trockenes Wetter. Seit November viel zu viel Niederschlag Darauf hofft auch Joachim Jostmeier, denn den Winterroggen kann er schon vergessen. Der war schon nach dem Hochwasser Ende Dezember dahin. Die großen Pfützen auf seinem Acker seien aber bereits vorher da gewesen. &bdquo;Im November 2023 fing es ja schon an mit dem vielen Regen. Dann kam das Hochwasser, das auch viel vom Boden weggeschwemmt hat, und dann die lang anhaltende Regenphase. Der Roggen ist komplett kaputt, der hat extrem unter der Staunässe gelitten“, erklärt der Boker. Rund zehn Hektar seien zerstört. Der wirtschaftliche Schaden sei sehr groß. Neu einzusäen sei keine Option. &bdquo;Dafür ist es eigentlich schon zu spät und Sommergerste würde sich jetzt auch rein wirtschaftlich kaum noch lohnen. Je später man Sommergetreide sät, desto schlechter der Ertrag. Aber aktuell können wir sowieso noch nicht auf die Felder mit unseren schweren Maschinen. Wir können es nicht erzwingen“, übt sich Jostmeier zwangsweise in Geduld. Auch das Grünland habe unter dem Wasser gelitten. Düngen sei nicht möglich gewesen und daher werde der Ertrag diesmal auch wesentlich geringer ausfallen. Ähnlich wie beim Getreide. Bauern werden per Satellit überwacht Eine Notlösung für ein großes Feld hat er aber in Aussicht. Ein befreundeter Kartoffelbauer würde mit ihm eine Fläche tauschen. &bdquo;Dann käme ich noch mit einem blauen Auge davon. Aber noch ist nichts sicher. Bis Ende April müsste er die Kartoffeln pflanzen - bis dahin muss die Fläche befahrbar sein“, so Jostmeier, der auf der Tauschfläche plant, Mais anzubauen. Dort dürfte er es, auf seiner Fläche nicht. Denn es gibt bestimmte Regelungen bei der Fruchtfolge, die die Landwirte einhalten müssen. Kontrolliert wird das im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums über Satellit. &bdquo;Dort wird ganz genau gesehen, was auf den Fläche passiert, welche Kultur angebaut wird“, erklärt Falke. Um den Boden nicht zu verdichten, muss er abgetrocknet sein. Ein warmes, sonnenreiches Wochenende dürfte aber dafür nicht reichen. Wenn es dann so weit wäre, wird den Bauern nur ein kleines Zeitfenster bleiben. Dann muss alles passen - die Termine mit den Lohnunternehmern mit ihren schweren Maschinen, das Güllefahren, die Einsaat. &bdquo;Dann wird sehr viel landwirtschaftlicher Verkehr auf den Straßen sein und auch Dreck - das lässt sich leider nicht vermeiden, wird aber so schnell wie möglich gereinigt“, sagt Falke. Der starke Niederschlag habe aber auch etwas Gutes gebracht. &bdquo;Wir Bauern wollen uns ja nicht immer nur beklagen“, schmunzelt Falke, &bdquo;wir hatten durch die trockenen Jahre zuletzt immer ein Defizit beim Grundwasser. Das hat sich glücklicherweise wieder verbessert. Aber Sonne wäre jetzt wirklich wichtig“, meint der Pflanzenbauberater. Doch die Sonne wird die verpassten Wochen nicht wettmachen können. Viele Landwirte werden wirtschaftliche Einbußen haben und im Sommer werde das Getreide dementsprechend auch höher gehandelt.

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