"Katastrophale Talfahrt“: Ein Delbrücker Firmenchef teilt aus

Delbrück. Für deutliche Worte ist Ulrich Helmut Happe schon bekannt. Der erfolgreiche Delbrücker Baustoffhändler hat beim Unternehmertag in der Stadthalle vor 300 geladenen Gästen diesmal aber zum ganz großen und nachhallenden Rundumschlag ausgeholt. In seinem Grußwort griff er Bundesregierung, heimische Abgeordnete und die Delbrücker CDU scharf an – und gab weitere Einblicke in seine Sicht auf die Welt. Happe ist Sprecher der Delbrücker Unternehmergruppe. Dieser Zusammenschluss von zehn inhaber- und familiengeführten Firmen hatte zum 33. Mal zum Unternehmertag eingeladen, den Fachvortrag des Abends hielt die 26-jährige Agrar-Influencerin und studierte Landwirtin Marie Hoffmann aus Lippetal im Kreis Soest. Bevor Hoffmann die Chancen der modernen Landwirtschaft vorstellte, hatte Happe die Gäste begrüßt und seinem Ärger Luft gemacht. Der Unternehmer, der auch Standorte in Paderborn, Bad Lippspringe und Schloß Holte-Stukenbrock betreibt, sieht die Wirtschaft seit dem Regierungswechsel in Berlin und dem Ukrainekrieg &bdquo;auf einer katastrophalen Talfahrt“. Bei Treffen der Unternehmergruppe sei vor Ort zu erleben, &bdquo;dass niemand einen Ausweg findet“. Dass andere Baustoffhändler sogar Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssten, habe er noch nicht erlebt. Die Schuldigen für die Talfahrt macht Happe fast im gesamten politischen Spektrum aus. Der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP wirft er einen anhaltenden Umverteilungsprozess vor und nennt sie &bdquo;eine kleine Clique, die nicht nachlässt, den Mittelstand an die Wand zu fahren“. Richtig sauer ist Happe aber offenbar darüber, dass sich &bdquo;niemand von unseren Leuten“, wie er die Abgeordneten aus der Region in Düsseldorf und Berlin nennt, entscheidend zu Wort melde. "Linnemann hat vergessen, was uns bedrückt" Über den Bundestagsabgeordneten und CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagt er: &bdquo;Er hat in Berlin vergessen, was uns hier bedrückt.“ Dem Delbrücker CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer wirft er vor: &bdquo;Er nimmt überhaupt nicht Stellung zur derzeitigen Situation.“ Dem Paderborner CDU-Politiker und Staatssekretär im NRW-Bauministerium, Daniel Sieveke, nimmt Happe übel, das Mandat als gewählter Landtagsabgeordneter zugunsten des Vertreters einer anderen Region abgegeben zu haben. Und das – so der Chef des Familienunternehmens – obwohl er Sievekes Wahlkampf mitfinanziert habe. Anstatt auf die gewählten Vertreter zu vertrauen, empfiehlt Happe allen Unternehmern, die politische Bildung in ihren Betrieben selbst zu forcieren. &bdquo;Wir müssen die Belegschaften aufklären“, sagt er und empfiehlt die Verteilung von George Orwells Roman &bdquo;Farm der Tiere“. Das Werk des Briten wird als Parabel auf die diktatorische Geschichte der Sowjetunion gesehen. Aufklären will Happe auch beim Thema Klimawandel, allerdings entgegen der vorherrschenden Meinung der Wissenschaft: &bdquo;Wir müssen in unseren Belegschaften den Mitarbeitern die Angst vor dem Klimawandel nehmen. Hitze- und Kälteperioden hat es immer schon gegeben.“ Offenbar hält er die Menschen in diesem Thema für falsch beeinflusst, denn das Ziel müsse sein, &bdquo;dass der einfache Wähler keine falsche Wahlentscheidung mehr trifft“. Welche Wahl &bdquo;einfache Wähler“ am besten treffen sollten, das lässt Happe offen. Einen Tipp hat er aber für junge Menschen: Sie sollten sich ins Berufsleben stürzen, eventuell Unternehmer werden und sich &bdquo;nicht in irgendwelchen sozialpädagogischen Bereichen tummeln und Geld vom Staat kassieren.“ Tipps für die Kommunalwahl Tipps hat Happe auch für die Delbrücker CDU. Bei der nächsten Kommunalwahl will diese Partei einen eigenen Kandidaten für die Nachfolge des scheidenden Bürgermeisters vorstellen. Wie Happe verrät, habe sich die DUG &bdquo;bereit erklärt, der CDU Unterstützung zukommen zu lassen“. Die Reaktion sei aber bislang ausgeblieben, verkündet er öffentlich. Sein Rat an die Ortspartei: &bdquo;Ich warne davor, zu hochmütig an das Thema zu gehen, um dann doch wieder einen unabhängigen Kandidaten durchkommen zu sehen, wie einst Werner Peitz.“ Der parteilose Peitz lächelt diesen Moment vor der Bühne weg und darf zum Abschluss des Abends noch die drohende Finanzmisere der Stadt erklären. Sorge bereiteten der Einbruch der Gewerbesteuern und die steigende Kreisumlage.

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