Wirtschaftsbosse im Paderborner Land reden Klartext mit Politikern

Delbrück. Fehlendes Wachstum und Sorgen vor einem anhaltenden Abschwung prägen derzeit viele Berichte über den Zustand der deutschen Wirtschaft. Doch wo drückt eigentlich den Mittelstand im Paderborner Land der Schuh? In Delbrück hat die &bdquo;Delbrücker Unternehmergruppe“ (DUG) der NW jetzt Türen zu einem Klartext-Austausch mit CDU-Politikern geöffnet, die sonst geschlossen bleiben. Unternehmer von zehn inhaber- und familiengeführten DUG-Betriebe hatten Gelegenheit, im kleinen Kreis offen ihre Meinung zu sagen. Gruppensprecher Ulrich-Helmut Happe hatte den nach DUG-Einschätzung &bdquo;aussichtsreichsten Delbrücker Bürgermeisterkandidaten“, CDU-Mann Johannes Lindhauer, und Landrat Christoph Rüther (CDU) eingeladen. Lindhauer erhielt zunächst Führungen durch Happes Baustoffbetrieb in Delbrück, bei Schmidt Hebeschiebetüren in Boke, bei Borgmeier Frischgeflügel in Schöning und im Werk des Delbrücker Bad-Spezialisten Bette. Danach folgte bei Bette die Aussprache. Happe ist bekannt dafür, auch öffentlich für konservativ-liberale Positionen einzustehen. Es ärgert ihn, &bdquo;dann vorschnell in eine bestimmte Ecke gestellt zu werden“. Er fordert aus der Gesellschaft eine positivere Anerkennung von Unternehmerleistung: &bdquo;Durch unsere Arbeit in den Firmen werden der Wohlstand und der kommunale Gesamteindruck einer Stadt bedeutend mitgetragen“, betont er mit Blick auf die Unternehmen als Gewerbesteuerzahler. Delbrücker Unternehmer sehen sich als Wirtschaftsförderer Bette-Chef Thilo Pahl wünscht sich einen regelmäßigen Austausch zwischen Politik und Wirtschaft, um auf beiden Seiten mehr Verständnis zu wecken. Die Delbrücker Unternehmerschaft, das macht das Gespräch deutlich, fühlt sich von ihrer Stadtverwaltung nicht ausreichend gewertschätzt. Pahl ist der Ansicht, dass zufriedene Unternehmer jedoch für eine Stadt sogar als bestmögliche Wirtschaftsförderer dienen. Klar wird am Gesprächstisch: Sie wollen als Multiplikatoren ernstgenommen werden. Auf der Wirtschaftswunschliste in Richtung Stadt und Kreis steht laut DUG-Mitglied Tobias Hindermann, &bdquo;dass wir feste Ansprechpartner auf Seiten der Verwaltung haben möchten“. So müsse die Wirtschaftsförderung in Kommunalverwaltungen &bdquo;Chefsache“ sein, um Firmen nicht auszubremsen. Hindermanns Appell: &bdquo;Die Politik in Berlin und Düsseldorf hat viel Vertrauen verspielt. Auf lokaler Ebene müssen Bürger und Unternehmen Politik und Verwaltung vertrauen könnten.“ Lesen Sie auch: Baubranche in Not: NRW-Ministerin Neubaur debattiert in Delbrück mit Firmenchef Konkret macht es in der Runde dann Heiner Borgmeier. Der Geflügel-Unternehmer berichtet dem Landrat vom aktuellen Bauvorhaben am Stammsitz in Schöning. Wir haben den aufwendigen Antrag dazu fertiggestellt und müssen nun hoffen, dass er nicht monatelang liegen bleibt. Als Unternehmer haben wir das Gefühl, in solchen Verfahren mit angezogener Handbremse fahren zu müssen. Dabei wollen wir ja etwas schaffen und tun nichts Verbotenes.“ Borgmeier beschreibt, wozu langwierige Verzögerungen führen können: &bdquo;Wenn wir in der Entwicklung nicht weiterkommen, dann können uns Marktanteile flöten gehen.“ Schon die Genehmigung für das 2024 fertiggestellte Logistikzentrum habe &bdquo;zu lange“ gedauert. Mahnung an die Politik vor zu vielen Wahlkampfversprechen Vom Landrat erhält er daraufhin die Zusage, dass sich dieser persönlich um einen gemeinsamen Termin bemüht, um eine schnellstmögliche Genehmigung zu erreichen. Allen Unternehmern im Kreis verspricht Rüther: &bdquo;Das soll künftig bei allen großen Bauvorhaben so laufen. Mit konkreten Absprachen wollen wir für Beschleunigung sorgen.“ Nach Versprechen wollen die Firmenchefs künftig Taten sehen. DUG-Mitglied Teresa Schmidt-Bertsch mahnt die Politik, ihre in Wahlkampfzeiten gemachten Zusagen gut zu priorisieren: &bdquo;Es ist wichtig, dass Politiker konkrete Ziele formulieren. Wenn zuviel versprochen wird, können schlichtweg nicht alle Projekte umgesetzt werden. Und das sorgt für Frust.“ Auch interessant: Carsten Linnemann erklärt in Delbrück die Merz-Strategie der CDU Bauunternehmer Werner Fecke bringt die Sorge der DUG-Betriebe auf den Punkt: &bdquo;Wir brauchen Beschleunigung und vor allem Menschen, die sich wirklich um die Anliegen von Unternehmen kümmern. Wenn wir Fragen zu einem Projekt haben, dürfen wir Antworten aus der Verwaltung erwarten.“ Und weil sie gerade dabei sind, ihre Wunschliste einzureichen, sprechen die DUG-Vertreter auch noch Anliegen als Bürger an. Neben dem schlechten Mobilfunkempfang in Delbrücks Kernstadt erwarten sie etwa eine hübschere Anmutung städtischer Grünflächen.

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