
Büren. Fan-Shirts tragen an diesem Samstagabend einige Menschen in den Bürener Almeauen. Klar, auf einem Konzert gehört dies dazu. Am zweiten BOA-Rocks-Tag sind es aber nicht nur Wincent-Weiss-Shirts, die auffallen. Denn zugleich spielt die deutsche Nationalmannschaft, sodass Fußball-Trikots ebenso häufig zum Outfit gehören.
Allen voran bei Wincent Weiss, der im pinken Deutschland-Trikot die Bürener Bühne betritt. Das Publikum feiert den Popsänger zum Anfassen – ebenso wie den 2:0-Sieg.
Gut 4.600 Tickets für das Konzert von Wincent Weiss wurden verkauft. Das sind zwar weniger als am Vortag bei der Band Toto, die mit 6.600 Besucherinnen und Besuchern einen Rekord für BOA-Rocks aufstellte, aber mehr als im Vorjahr bei Fury in the Slaughterhouse.
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Erstmals findet BOA-Rocks an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit unterschiedlichen Zielgruppen statt – ein Konzept, das aufgeht. Am Samstag ist das Publikum deutlich jünger als am Freitag, viele Familien sind gekommen.
Beim deutschen Tor singt Wincent Weiss „Major Tom“
Die Besucher erleben zu Beginn Myller, Ness und Elif, die mit ihren Auftritten anheizen. Gegen 21.20 Uhr startet die Wincent-Weiss-Zeit, also kurz nachdem in Dortmund Anstoß zur EM-Achtelfinalpartie der Deutschen war. Mancher Fußball-Liveticker oder Livestream läuft nebenbei auf dem Handy. So wie bei Diana Schröter und ihren Freundinnen. „Wir sehen das so: Wenn Deutschland rausfliegt, haben wir nichts verpasst. Und wenn nicht, dann können wir mindestens noch ein Spiel schauen“, sagt Schröter.
Der Spielstand wird zudem auf den zwei Leinwänden rechts und links der Bühne angezeigt: Großer Jubel, als die Tore fallen. „Ich dachte erst, es wird eine Katastrophe, während eines Spiels zu spielen, aber bei diesem Jubel...“, sagt Wincent Weiss. „Ein Tor ist schon ein Stimmungsbooster.“
Und wie es der Zufall will, ist er mit seiner Band gerade bei einem Medley angekommen, als das 1:0 fällt. Bei dem Medley singt er bekannte Songs anderer Musiker, darunter „Völlig losgelöst“ von Major Tom, das zur deutschen Torhymne avancierte.
Wincent Weiss sucht den Kontakt zu den Fans in Büren
Natürlich singt Wincent Weiss aber vornehmlich seine eigenen Lieder: „Musik sein“, „An Wunder“, „1993“, „Wer wenn nicht wir“, um nur ein paar Stücke zu nennen, die der 31-Jährige mit nach Büren brachte. Während seines Auftritts nutzt er die ganze Bühne samt Steg in den Publikumsraum – und sucht mehrmals den direkten Kontakt zu den Fans. Er läuft durchs Publikum, einmal querfeldein bis zur Tribüne für die Rollstuhlfahrer, wo er erst singt und dann einen kräftigen Schluck aus einem großen Bierglas nimmt.
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Dass Wincent Weiss ein deutscher Popstar zum Anfassen ist, zeigt sich bereits vor dem Konzert. Bei Gewinnspielen haben Besucher Meet&Greets gewonnen, zudem hat sein Team vor Ort Gäste mit Fan-Shirts angesprochen, ob sie den Sänger treffen wollen.

So wie eine Freundinnen-Gruppe, die auf das Paderborner Goerdeler-Gymnasium geht. „Wir durften ihm Fragen stellen“, erzählt die zwölfjährige Maja über das spontane Treffen. Und die gleichaltrige Linda ergänzt: „Wir haben Autogramme zum Beispiel auf unsere Handyhüllen, auf Schuhe und unserem Plakat bekommen.“
BOA-Rocks kommt am Unwetter vorbei
Die Schülerinnen besuchen das Konzert in Begleitung ihrer Eltern – inklusive der Väter, die wohl eher das Fußballspiel geschaut hätten. „Da weiß man, wer hier das Sagen hat“, so Vater Stefan Driller lachend. Bereits zu Weihnachten gab es die Tickets, als der Spielplan noch nicht feststand. „Ich finde, dass Wincent ein sympathischer Mensch ist“, sagt Linda.
Diese Meinung teilt sie mit Vanessa Jürgens und Michèle Ortmann. Was sie sonst noch an dem 31-Jährigen mögen? „Die Stimmung, die Musik, die Texte – von Party bis zu ruhigen Songs ist alles dabei“, so Ortmann. Sie seien schon öfters auf Konzerten von Wincent Weiss gewesen, erzählen die Paderbornerinnen. „Bestimmt zehn Mal“, sagt Jürgens.
Das Bürener Konzert wird den beiden Fans sicherlich besonders in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen des Fußballspiels. Denn zwischenzeitlich geht der Blick gen Himmel, wo in der Ferne ein Unwetter mit Blitzen aufzieht.
In Büren bleibt es während BOA-Rocks aber bei ein paar Regentropfen. Statt mit Gewitter endet der Konzertabend nach zwei Stunden daher mit einem Feuerwerk – passend zum Titel von Wincent Weiss’ letztem Song.