Rheda-Wiedenbrück. Rheda-Wiedenbrück. Mit dem Auftritt von Wincent Weiss erlebt die Flora Westfalica die bislang größte Veranstaltung aller Zeiten. Der Sänger und Songwriter lockt 5.000 Zuschauer zu seinem restlos ausverkauften Konzert in den Flora Park. Die ersten Fans kampieren am Abend vorher mit Schlafsäcken am Park, um als erste am Freitagabend eingelassen werden.
Einige Gäste ärgern sich über die einige hundert Meter lange Warteschlange, in der es nur langsam voran ging. Die letzten bekamen den Support „Sophia“gar nicht mit. Die 30-Jährige, die erst seit einigen wenigen Jahren als Sängerin aktiv ist, gilt als Senkrechtstarter und füllt mittlerweile auch selber Konzerthallen. Für sie war es eine große Ehre, Vorgruppe von Wincent Weiss zu sein.
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Wie beliebt der 32-jährige Schleswig-Holsteiner ist, zeigt sich an der Fan-Bandbreite. Von Grundschulkindern bis zu Erwachsenen jeden Alters tummelt sich alles auf der Festwiese. Viele haben Plakate dabei, bieten „Schoko gegen Foto“ oder „Armband gegen ein Selfie“.
Wincent Weiss singt ?noch nicht veröffentlichte Songs
Gut zwei Stunden gibt der agile und bis zum Schluss nie atemlose Wincent Weiss Vollgas. Lässt sich singend beim „Crowdsurfing“ weit über die Menge tragen. Wie aus dem Nichts steht er wieder auf der Bühne. Bekannte Songs wie „Das müsste Musik sein“, „Wenn nicht wir, wer dann“ oder „An Wunder“ singen die Fans fehlerfrei und lauthals mit. Manche Mädels kreischen so laut, dass er es in seinem Ohrstöpsel noch hört, werfen Blumen und Bilder.
Weiss lobt besonders einen kleinen Fanclub. Zwei Mädels haben ein halbes Jahr lang akribisch Herzen ausgeschnitten, mit dem Spruch „Du berührst Herzen, ohne sie zu kennen“ beschriftet und im Publikum verteilt. Sage und schreibe 1.683 Stück halten die Zuhörerinnen gemeinsam hoch. „Cool, dass ihr das macht“, freut sich der Künstler.
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Er singt auch Songs wie „An deiner Seite“, die noch nicht veröffentlicht sind und wahrscheinlich auf seinem nächsten Album erscheinen. „Langsam“ ist eine berührende Ballade, die gerne bei Hochzeiten gespielt wird. Mal laut mit seiner Band im Rücken, aber auch nur akustisch mit seiner Gitarre wechselt Wincent Weiss immer wieder den Stil und bringt eine enorme Abwechslung ins Konzert.
Wincent Weiss richtet ernste Worte ans Publikum
Dann appelliert er ernst insbesondere ans junge Publikum, sich nicht durch soziale Medien unter Druck setzen zu lassen. „Das echte Leben findet hier statt, mit echten ungefilterten Gesichtern. Hört nicht auf den Blödsinn der Hassnachrichten, die einzelne Trottel veröffentlichen“, sagt er. Statt Beschimpfungen sollte man sich lieber über die schönen Dinge des Lebens freuen. „Teilt euer Leben nicht mit der ganzen Welt. Was die Menschen nicht wissen, können sie nicht ausnutzen.“ Und singt seinen Song dazu.

Geburtstagskind Pia erhält ein persönliches Selfie mit Wincent. Für sie singt er „Lang nicht hier“, das er für seine jüngere Schwester schrieb, die er viel zu selten sehe. Dann stehen auf der weit ins Publikum ragenden Vorbühne Klavier und Barhocker. Wincent, Manfred Sauer, Florian Kettler, Manuel Weber und Benjamin Freibutt von spielen dort akustisch „Morgen“. Berührungsängste kennt Weiss nicht. Spontan sucht er sich den Weg durch das Publikum, um die Rolli-Fahrer weit hinten auf einem Podest persönlich zu begrüßen. Es menschelt.
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Er kann auch ruhiger, zeigt mal kurz einen Kopfstand und startet den Song „Spring“, atme ein, atme aus. Ein bisschen Yoga. Zum Tanzen bringt er das Publikum im silbernen Jackett. „Mal schauen, ob Rheda-Wiedenbrück auch tanzen kann,“ meint er und schafft es, dass sich das gesamte Feld von rechts nach links bewegt.
Bei „Ich brauch frische Luft“ fliegen weiße Ballons am schwarzen Nachthimmel. „Feuerwerk“ als Zugabe endet mit Raketen, Rauch und bunten Luftschlangen.