Nach Brandstiftung in Büren: 45-Jähriger wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen

Büren/Paderborn. Zahlreiche Gesetzesverstöße gehen auf das Konto von Waldemar G. (Name geändert). Nun stand er vor dem Paderborner Landgericht wegen Körperverletzung und einer Brandstiftung in Büren, die mehr als zwei Jahre zurück liegt. Das Urteil nach zwei Verhandlungstagen: Waldemar G. wird freigesprochen wegen Schuldunfähigkeit. Zu diesem Urteil kamen bereits viele Richter in den vergangenen Jahren. Das bescheinigt eine lange Liste an Eintragungen in das Zentralregister, die von der Vorsitzenden Richterin Anne Zacharias am Dienstagmorgen vorgelesen werden. Darunter sind das Fahren ohne Fahrerlaubnis, Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchte gefährliche Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Nachstellung. Obwohl keine großen Zweifel daran bestehen, dass Waldemar G. 2019 einen Brand legte, weil ihm kalt war, fordern sein Verteidiger Maximilian Steinert und der Staatsanwalt Frank Stegen einen Freispruch. Denn sie halten den 45-Jährigen für schuldunfähig. Doppeldiagnose wird ihm bescheinigt Eine sogenannte Doppeldiagnose wird ihm von dem Psychiater Michael Hintersdorf bescheinigt, der am zweiten Verhandlungstag sein Gutachten vorträgt. Das bedeutet: Waldemar G. leidet einerseits an einer schizophrenen Psychose und ist gleichzeitig auch suchtkrank. Unter der Psychose leidet Waldemar G. schon mindestens zehn Jahre, nimmt Hintersdorf an. Sein Fazit: "Er ist nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen." Zudem betont Hintersdorf, dass der Angeklagte mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder straffällig werden würde, wenn er nicht mehr betreut werden würde. Derzeit lebt Waldemar G. im LWL-Wohnverbund in Lippstadt. "Er ist da in einem idealen Setting und die Plätze sind rar", gibt Hintersdorf zu Bedenken. Hintergrund ist, dass auch über eine unbefristete Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches im Urteil entschieden werden kann. Grundsätzlich hält Hintersdorf das für passend, sagt aber auch, dass er im Anschluss an diese Zeit in eine Einrichtung wechseln würde, die seiner aktuellen Unterkunft entspricht. Stimmung ist irgendwann gekippt Dort fühlt er sich eingeschlossen, sagte der Angeklagte bereits am ersten Prozesstag. Das bezeugt auch ein Mitarbeiter des LWL-Wohnverbunds vor Gericht: "Er findet, dass es seine Lebensqualität verringert." Der gelernte Heilpädagoge berichtet, dass Waldemar G. sich anfangs sehr höflich gezeigt habe, doch die Stimmung sei irgendwann gekippt. Als dann über einen anderen Bewohner Drogen in das Haus kamen und Waldemar G. Amphetamine konsumierte, ging es abwärts. "Die große Problematik bei ihm ist der Drogenkonsum", sagt der Zeuge. Wenn Waldemar G. konsumiert, werde sein Verhalten wieder instabil. Er wohne derzeit in einem Intensivbereich der Einrichtung. Dort wird er wohl auch bleiben. Denn im Urteil wird eine Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus nach Paragraf 63 nicht angeordnet. Stattdessen betonen Staatsanwalt, Verteidiger und auch die Richterin Anne Zacharias, dass er im LWL-Wohnverbund gut aufgehoben sei. Eine Überzeugung, die Zacharias auch dem Angeklagten einschärfen will: "Sie haben viel Mist gebaut. Für solche Taten kommt man ins Gefängnis. Aber wir können Sie nicht bestrafen, weil wir davon ausgehen müssen, dass sie schuldunfähig sind. Aber Sie sind derzeit in der bestmöglichen Unterbringung. Arrangieren Sie sich und lassen Sie die Finger von den Drogen."

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