Gewaltausbrüche: 38-Jähriger aus dem Kreis Höxter ist Psychose ausgeliefert

Höxter. Seit mehr als zehn Jahren ist David T. (Namen geändert) krank, er leidet an einer schweren Psychose. &bdquo;Das ist ein merkwürdiger Zustand, den ich nicht genau beschreiben kann. Konfus trifft es gut“, sagt der 38-Jährige vor der 1. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn. Dort müssen die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke entscheiden, was mit ihm geschehen soll. Denn David T. ist vor allem im Sommer vergangenen Jahres mit völlig grundlosen Gewaltattacken gegen andere Menschen aufgefallen (die NW berichtete). Drei Verhandlungstage lang hat er geschwiegen, am letzten Termin gewährt er kleine Einblicke. Zehn Übergriffe hat die Staatsanwaltschaft aufgelistet, so oft schlug der 38-Jährige, der in Bad Karlshafen aufwuchs und eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker erfolgreich abgeschlossen hat, völlig aus dem Nichts auf Frauen und Männer ein. Manches Mal hatten ihn unmittelbar zuvor Mitarbeiterinnen von Supermärkten oder Cafés auf das bestehende Hausverbot hingewiesen. Aber bei anderen Gelegenheiten reichte es schon aus, dass ihm jemand einfach über den Weg lief, und David T. schlug zu. Zuletzt traf es Ende Juli eine 59-Jährige, die er ohne jeden Grund mit einem gezielten Faustschlag zu Boden brachte. Vera L., die gerade erst schwere Blessuren nach einem Fahrradunfall überwunden hatte, erlitt neuerlich so erhebliche Gesichtsverletzungen, dass sie erst im Frühjahr dieses Jahres ihre Arbeit als Krankenschwester wieder aufnehmen konnte. Mehr vom Prozess: Schläge, Tritte, Spuckattacken: Mann aus dem Kreis Höxter steht vor Gericht Schwere Folgen für die Opfer Nicht minder heftig waren für die 59-Jährige, aber auch für andere Opfer des David T. die psychischen Folgen. Einige wagten es erst nach therapeutischer Hilfe, die eigenen vier Wände wieder zu verlassen. Zu diesen Vorfällen will oder kann der 38-Jährige nichts sagen, wohl aber zu seiner Psychose. &bdquo;Ich bin überreizt, ich bin verwirrt“, beschreibt David T. seinen Zustand, wenn sich die Krankheit Bahn bricht. &bdquo;Es kommt dann ganz plötzlich, wie ein Schlag.“ Doch aggressiv mache ihn die Psychose nicht. &bdquo;Ich erlebe sie eher positiv“, behauptet er und gibt zu: &bdquo;Ich brauche schon Hilfe. Aber es gibt keine.“ Zwar würden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken &bdquo;Mühe geben“, doch den verordneten Medikamenten mag er anscheinend nicht vertrauen. &bdquo;Ich habe schon alle durch, keines hilft.“ Angeklagtem aus dem Kreis Höxter fehlt die Einsicht Für Gutachter Bernhard Bätz ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass der 38-Jährige keine Krankheitseinsicht hat. &bdquo;Er erlebt sich nicht als psychisch krank“, ist der Experte überzeugt. &bdquo;Er hat kein Verständnis von seiner Erkrankung.“ Doch ohne eine Behandlung seien weitere ähnliche Taten zu erwarten, denn bei David T. gehe die Psychose mit einem deutlich gesteigerten Gewaltrisiko einher. Steuern könne dieser sein Verhalten nicht, er sei der Psychose &bdquo;ausgeliefert“. Lesen Sie auch: Mann aus Höxter greift grundlos Frauen und Männer an – nun steht er vor Gericht Bätz empfiehlt, für David T. die Unterbringung in der Psychiatrie anzuordnen. &bdquo;Er wird dort sicherlich noch einige Jahre mit seiner Psychose zu tun haben“, sagt der Experte. Denn schließlich müsse der 38-Jährige erst einmal Krankheitseinsicht entwickeln. 38-Jähriger kann sein Verhalten nicht kontrollieren Tatsächlich folgen die Richter unter dem Vorsitz von Eric Schülke den Hinweisen des Experten, aber auch den Anträgen von Staatsanwalt Schütte und Verteidiger Dietlef Bitterberg. Sie sprechen David T. aufgrund seiner Schuldunfähigkeit frei. &bdquo;Er ist nicht in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren und zu steuern“, sagt Eric Schülke. Weil der 38-Jährige völlig grundlos mit Faustschlägen gegen unbeteiligte Mitmenschen losgehe, müsse aber dessen Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet werden. &bdquo;Das ist ein typischer Fall dafür, dass das Sicherheitsgefühl der Allgemeinheit beeinträchtigt wird.“ Worte, die vor allem Vera L. aus dem Herzen sprechen dürften. Sie hat den gesamten Prozess als Nebenklägerin verfolgt und sich am Ende mit einem kleinen Schlussvortrag selbst geäußert. Die Menschen müssten geschützt werden, sagt die Bad Driburgerin. Und deshalb brauche David T. auch eine psychiatrische Behandlung, &bdquo;damit niemand mehr einer solchen Gewalt ausgeliefert ist“.

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