Spucken und schimpfen: Paderborner rastet im Gerichtssaal völlig aus

Paderborn. Es sind wohl schon 20 Jahre vergangen, seit bei Reiner C. (Name geändert) erstmals Anzeichen einer psychischen Erkrankung auftraten. Eine Behandlung blieb, bis auf ganz wenige, kurze Aufenthalte in der Psychiatrie, aus. Denn der Paderborner, der ein paar Semester Philosophie studierte und nach einer entsprechenden Ausbildung einige Jahre als Bauzeichner arbeitete, hält sich für einen seelisch gesunden Menschen. Fatal, denn so schritt seine Erkrankung immer weiter voran und Reiner C. wurde nach und nach für die Menschen in seiner Umgebung gefährlich. Jetzt ordnete die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn seine Unterbringung in der Psychiatrie an. Es war kein einfacher Fall für die Richter unter dem Vorsitz von Anne Zacharias. Wie berichtet, tauchte Reiner C., dem vor allem mehrere verbale und körperliche Attacken auf seine Nachbarn vorgeworfen werden, im vergangenen Sommer nach einem ersten Verhandlungstag einfach ab. Als die Kammer im März versuchte, erneut in den Prozess einzusteigen, war er in einem psychisch desolaten Zustand, sodass ihm der anwesende Gutachter Verhandlungsunfähigkeit bescheinigen musste - und das, obschon er seit geraumer Zeit in der Psychiatrie Eickelborn untergebracht war. Angeklagter randaliert: Verhandlung in Paderborn ohne den Beschuldigten Außergewöhnlicher Verlauf der Paderborner Verhandlung Auch die dritte Auflage der Aufarbeitung nahm einen außergewöhnlichen Verlauf, denn der Kammer war eine Verhandlung nur in Abwesenheit von Reiner C. möglich. Sogar das Urteil muss ohne ihn verkündet werden. Wie an jedem einzelnen Prozesstag zuvor lässt der 49-Jährige böse Schimpfkanonade los, sobald die Richter den Saal betreten. Ganz besonders hat er es wieder einmal auf die Vorsitzende Richterin abgesehen. Sie beschimpft er aufs Übelste und droht ihr dieses Mal sogar an, sie &bdquo;bis in den Tod zu verfolgen“. Viele Male schreit er &bdquo;Heil Hitler“ und versucht anscheinend zudem, den Hitlergruß zu zeigen, was aber daran scheitert, dass seine Hände gefesselt sind. Zum Schluss spuckt er erbost auf die Bank vor sich, bevor er dann erneut nach einem entsprechenden Beschluss der Richter den Saal verlassen muss. Im Anschluss an die Vernehmung der letzten Zeugen und die Ausführungen des psychiatrischen Gutachters Bernhard Bätz findet die Kammer dann zu der erwartbaren Entscheidung: Reiner C. kann aufgrund seiner schweren psychiatrischen Erkrankung - einer sogenannten Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis - für seine Taten nicht verantwortlich gemacht werden, er kann nämlich seine Impulse nicht kontrollieren. Im Gerichtssaal ausgeflippt: Prozess gegen Paderborner ist vorerst gescheitert Wie die Paderborner Richterin ihr Urteil begründet &bdquo;Wenn es nicht so läuft, wie er will, rastet er aus“, sagt die Vorsitzende Richterin in ihrer Urteilsbegründung. Über einen langen Zeitraum hinweg habe er seine Nachbarschaft &bdquo;in erheblicher Weise terrorisiert“. Sie erinnert daran, dass Reiner C. einen Nachbarn völlig grundlos mit einer Bratpfanne attackiert hatte. Nur weil es dem Mann gelungen war, den gegen seinen Kopf gerichteten Schlag abzuwehren, blieben schwere Verletzungen aus. Verfolgungen durch den 49-Jährigen war ein 12-Jähriger immer wieder morgens ausgesetzt, wenn er auf dem Weg zum Schulbus war, einmal schlug Reiner C. das Kind sogar mit einem Stock. &bdquo;Diese Fälle haben uns besonders beeindruckt“, sagt Richterin Zacharias. Weil der Paderborner, der keinerlei Einsicht in seine Krankheit hat und jedes Medikament rigoros verweigert, ist laut Gutachter damit zu rechnen, dass die Taten an Gefährlichkeit zunehmen werden. Deshalb muss Reiner C., der im Übrigen vor mehr als einem Jahr in Benhausen eine Jesusfigur von einem Wegkreuz riss, weiterhin in der forensischen Klinik Eickelborn bleiben. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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