Luftfahrt: Paderborner Zukunfts-Airport plant Millionen-Projekt

Kreis Paderborn. Im Showroom führen Modedesigner den Einkäufern ihre neuesten Kreationen vor. Stylish und lässig geht es zu. In rund vier Jahren könnte auch der Flughafen Paderborn/Lippstadt zum Showroom werden – nicht für coole Mode, sondern für modernste Luft- und Raumfahrttechnik. Das jüngst vorgestellte Vorhaben, den Airport zum Entwicklungszentrum zu machen, haben im Kreistag René Fahr, Vizepräsident der Universität Paderborn, und Christoph Jürgenhake vom Fraunhofer-Institut für Entwurfstechnik Mechatronik an der Paderborner Zukunftsmeile, detaillierter beschrieben. &bdquo;Wir haben mehr als 30 Unternehmen zusammengebracht“, sagt Fahr über eine Auftaktveranstaltung im Herbst, die er gemeinsam mit Landrat Christoph Rüther (CDU) initiierte. &bdquo;Zum Teil wussten die noch nicht einmal etwas voneinander“, sagt er mit Verwunderung. In Zukunft könnte es aber mehr Zusammenarbeit geben.Gemeinsam wollen Wissenschaft, Wirtschaft und der Kreis als Airport-Haupteigentümer in Ahden vor allem Testmöglichkeiten bieten für neue Antriebstechniken, Mobilitätsformen wie Drohnen und Lufttaxis sowie für Innovationen am Terminal. Der PAD soll ein &bdquo;Leuchtturm sein, der die Luftfahrtforschung kenntlich macht“, formuliert Jürgenhake. Gerade für die Entwicklung von zivilen Drohnen sei der Flughafen ein idealer Ort. Weltweit fehle es an Platz und kontrollierten Lufträumen für testweisen Flugbetrieb. "Wir wollen den Airport nicht ausbauen" Seit Bekanntwerden des Projekts vor drei Wochen habe es eine Reihe von Unternehmensanfragen gegeben, heißt es aus Universität und Kreishaus. Für die Wirtschaft kann das zuletzt flaue Verkehrsaufkommen zum großen Vorteil von Paderborn/Lippstadt werden: Die komplette Infrastruktur eines Regionalflughafens ist vorhanden, mit 2.200 Metern eine vergleichsweise lange Landebahn, ein kontrollierter Luftraum vom Haxterberg bis Büren und dazu noch regulärer Flugverkehr. &bdquo;Wir wollen den Airport nicht ausbauen und auch den Flugbetrieb nicht einschränken“, sagen die Wissenschaftler. Sie wollen mit der Realität die Luftfahrt weiterentwickeln. Fürs erste Millionenprojekt wird gerade ein Förderantrag erstellt, sagt Jürgenhake im NW-Gespräch. Unter dem Titel &bdquo;Fastgate“ will ein Konsortium erproben, wie Flugzeuge mit elektrifiziertem Bugrad reichlich Kraftstoff sparen und wie ausgeklügelte Sensorik mehr Automatisierung beim Andocken des Jets ans Airport-Terminal möglich machen kann.Das Rollsystem kommt von der US-Firma Wheeltug und soll es Fliegern ermöglichen, vorwärts und rückwärts ohne Schlepper oder Kerosin fressende Hauptstrahltriebwerke zu rollen. Zwar werde das System derzeit schon für Boeings Modell 737 zertifiziert, doch es fehle zur Marktreife an einer realen Erprobungsumgebung. Gerade deshalb hätten die Amerikaner größtes Interesse.Jürgenhake rechnet vor: Würden Passagierjets mit Elektrorad am Boden rollen anstatt mit den Triebwerken, könne dies pro Flugzeug jährlich eine bis zwei Millionen Dollar an Spritkosten sparen. Flughäfen könnten zudem auf teure Schlepper verzichten, die Jets vom Terminal rückwärts schieben. Die Zeit der Flugzeuge am Boden würde verkürzt.Thyssenkrupp ist an Bord Für den Bau von selbstfahrenden Fluggastbrücken, die sich vom Terminal ans Flugzeug schmiegen, hat die Paderborner Innovationsoffensive schon die Firma Thyssenkrupp Elevator an Bord. Zudem soll daran gearbeitet werden, wie neben der Fluggastbrücke auch andere Fahrzeuge am Boden autonom ihre Aufgaben erfüllen können, so Jürgenhake. Die Kreisverwaltung ist über Koordinatorin Angie Reeh im Projekt vertreten. Ein weiteres Engagement darüber hinaus sei aktuell nicht geplant, sagt sie auf Nachfrage. Reeh und auch die Vertreter der Forschung betonen, das Vorhaben soll behutsam wachsen. Laut Uni-Vizepräsident Fahr soll der Flughafen auch finanziell vom Vorhaben profitieren: &bdquo;Wenn es Showrooms für Unternehmen gibt, dann werden diese auch bezahlt werden müssen.“

Meistgelesen