Mit Video: Künstliche Intelligenz parkt bald die Flugzeuge am Flughafen Paderborn

Kreis Paderborn/Büren. Das Gerät, das am Airport Paderborn/Lippstadt ein Flugzeug hinter sich herzieht und schiebt, sieht aus, wie ein überdimensionierter Mähroboter. Doch das zwei Tonnen starke Teil kümmert sich nicht um die Grünflächen des Flughafens, sondern um den Transport von Flugzeugen zum Start hin und von der Landebahn weg. Und das ohne einen menschlichen Fahrer. Das soll das Schleppfahrzeug, das im Rahmen des Projekts &bdquo;AEM Speedport“ entstanden ist, zumindest zukünftig leisten. Aktuell beginne eine sechsmonatige Testphase am Airport Paderborn/Lippstadt. Danach – konkret in fünf bis sechs Jahren – könnten die durch künstliche Intelligenz gesteuerten Flugzeugschlepper nicht nur im Kreis Paderborn wirklich zum Einsatz kommen, sondern in der ganzen Welt. &bdquo;Die Flughäfen in Riad und Singapur haben bereits Interesse gezeigt“, sagt Stefan Schröder, Geschäftsführer bei LNC Logisticnetwork Consultants und Konsortialführer des Projekts. Es hat natürlich einen Grund, warum die Technologie international für Aufmerksamkeit sorge. Denn aktuell werden Flugzeuge von teuren Schleppfahrzeugen in Position gebracht oder sie fahren mit eigenem Antrieb. Das bedeutet mit Kerosin. Und das kostet und ist nicht sonderlich nachhaltig. Der &bdquo;AEM Speedport“ ist hingegen elektrisch betrieben. &bdquo;Je nach Flugdauer und Flugzeug können durch den Einsatz zwischen fünf und zehn Prozent des Kerosins eingespart werden“, sagt Schröder. Vorteile für den Flughafen Paderborn Am Paderborner Flughafen sind die Distanzen zwischen den Lande- und Startbahnen sowie dem Flughafen übersichtlich. Das ist aber nicht überall so. &bdquo;Ich war kürzlich am Flughafen in Istanbul. Bis zur Startbahn sind wir mit unserem Flugzeug rund 25 Minuten gefahren“, sagt Paderborns Flughafen-Geschäftsführer Roland Hüser. Dort sei das Einsparpotenzial natürlich höher. Lesen Sie dazu auch: Nach Abschied vom Flughafen: Lufthansa steht immer noch auf &bdquo;Paderborn“ Landrat Christoph Rüther (CDU) ergänzt jedoch, dass die neuartigen Fahrzeuge auch am hiesigen Flughafen einige Vorteile mit sich bringen. &bdquo;Wenn man die Ladung der Fahrzeuge mit einer Fotovoltaik-Anlage verbindet, wird da ein Schuh draus“, sagt Rüther. Zudem steigere ein derartiges Projekt die Attraktivität des Flughafens. &bdquo;Es macht Sinn, neben dem Flugbetrieb ein weiteres Standbein in der Forschung zu schaffen“, sagt Rüther. Denn der Flughafen biete eine Menge Arbeitsplätze. Durch den Betrieb des &bdquo;AEM Speedports“ kämen weitere dazu. Perspektivisch könnten sich Mitarbeiter anderer Flughäfen am Airport Paderborn/Lippstadt darin ausbilden lassen, wie man die KI-Steuerung nutze. Großes Interesse bestehe jedoch nicht nur vonseiten der Flughäfen, sondern auch aus der Politik. So viel kostet der neue KI-Schlepper am Flughafen Paderborn So fördere das Bundesverkehrsministerium das Projekt mit rund acht Millionen Euro – die größte Einzelförderung dieses Ministeriums. Insgesamt betragen die Kosten zwölf Millionen Euro. Auch Rüther will sich für die Umsetzung starkmachen: &bdquo;Ich will da auch mal im Ministerium aufschlagen.“ Zur Wahrheit gehöre auch, dass die Technologie, an der rund 77 Mitarbeiter beteiligt sind, womöglich in Deutschland entwickelt, hergestellt und getestet werde, jedoch schlussendlich hierzulande nicht genutzt werden könnte. &bdquo;Es ist gut möglich, dass es nur im Ausland verwendet wird, wenn das Verkehrsministerium nicht mitspielt. Wir stehen uns da in Deutschland häufig selbst im Weg“, sagt Schröder. Hergestellt werde der Schlepper vom niedersächsischen Unternehmen Towflexx. Zuvor sei ein anderes Unternehmen dafür beschäftigt gewesen. Dies sei aber nicht in der Lage gewesen, die Eigenmittel zu stemmen, berichtet Schröder. Mehr zum Flughafen: Weitere Lufthansa-Verbindungen in alle Welt vom Flughafen Paderborn Zu Beginn der Testphase fahre am Flughafen im Kreis Paderborn zunächst aber kein autonomer Schlepper, weil die ersten von insgesamt acht Testszenarien vor allem digital ablaufen würden. Danach solle an zwei Teststandorten auf dem Flughafengelände mit einem nicht mehr genutzten Flugzeug experimentiert werden. Und selbstständig zu fahren, müsse noch geübt werden. Aktuell fahren die etwa 150.000 bis 200.000 Euro teuren &bdquo;Speedports“ nicht autonom, sondern nur per Fernsteuerung. Weil beispielsweise das Kurvenfahren geübt werden müsste. Werden Flugreisen im Kreis Paderborn nun günstiger? Neben diesen Trainings werde zudem ein für den Flughafen speziell entwickeltes 5G-Netz sowie ein interaktives Kontrollzentrum in einem nicht mehr genutzten Kontrollturm eingerichtet. Letzteres solle bis Ende 2026 geschehen. Beides habe Vorteile für die Zeit nach der Testphase. Denn auch andere Bereiche könnten durch eine Steuerung mit künstlicher Intelligenz profitieren. Und das berge ein großes Potenzial. &bdquo;Gepäck-, Sicherheits- und Servicefahrzeuge könnten auch selbstständig fahren“, sagt Schröder. Außerdem sei es möglich, dass die Technologie in anderen Bereichen anwendbar sei und die autonome Fahrzeugnutzung an sich voranbringe. Zum Beispiel an Häfen. Das würde die aktuell ohnehin angespannte Personallage in bestimmten Branchen entspannen. Und was bedeuten die Entwicklungen für die Passagiere des Flughafens? Wird das Fliegen nun günstiger? &bdquo;Das kann passieren. Wenn die Fluggesellschaften das so an die Kunden weitergegeben würden“, sagt Schröder, der im Gespräch mit der NW aber eher skeptisch klingt. Was sich durchaus verbessern könne, seien die Wartezeiten. Denn der durch künstliche Intelligenz gesteuerte Ablauf könne zu reibungslosen Abläufen führen. Insgesamt ist Schröder mit der Zusammenarbeit mit den insgesamt zehn Partnern – darunter die Universität Paderborn und die Technische Hochschule OWL – sehr zufrieden: &bdquo;Der Innovationsflughafen bietet uns eine optimale Umgebung. Wir liegen voll im Plan“, erklärt der Projektchef.

Meistgelesen