Kritik am Wasserverband wegen Hochwasser: Zu viel Totholz in der Altenau bei Borchen

Borchen. Als der Wasserverband Obere Lippe (WOL) in Kooperation mit der Gemeinde Borchen die Altenau 2015 auf einer Länge von 450 Metern bei Kirchborchen renaturiert hatte, wurde auch bewusst Totholz eingebaut. Eine natürliche Überflutung bei Hochwasser in den Wintern soll neue Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten entstehen lassen, erklärte WOL-Geschäftsführer Volker Karthaus 2019 bei einer Ortsbegehung was die Ziele des Projekts sind. Damals hatten sich viele Bürger über die durch liegengebliebenes Totholz und Gras vermüllte Altenau beschwert. Nun gibt es erneut Kritik, denn das aktuelle Hochwasser wird besonders zwischen Kirchborchen und Etteln bei Gellinghausen so stark gestaut, dass Wiesen- und Ackerflächen stark beschädigt werden. &bdquo;Auf der Försterwiese war seit über 50 Jahren kein Hochwasser“, weiß Norbert Müller und blickt dort nun besorgt auf eine Seenfläche. Der Kirchborchener ist seit 50 Jahren Forst- und Landwirt und nennt auch den Grund für die starke Überflutung. &bdquo;Seit Juni liegen dort umgestürzte Pappeln in der Mersch, da sammelt sich jetzt das angeschwemmte Holz aus Etteln und Henglarn. Dass dort die großen Bäume liegen, hatten auch vor der Ernte viele beim landwirtschaftlichen Gemeindetreffen moniert. Das Totholz hätte vom WOL entfernt werden müssen, dann wäre die Altenau jetzt noch in ihrem Bett und die Überflutung bei weitem nicht so stark“, so Müller. Landwirt warnte schon 2019 vor dem Szenario Er hatte bereits 2019 bei dem Treffen mit Karthaus kritisiert, dass es zu solch einem Szenario kommen könnte, wenn man zu viel Totholz im Bach lasse. Und fühlt sich nun bestätigt. Dass der Bach an der Stelle nun durch den Stau sein Bett umströmt, ärgert auch einige Landwirte. Ihre Felder stehen nicht nur unter Wasser, der bereits eingesäte Winterweizen gehe kaputt und es gehe auch &bdquo;enorm viel Muttererde“ verloren, wie Landwirt Andreas Rebbe bemängelt. Der Dörenhagener hat dort zwei Hektar Land gepachtet und sieht dort nun seine Erträge förmlich wegschwimmen. &bdquo;Es geht nicht nur um den Weizen, schlimmer ist, dass der gute Boden weggeschwemmt ist. Wer kommt dafür auf“, fragt sich der Landwirt. Er vermutet, dass es am Ende aus Steuergeldern bezahlt werden wird. Starkregen über Weihnachten kam nicht überraschend Das hätte aus seiner Sicht aber erst gar nicht passieren müssen. &bdquo;Allein in Dörenhagen hatten wir im Jahr 2023 1.500 Liter Regen. Und dieser Starkregen über Weihnachten kam nicht überraschend, da hätte der WOL seine Hausaufgaben machen müssen. Jetzt kommt man an die Bäume nicht mehr ran“, merkt Rebbe an. Auch Norbert Müller fordert schon lange, dass vor allem das große Totholz entfernt werden müsse, aufgrund der Verkehrssicherheitspflicht. Liegen Äste oder Bäume auf dem gut 2,5 Kilometer langen Wirtschaftsweg, der als Rad- und Wanderweg stark frequentiert wird, entlang seines Waldes, müsste er die innerhalb von ein paar Stunden entfernen – eben wegen der Verkehrssicherheitspflicht. Und das verlangt er auch vom WOL. &bdquo;Auch von Totholz geht Gefahr aus, der WOL hat die Pflicht die Gewässer zu kontrollieren“, meint Müller. Er und Rebbe betonen aber, dass ihnen der Naturschutz auch sehr wichtig sei und sie die Renaturierungsmaßnahmen zum größten Teil auch für sehr sinnvoll erachten. &bdquo;Aber man muss dabei auch an die Land- und Forstwirtschaft denken, die dürfen nicht darunter leiden“, sagt Norbert Müller. WOL weiß, dass über jeden Baum diskutiert wird Die Kritik der Landwirte an Totholz in den Bächen und Flüssen kennt Volker Karthaus, Geschäftsführer des Wasserverbandes Obere Lippe, nur zu gut. &bdquo;Jeder Baum ist in der Diskussion. Mit jedem Baum sind wir angreifbar. Wir müssen aber mit unseren Argumenten überzeugen und erklären, warum wir das so machen“, erklärt der Diplom-Ingenieur. Auch die Stelle bei Gellinghausen und auch die dort liegenden Bäume seien ihm bekannt. Die Bäume seien nicht nur wichtig für die Bildung neuer Lebensräume, sie hätten auch eine Art Rechenwirkung. &bdquo;Wir wollen nicht den schnellen Abfluss des Hochwassers in der Landschaft haben. Dadurch würde noch mehr Boden abgetragen“, erklärt Karthaus, dass es durchaus gewollt ist, die umgestürzten Pappeln dort liegenzulassen. Das Problem sei, dass die Auen häufig auch als Ackerland und nicht mehr als Grünland genutzt würden. Die Auen sollen bei Hochwasser als natürliche Überschwemmungsbereiche dienen. Auen sollten nicht als Ackerland genutzt werden &bdquo;Das ist oft der klassische Konflikt. Wir würden gerne Auen als Auen belassen, häufig werden diese Flächen aber als Ackerland genutzt oder verpachtet“, so Karthaus. Der WOL versuche schon Flächen zu erwerben, das gehe aber häufig nur durch einen Flächentausch. Auch bei Gellinghausen sei geplant eine Entlastungsmulde anzulegen. In der Altenau hätte das Hochwasser aber noch viel schlimmer kommen können, so Karthaus. Der Wasserverband Obere Lippe habe in den drei Rückhaltebecken für die Altenau aber rund zwei Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten, um für Entlastung zu sorgen.

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