
Bad Lippspringe. Entlang der Lippe wird bald viel passieren. Denn der Kur- und Badestadt droht bei starkem Regen in manchen Stadtgebieten Hochwasser. Schon länger wird eine Renaturierung der Lippe geplant - damit könnten gleich mehrere Probleme gelöst werden. Die Stadt könnte einen viel besseren Hochwasserschutz bieten, die Regenwasserkanäle würden entlastet und auch der ökologische Effekt ist groß: Es werden sich neue und mehr Lebensräume für Tiere und Pflanzen bilden.
Etwas Druck hat die Stadt dabei, denn es gibt umweltrechtliche Bestimmungen. Nach denen müssen die Zuflussmengen aus den Regenwasserkanälen in die Gewässer im Bereich der gut 50 Einleitstellen im Stadtgebiet so begrenzt werden, dass ein gesunder ökologischer Zustand dieser Gewässer erhalten bleibt oder in der Zukunft erzielt wird, wie es in einer Mitteilungsvorlage heißt.
Von fast 160 Hektar großen, versiegelten Flächen werden die Niederschläge den Gewässern zugeführt. Dafür müsste es ein Rückhaltevolumen von rund 11.000 Kubikmeter im Bereich der Thune, des Jordans und der Lippe geben. Es gibt aber eine natürliche Lösung. Durch die Renaturierungsmaßnahmen werden entlang der Lippe Auen entstehen, die diese Wassermengen gut aufnehmen könnten, wie der Bad Sassendorfer Landschaftsplaner Hans-Joachim Berger bei der Sitzung des Umweltausschusses erklärte.
Die Flächen entlang der Lippe sind ideal für Auen
Die Stadt hat Grundstücke entlang der Lippe zwischen den Straßen Auf der Mersch und der L814 erworben und stellt für diese Maßnahmen insgesamt 45.000 Quadratmeter zur Verfügung. Das Abwasserwerk der Stadt hatte in Zusammenarbeit mit dem Wasserverband Obere Lippe ein erstes Planungskonzept erarbeitet, das vor einem Jahr vorgestellt wurde. Das wurde nun vom Planungsbüro Berger weiter ausgearbeitet.

Die Flächen entlang des gut 800 Meter langen Abschnitt seien ideal. Erstens, weil sie schon der Stadt gehörten und zweitens, weil sie das Hochwasser komplett aufnehmen könnten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hochwasser dann die Stadt bedrohe, sei zudem gering. Zudem sei es auch von Vorteil, dass die Lippe vor allem im Bereich der alten Mühle schon recht hoch liege. „Oft muss man Bachläufe bei Renaturierungen höher legen, damit sie sich auf die Aue ergießen können, hier müssen wir nicht stark eingreifen“, so Berger.
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Die kompletten 800 Meter von der Straße Auf der Mersch bis zur Brücke über die Landesstraße wird die Lippe sich allerdings nicht schlängeln. Etwa auf Höhe des Gladiolenwegs werde sich das Wasser seinen Weg über die Auen suchen und im Bereich der alten Kläranlage wieder in den alten Lauf fließen.
Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen werden entstehen
Die Baumaßnahmen werden finanziert vom Abwasserwerk der Stadt, das als sogenannter Verursacher gilt. Denn aufgrund der umweltrechtlichen Bestimmungen müssen die Zuflussmengen aus den Regenwasserkanälen begrenzt werden. „Auch wenn man durch diese Maßnahmen auch etwas für den Hochwasser- und Artenschutz macht, sind sie nicht förderfähig“, erklärt Martin Preuß von den Stadtwerken. Allerdings würden die Kosten nicht ausufern. Eine konkrete Zahl könne man aber noch nicht nennen, da der Planungsstand so weit noch nicht sei.
Preuß rechnet mit einer unteren sechsstelligen Summe. „Es sind ja nur sehr fokussierte Geländeregulierungen“, umschreibt er die Erd- und Baggerarbeiten. Fachtechnisch werden das Abwasserwerk und die Stadt vom WOL bei der planerischen und baulichen Umsetzung unterstützt. Geht es nach dem Abwasserwerk, sollte schon in diesem Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Aber unter anderem müsse das Wetter passen und eventuell noch eine Gasleitung verlegt werden, das würde den zeitlichen Ablauf noch nach hinten ziehen.
Eins sei aber sicher, wie Landschaftsplaner Hans-Joachim Berger betonte. Die Renaturierung werde sehr gut für die Tier- und Pflanzenwelt sein. Im Überschwemmungsbereich würden Brennnesseln nicht überleben, dafür setzten sich dann seltene Pflanzen oder Sträucher durch. Die wiederum würden unter anderem Libellen und andere Insekten oder Vögel anlocken. Durch den dann kurvigen Verlauf der Lippe können sich wieder Kolke und darin kleine Sandbänke bilden.
Das seien Lebensräume für viele Kleinstlebewesen und Fische. Eventuell könnte sich wieder die Quappe ansiedeln. Im Bereich Soest sei der Biber an der Lippe sehr aktiv - auch der große Nager könnte sich dann bei Bad Lippspringe wohlfühlen. „Er wird hier aber keine Staudämme bauen, das macht er nur, wenn das Gewässer nicht tief genug ist. Aber eine Biberburg ist möglich“, erläuterte Berger.