Hier kommt Windstrom des Paderborner Landes ins Netz

Borchen. Dieses Gelände ist ein Sicherheits- und Gefahrenbereich. Schilder warnen am Zaun ringsherum überdeutlich vor Hochspannung. Hinein kommen Normalos eigentlich nie in ein Umspannwerk. Netzbetreiber Westfalen Weser hat für die &bdquo;NW“ jetzt aber die Türen zum neuen Umspannwerk an der Borchener Kreuzricke geöffnet. Dabei wird klar: Nur Fachleute können erklären, was hier genau geschieht, aber Umspannwerke sind ein unerlässlicher Teil der Energiewende. Felix Kröger öffnet das grüne Tor mit seinem digitalen Schlüssel. Der 27-jährige Schwaneyer ist bei Westfalen Weser zuständig für Stromanlagen und Hochspannungsleitungen. Den Bau an der Kreuzricke hat er von Anfang an begleitet. Es ist sein erster als verantwortlicher Projektleiter. Seit Anfang September ist die Anlage am Netz. Zum Umspannwerk gehören ein geschlossenes Gebäude mit großen Schaltanlagen und im Freien steht ein 71 Tonnen schwerer Transformator. Von dort aus führen Leiterseile über 50 Meter bis zum Hochspannungsmasten. Neben dem Schaltanlagengebäude steht eine Übergabestation. Sie gehört einem Windanlagenbetreiber. Dort kommen die Leitungen der Windräder an. Weil das Stromnetz durch den Neubau von Windrädern in Etteln nahe der A33 an seine Grenze kam, musste das neue Umspannwerk her. Von der Übergabestation führen Kabel nach nebenan zum Schaltanlagengebäude des Umspannwerks. Während die Überlandleitungen als Stromautobahnen den Transport sicherstellen, übernehmen Umspannwerke die Funktion von Stromkreuzungen sowie der Auf- und Abfahrten. Das Ortsnetz wird versorgt Und was passiert hier genau? Technisch geht es darum, den Strom für die Netze transportfähig zu machen. &bdquo;Windräder wandeln Windenergie in elektrische Energie mit 20.000 Volt Wechselspannung um. Aus dieser so genannten Mittelspannung macht der Transformator 110.000 Volt, also Hochspannung“, erklärt Kröger. An der Hochspannungsleitung, die von der Borchener Straße in Paderborn Richtung Süden bis Twistetal führt, hängen unterwegs immer wieder Umspannwerke wie das an der Kreuzricke. Sie speisen zum einen Strom aus regenerativen Energien ein, aber sie sorgen andersrum auch für die Energieversorgung der jeweiligen Ortsnetze. So wie in Borchen. &bdquo;Speziell für die Versorgung der Außenbereiche hilft das Umspannwerk. Denn wir können durch die Technik die Spannungsschwankungen verringern und damit die Qualität der Stromversorgung verbessern.“ Fünf Millionen Euro zahlt das von Kommunen getragene Unternehmen Westfalen Weser für das neue Umspannwerk. Schließlich ist das Unternehmen verpflichtet, neu gebaute Windräder auch ans Netz zu bringen. Problem bei der Projektplanung: &bdquo;Es gibt nicht so viele Firmen, die so etwas aufbauen können und auch die Zahl der Trafoproduzenten ist klein“, weiß Kröger. Im gesamten Netzgebiet von Westfalen Weser stehen mehr als 100 Umspannwerke. Ausgelegt sind sie für etwa 40 bis 50 Jahre. An der Borchener Kreuzricke soll die Anlage im nächsten Jahr rund 100 Megawatt verarbeiten können. Derzeit ist sie nur für die Hälfte ausgelegt, da erst einer der beiden vorgesehenen Transformatoren eingebaut ist. 2024 kommt der Zwilling an seinen geplanten Standort. Aktuelle Windräder erzielen eine Leistung von etwa fünf Megawatt. Nach vollem Ausbau könnte also die Leistung von rund 20 Anlagen hier verarbeitet und eingespeist werden. Alle drei Monate wird kontrolliert Wer draußen am Zaun vorbeikommt, hört es schon jetzt vernehmbar brummen. Der Ton aus der Anlage bereitet Felix Kröger aber keine Sorgen: &bdquo;Das hat mit der Magnetisierung der Kupferspulen im Trafo zu tun. Der Wechselstrom polarisiert sich 100 Mal pro Sekunde um, Magnetfelder ändern sich. Weil sich die Elektronen in den Blechen drehen, entstehen Geräusche.“ Bis auf den Brummton hinterlässt der Strom keine wahrnehmbaren Spuren bei seiner Reise durchs Umspannwerk. Auf dem Weg zur Hochspannungsleitung wird er aber ständig gemessen, um technische Verluste zu protokollieren. Die Anlage selbst kontrolliert Westfalen Weser &bdquo;mindestens alle drei Monate“ wie Projektleiter Kröger sagt. Störungen gebe es höchstens mal in der Computertechnik der Schaltschränke, ansonsten liefen Umspannwerke meistens zuverlässig. Daran ändern auch Gewitter nichts, deren Blitze sich regelmäßig hier entladen. &bdquo;So ein Areal ist wegen des elektrischen Feldes eine Blitzfangzone. Deshalb haben wir hier vier 18 Meter hohe Blitzableiter gebaut. Das Gelände ist mit einem Erdungsnetz ausgelegt, das die Blitze in die Erde ableitet. Dennoch verlassen wir bei Gewitter sofort die Anlage.“ Fremden ist der Zutritt zu &bdquo;elektrischen Betriebsstätten“, wie Umspannwerke klassifiziert werden, ohnehin verboten. Zu sehen gibt es sowieso nicht viel – und selbst Diebe gehen leer aus: &bdquo;Bei uns ist nichts zu holen“, sagt Kröger. Und die wichtigste Ware – der Strom – ist eh ständig auf der Durchreise.

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