Borchener Windkraftkritiker macht sich für Atomstrom stark

Kreis Paderborn. Die Krise der Energieversorgung spitzt sich durch den Ukraine-Krieg zu. Unter Druck geraten damit auch im Kreis Paderborn die Gegner der Windkraft. Die Rufe nach dem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien werden lauter.Weil Windrad-Kritiker genau das spüren und andere Ideen haben, hat sich jetzt der Lobby-Verein Vernunftkraft zu Wort gemeldet und wirbt für seine Sicht der Dinge. Der NRW-Vorsitzende Volker Tschischke aus Etteln warnt davor, die 1.000-Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung ins Wanken zu bringen, angesichts des Bestrebens nach Energie-Autonomie von Russland. "Die Grünen treiben diese Idee ideologisch voran", sagt Tschischke mit Blick auf die Debatten in der Landespolitik. Zudem werde das Ziel, zwei Prozent des Staatsgebiets für Erneuerbare bereit zu stellen, nach eigenen Berechnungen in NRW schon erreicht. Tschischke kritisiert zudem: "Der aktuelle Stand der Wissenschaft wird nicht beachtet." Seine Ansicht: "Der erneuerbare Strom aus Wind und Sonnenlicht ist viel zu volatil, um sich darauf zu verlassen." Vernunftkraft lägen Erkenntnisse vor, wonach an schlechten Tagen so nur ein Prozent des deutschlandweiten Strombedarfs gedeckt wird, an guten seien es 50 Prozent. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor machte laut Umweltbundesamt 2020 jedoch bereits 45,3 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus. Die Speicherung sei jedoch im großen Stil noch nicht möglich, erläutert Tschischke. Seiner Ansicht nach könne Strom aus erneuerbaren Energien zuverlässig höchstens dreißig Prozent des Bedarfs abdecken. Machbar sei das künftig durch konsequentes Repowering, also durch das Ersetzen von älteren Windrädern durch viel höhere und damit leistungsfähigere Modelle."Es wird Zeit, dass die Politik fair ist und auf die Wissenschaft hört. Repowering kann uns sehr helfen. Ein weiterer Ausbau an neuen Standorten ist aber absolut nicht notwendig." Speziell für den Kreis Paderborn sei das Maß voll. "Hier muss dringend der Deckel drauf", fordert Tschischke. Windparkbetreiber sehen durchaus noch Potenzial und planen auch hier weitere Anlagen. Repowering zwischen Etteln und Atteln Das Repowering könnte jedoch laut Tschischke sogar dazu dienen, Windstandorte zu reduzieren. Neueste Anlagen, die in der Spitze knapp 300 Meter hoch sind, schafften eine Leistung von mehr als sechs Megawatt - also bis zum Dreifachen von Altanlagen. Zwischen Etteln und Atteln sei aktuell ein Repowering-Projekt in Planung. Dort sollen sich statt 30 künftig nur noch 13 Anlagen drehen. Als Abstand zur Wohnbebauung wünscht sich Vernunftkraft generell übrigens eine "8H"-Lösung, also die achtfache Länge einer Anlage, was bei neuen Windrädern rund 2.000 Meter bedeuten würde. Sie trüge zu "Akzeptanz der betroffenen Anwohner" bei. Komplett gegen einen weiteren Ausbau ist der Ettelner in Wäldern: "Dort herrscht ein schützenswertes Mikroklima und die Windräder würden zu einem weiteren Austrocknen des Waldes beitragen." Auch deshalb ist Tschischke gegen den Bau von Windrädern auf der Gauseköte durch den Prinzen zu Lippe. Er hofft, dass die Ablehnung von britischem und deutschen Militär wegen einer Flugzone für die Senne Bestand hat und die Anlagen nicht genehmigt werden können. Und wie würde Windkraftkritiker Tschischke künftig am liebsten Strom erzeugen: "Am saubersten und sichersten sind die modernen Kernkraftwerke wie die schnellen Brüter. Die darf man nicht mit der alten Technik in Osteuropa verwechseln. Wenn wir die Kernkraft länger am Netz lassen, können wir auch die dreckigen Kohlekraftwerke rechtzeitig abschalten. So hätten wir in jedem Fall Versorgungssicherheit."

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