Umstrittene Windräder in Etteln dürfen nach Gerichtsurteil gebaut werden

Borchen. Es gab schon viel Streit und Aufregung um die vier in Etteln geplanten Windräder. Der Windkraftanlagen-Betreiber Westfalenwind will bauen, der Kreis Paderborn hat das aufgrund des Artenschutzes nicht genehmigt. Laut Urteil des Verwaltungsgerichts in Minden vom Freitagmorgen dürfen diese über 200 Meter hohen Windenergieanlagen gebaut werden – allerdings mit stark eingeschränkten Betriebszeiten. Doch das letzte Wort zu diesem Thema ist noch nicht gesprochen. Der Kreis Paderborn könnte noch in Berufung gehen. &bdquo;Wenn der Kreis es nicht macht, dann gehe ich in Berufung", sagte Borchens Bürgermeister Rainer Allerdissen bestimmt, der das Urteil für absolut falsch hält. &bdquo;Fest steht bereits jetzt: Das ein bitterer Tag für den Artenschutz", meinte auch Landrat Manfred Müller. Da die schriftlichen Gründe für das Urteil noch ausstehen, werde der Kreis Paderborn die Entscheidungsgründe und die gegebenenfalls sich daraus ergebenden juristischen Schritte prüfen, teilte der Landrat mit. Die Rechtsmittelfrist beginnt frühestens mit Zustellung des vollständigen Urteils, das Anfang Januar erwartet wird. Rotmilan kommt im Baugebiet vor Der Kreis Paderborn hatte den Antrag zur Errichtung der Anlagen abgelehnt, weil das Baugebiet im Schwerpunktvorkommen des Rotmilans liege. Die 11. Kammer des Verwaltungsgerichts Minden hat der Klage von Westfalenwind auf Erteilung einer Genehmigung von insgesamt vier Windenergieanlagen aber stattgegeben. Der Grund sei, dass Westfalenwind in der mündlichen Verhandlung bekanntgab, den Betriebsumfang für die Anlagen stark einzuschränken. Vom 1. März bis einschließlich 31. Juli sind die Windräder tagsüber abzuschalten. Und vom 1. August bis Ende Oktober dürfen sie nicht in den Zeiten der Morgen- und Abenddämmerung betrieben werden. Aufgrund der umfangreichen Abschaltzeiten sei ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko für den Rotmilan ausgeschlossen. Dies gelte auch für den Baumfalken, dessen Revier sich im Bereich der Anlagenstandorte befinde, so das Urteil des Verwaltungsgerichtes. Keine Euphorie bei Westfalenwind &bdquo;Nach Verlauf der Verhandlung haben wir mit dem Urteil so gerechnet", sagte Daniel Saage, einer der Geschäftsführer von Westfalenwind. Euphorie brach aber bei ihm nicht aus, denn man müsse noch abwarten, ob der Kreis oder die Kommune Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlege, so Saage. Weil die geplanten Windenergieanlagen außerhalb der Konzentrationszonen, die durch den neuen Teilflächennutzungsplan festgesetzt wurden, liegen, könne auch die Flächennutzungsplanung der Gemeinde Borchen dem Vorhaben nicht entgegengehalten werden, begründete das Gericht. Im Rahmen der Aufstellung des Teilflächennutzungsplans sei es bei der Einordnung verschiedener Gebiete als sogenannter Tabuzonen zu Abwägungsfehlern gekommen. Über 200 Meter hoch Auch Borchens Bürgermeister hatte mit so einem Urteil gerechnet. &bdquo;Westfalenweser hatte ein Artengutachten eingereicht mit haarsträubenden Fehlern. Wir hatten auch eines eingereicht, aber die Richterin wollte sich nicht damit beschäftigen. Sie wollte kein Gutachtenstreit", ärgert sich Allerdissen und betonte: &bdquo;Dieses Urteil wird nicht zur Akzeptanz der Windkraft in der Bevölkerung beitragen – ganz im Gegenteil. Selbst wenn die Anlagen abgeschaltet sind, bekommen die Betreiber weiter ihr Geld. Und unser Staat wird nicht aktiv – das ist doch krank was da passiert." Zudem befürchtet er, dass die Population der Milane und Falken trotz der Betriebsbeschränkungen abnehme. Er betonte aber, dass er nicht gegen die Windkraft sei. &bdquo;Die brauchen wir. Aber wir müssen auch die Natur und die Menschen hier vor Ort verteidigen." Ob das gelingen wird, dürfte bald vor einer anderen Instanz verhandelt werden. Wenn nicht, werden sich bei Etteln noch mehr Windräder drehen – und die sind stolze 50 Meter höher als der Kölner Dom und werden Energie dank riesiger Rotoren mit 115 Metern Durchmesser erzeugen.

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