Neues Rathaus in Bad Wünnenberg: Baufirma entscheidet über Design

Bad Wünnenberg. In Bad Wünnenberg soll im Herbst 2026 mit dem Neubau des Rathauses begonnen werden. Doch wie das Gebäude dereinst aussehen wird, weiß noch niemand. Grund dafür ist eine ungewöhnliche Umsetzung des Projekts: Die Stadt setzt von der Planung über den Bau bis zur Unterhaltung des Neubaus auf die Zusammenarbeit mit einem privaten Auftragnehmer als Generalunternehmer. Solche Kooperationen werden &bdquo;Öffentlich-Private Partnerschaft“ (ÖPP) genannt (engl. Public-Private Partnership, PPP). Der Weg zum Neubau &bdquo;Wir sind davon überzeugt, die beste Lösung gefunden zu haben“, sagt Bürgermeister Christian Carl (CDU), als er im Pressegespräch die Katze aus dem Sack lässt. Rund 25 Jahre gibt es schon Gedanken, das vom Ende des 19. Jahrhunderts stammende und mehrfach umgebaute Verwaltungsgebäude an der Fürstenberger Poststraße zu ersetzen. Nach Jahren mit Gutachten über Umbau oder Sanierung sowie einer teils emotionalen Standortdebatte präsentiert die Stadt nun die überraschende Generalunternehmer-Lösung. Bad Wünnenberg ist damit die erste Kommune im Kreis Paderborn, die auf ein ÖPP-Rathaus setzt. Delbrück hat zuletzt für gut 13 Millionen Euro neu gebaut, in Salzkotten kostete der Umbau rund zwölf Millionen Euro. Eine Kölner Beratungsfirma begleitet die Stadt Bad Wünnenberg seit Jahren im Verfahren. Die Eckdaten Der Kostendeckel ist auf zwölf Millionen Euro mit schlüsselfertiger Übergabe samt Außenanlagen festgesetzt. &bdquo;Damit kommen wir auch aus“, sagt Hauptamtsleiter Christoph Wittler. Am jetzigen Standort soll direkt hinter dem Bestandsbau ein dreigeschossiger Baukörper mit Raum für rund 45 Arbeitsplätze entstehen. Eine Grundstücksfläche von 3.400 Quadratmetern steht laut Stadt zur Verfügung. Als Termin der Fertigstellung gibt die Stadt bislang lediglich die Jahreszahl 2028 an. Vorbilder für die ÖPP-Variante sind die Rathausneubauten in Lage und Ostbevern. Es gibt Fördergeld Zuletzt war bekannt geworden, dass die Landesregierung 4,4 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln für den Neubau freigegeben hat. Der CDU-Landtagsabgeordnete Bernhard Hoppe-Biermeyer sagt dazu: &bdquo;Die Stadt hat sich bei der Bauministerin sehr für das Projekt eingesetzt. Die starke Umsetzung des neuen Aatalstadions hat in Düsseldorf Eindruck hinterlassen und für Vertrauen gesorgt.“ So sei sogar ein Weg gefunden worden, Fördermittel zu vergeben, obwohl noch kein Bauplan vorliegt. Stolze 7,5 Milllionen Euro muss die Stadt selbst berappen. Lesen Sie auch: Die neuen Rathäuser von Delbrück und Salzkotten Das soll entstehen Geplant wird ein Verwaltungsgebäude mit Bürgerbegegnungszentrum. Neben der Stadtverwaltung sollen auch das Regionalforum Südliches Paderborner Land, der Zweckverband bevorzugtes Erholungsgebiet Bad Wünnenberg/Büren und die Einsatzleitung der Freiwilligen Feuerwehr einziehen, verrät der Bürgermeister. Platz geben soll es auch für die Ortsarchive. Vereine sollen Räume für Sitzungen nutzen können und Bürgerbegegnungen werden in einem großen Foyer möglich, etwa bei Ausstellungen oder Karnevalsterminen. Aktuell ist die Stadtverwaltung an sechs Standorten untergebracht, künftig bleibt als Außenstelle nur noch der Wünnenberger Spanckenhof samt Sitzungssaal. Anforderungen ans Gebäude Fast abgeschlossen ist die Erstellung eines sogenannten Raumbuches. &bdquo;Alles, was wir darin festhalten, muss das ausführende Unternehmen dann auch liefern“, erklärt Carl das Prozedere im Vorfeld der europaweiten Ausschreibung. Ergo: Je mehr die Stadt etwa an Fußbodenbelag, Fenstergröße, Dachform oder Materialdetails vorgibt, desto teurer wird es wohl. Geheizt werden soll mit einer Wärmepumpe inklusive der Option, auch andere städtische Gebäude an ein Nahwärmenetz anzuschließen. Klar ist: Es soll weder Holzfenster noch bodentiefe Glasscheiben geben. Das barrierefreie Haus soll zudem den Kneippgedanken Bad Wünnenbergs widerspiegeln. Der Bürgermeister fasst die Anforderungen zusammen: &bdquo;Wir wollen ein funktionales Gebäude, das ansprechend aussieht und den Mitarbeitern gute Arbeitsplätze bietet. Es ist immerhin das größte Projekt der Stadt in den letzten Jahren.“ Auch interessant: Neue Radwege sollen die Städte Büren und Bad Wünnenberg verbinden So funktioniert das ÖPP-Projekt Das 150-seitige Raumbuch ist die Grundlage der jetzt anstehenden europaweiten Ausschreibung für Generalunternehmer. Dieser ist nach einem Ratsbeschluss und der Auftragserteilung dann an die Vorgaben samt Preisdeckel und Zeitenplan gebunden. Im Fall einer Abweichung würden Strafen fällig. &bdquo;Das Unternehmen wird darauf achten, gute Arbeit abzuliefern, denn die spätere Unterhaltung des Gebäudes muss es auch leisten“, erklärt Carl. Damit kauft sich die Stadt eine Art Garantieleistung auf den Bau ein. &bdquo;Es mag damit zwar etwas teurer sein, aber wir könnten die freie Planung mit unseren eigenen Kapazitäten gar nicht leisten“, erläutert der Bürgermeister. Die Stadt erwartet fünf bis zehn Bewerbungen um den Auftrag. Der Generalunternehmer soll möglichst auch lokale Betriebe als Subunternehmen einsetzen.

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