Ausstellung in Fürstenberg: Auf Napoleons Spuren in Westfalen

Bad Wünnenberg-Fürstenberg. Das Königreich Westphalen vertraute der große Kaiser seinem Bruder an. Jérôme Bonaparte regierte für Napoleon von 1807 bis 1813 damit auch das Paderborner Land. In Fürstenberg hat sich jetzt Antonius Monkos auf die Suche nach Spuren der Franzosenzeit begeben – und interessante Details zusammengestellt. Seine feine Sonderausstellung ist im Alten Gericht in der Fürstenberger Ortsmitte an den Sonntagen 3. und 10. November zu sehen. Das Königreich Westphalen entstand nach dem Frieden von Tilsit 1807 als französischer Satellitenstaat, es endete mit Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig, die seine Macht zusammenbrechen ließ. &bdquo;Aber diese sechs Jahre haben gereicht, um auch hier in Fürstenberg etwas zu hinterlassen“, sagt Monkos, als er seine Fundstücke präsentiert. Begonnen hat für den Vorsitzenden des Vereins Historisches Fürstenberg alles mit einer Liste seiner Mutter. Die mit 94 Jahren gestorbene Fürstenbergerin hinterließ eine handschriftliche Auflistung mit französischen Wörtern, die ihren Eingang in den plattdeutschen Sprachgebrauch fanden. Französische Spuren nicht nur in der Sprache So sei vielerorts vom &bdquo;Trottoir“ statt dem Bürgersteig die Rede gewesen, oder vom Chapeau-claque, wenn es um einen Zylinder ging. Aber auch Worte wie Chaise (Sessel) oder Malheur (Unglück) setzten sich in der Sprache fest. Monkos führt dies genauso auf die Zeit der französischen Besatzung zurück wie die Existenz eines Code Civil (von Napoleon eingeführtes Zivilrecht) in Buchform in der alten Richterstube. In der Zeit des Königreichs Westphalen gehörten einige Dörfer mit ihren Bewohnern zum Canton Fürstenberg, wie Monkos erläutert: &bdquo;Laut den Unterlagen waren es (in Originalschreibweise, d. Red.) Wohlbedacht, Wünnenberg, Essenthe, Westheim, Oistorf, Meerhof, Bleiwösche und Leiberg.“ König Jérôme herrschte von &bdquo;Cassel“ aus, wo er ob seines feierverliebten und verschwenderischen Lebenswandels als &bdquo;König Lustik“ tituliert wurde. Alles andere als lustig waren laut Monkos’ Recherchen die Folgen für Leib und Leben junger Fürstenberger Männer, die in Napoleons Grande Armée dienen mussten. Sie waren in einer Canton-Landwehr zusammengefasst, und einige mussten am Russland-Feldzug des Kaisers teilnehmen. In der Ausstellung ist eine so genannte &bdquo;Aushebungsanordnung“ der Landwehr durch König Jérôme zu sehen. Monkos fand in den Unterlagen seiner Mutter auch die Sterbeurkunde seines Ur-Ur-Ur-Großonkels, ein Leutnant der Landwehr, die offenbar im ersten Kürassier-Regiment der Grande Armée zugeordnet war. Nur zwei Fürstenberger kamen von Napoleons Russland-Feldzug zurück Monkos erfuhr, dass 20 Fürstenberger mit gen Russland zogen. &bdquo;Nur zwei kamen wohl zurück“, sagt er. Wie sehr die Bevölkerung in der Region ihre Besatzer verachtete, zeigt eine Auflistung von Spenden an den Widerstand, &bdquo;um eine Befreiung von den Franzosen finanzieren zu können“, so Monkos. Auch Geistliche gaben einen Scheffel Weizen – doch das Ende kam erst mit Napoleons Niederlage. Gesungen wurde danach wohl ziemlich laut auch ein Lied, das schon vorher populär war. Monkos fand zehn Strophen &bdquo;Abschied der Casselaner“. Zur Melodie von &bdquo;Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ spotteten die Westfalen über die Besatzer und &bdquo;König Lustik“. Wer all das und auch noch Geldmünzen aus der damaligen Zeit (Centimes) sowie ein Bajonett des Freikorps Westphalen sehen möchte, das seinem französischen Vorläufer ähnelt und in einem Fürstenberger Teich gefunden wurde, sollte an den kommenden beiden Sonntagen zwischen 14 und 17 Uhr im Alten Gericht vorbeischauen und auch auf Spurensuche gehen.

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