Schatzkammer des Paderborner Landes: Sonderausstellung zeigt 1.400 Jahre altes Sintfeld-Schwert

Bad Wünnenberg-Fürstenberg. Irgendwie will es nicht in den Kopf des Betrachters, dass diese Dinge rund 1.400 Jahre alt sind und fast genauso so lange im Erdboden bei Fürstenberg vergraben waren: das Schwert eines Edelmannes, eine bunt verzierte Glasperlenkette, ein modern anmutendes gläsernes Gefäß und eine glänzende Gürtelschnalle. Sie sind Boten der langen Geschichte des Paderborner Landes. Diese und noch weitere Exponate können sich Fans vergangener Epochen ab Sonntag, 11. Mai, im Alten Gericht Fürstenberg in einer Sonderausstellung ansehen. Sie dauert bis zum 26. Oktober. Gefunden wurden Waffen, Kleidungsstücke, Schmuck und Haushaltsgeräte früherer Sintfeldbewohner schon 1982/83 bei der Verlegung einer Gasleitung auf dem Pellenberg. &bdquo;Als plötzlich die Glasperlen auftauchten, wurden die Bauarbeiten sofort gestoppt“, erinnert sich Antonius Monkos, Geschäftsführer des Vereins Historisches Fürstenberg. Er hielt die Perlen damals als einer der ersten in der Hand. Eine archäologische Rettungsgrabung begann - und gefunden wurden auf einer Fläche von 95 Mal 13,5 Metern 54 Körpergräber (heidnisch, frühchristlich und christlich) und neun Pferdegräber. Die diversen Fundstücke waren die Grabbeigaben der Gestorbenen. Wertvollste Entdeckung war das Grab eines Edelmanns. Seine Bestattung wurde durch Fachleute per C14-Methode etwa auf das Jahr 590 nach Christus datiert, also in die Ära der Merowinger. Für Grabungsgleiter Daniel Bérenger seien die Funde, wie ein Lottogewinn gewesen, vermutet Monkos. Exponate ziehen von Paderborn nach Fürstenberg Imposantestes Stück ist das Schwert des Edelherrn. Es steckt in einer Scheide, ist aber erhalten, wie Monkos sagt. In Fürstenberg ist es seit 2017 nun erst zum zweiten Mal zu sehen, ansonsten zeigt es der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als Besitzer in der Paderborner Kaiserpfalz. Die Parallelität zweier großer Jubiläen macht den temporären Umzug zurück aufs Sintfeld möglich. Monkos erklärt: &bdquo;Weil in der Kaiserpfalz bald die Ausstellung über 1.250 Jahre Westfalen gezeigt wird, wäre das Schwert dort im Archiv abgelegt worden. Die Chance haben wir genutzt und zeigen jetzt mehrere Exponate der Grabung im Rahmen unseres Festjahres 700 Jahre Fürstenberg.“ Zum Thema: Eine alte Burg im Paderborner Land sorgt für neue Festtage Die Besucher der kleinen Ausstellung können sich Zeit nehmen und sich an den Stücken satt sehen, die prächtige Zeugnisse einer heute unwirklich erscheinenden Zeit sind. Auf dem Sintfeld, so Monkos, gab es damals die Siedlungen Zinsdorf und Vesperthe, die längst nicht mehr existieren. Der Adlige habe wohl auf einem damaligen Landgut gelebt, vermuten die Historiker. Es heißt, die Bewohner des Sintfeldes übten seinerzeit eine Sicherungsfunktion für das fränkische Königreich aus. Nach dem Untergang des Römischen Reiches sollte offenbar der Heeresweg zwischen Rheinland und Weser gesichert werden. Wie gewieft die Menschen dieser Zeit schon arbeiteten, zeigen neben den formschönen Glasperlen und Gefäßen auch die gefundenen Textilreste, die ebenfalls 1.500 Jahre überdauert haben. Marita Schäfers vom Fürstenberger Verein weist etwa auf Wollgewebe in Köperbindung hin, eine aufwendige Webtechnik. &bdquo;Das sind neben den wertvollen anderen Gegenständen auch klare Hinweise auf gut betuchte Menschen“, sagt sie. Auch interessant: Ausstellung in Fürstenberg: Auf Napoleons Spuren in Westfalen Film über Fürstenberger Schwert-Nachbildung auf Youtube Im Zentrum des Interesses steht aber wohl für die meisten das sogenannte Ringknaufschwert des fränkischen Edelmanns und Kriegers. Von dieser Art sind laut Monkos in ganz Europa nur 31 Stück gefunden worden. Die Vermutung besagt, dass das Prunk- und Schwurschwert dem Träger vor allem als Statussymbol und Zeichen der Macht gedient hat. Der LWL hat den Fürstenberger Fund vor Jahren zum Anlass genommen, das Schwert mit den Mitteln der Merowinger nachzubauen. Ein Film zeigt, mit welcher Handwerkskunst, welchen Materialien und welcher Detailversessenheit die Schmiede einst und heute für ein solches Ergebnis arbeiten mussten. Der Nachbau, sonst im Besitz des Stadtmuseums Beckum, wird neben dem Originalschwert ausgestellt. Der Film läuft in Dauerschleife nebendran, ist aber auch auf Youtube zu finden. Die Sonderausstellung &bdquo;Perlen, Ringe, Schlangenschwert“ wird am Sonntag, 11. Mai, durch einen Vortrag des LWL-Archäologen Ulrich Lehmann im Pfarrsaal des katholischen Gemeindezentrums in Fürstenberg eröffnet. Kaffee und Kuchen gibt es im Café Sammeltasse in der Kulturscheune 1a. Die gewöhnlichen Besuchertage im Alten Gericht neben der Fürstenberger Kirche sind jeden zweiten Sonntag im Monat, ebenfalls in Verbindung mit dem Café Sammeltasse, von 14 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen drei Euro Eintritt, Kinder sind frei. Lesen Sie auch: Viel Lob für die Kulturmenschen aus Fürstenberg

Meistgelesen