Vor welchen Problemen die Landwirte im Kreis Paderborn stehen

Bad Wünnenberg-Haaren. Geht es um sein Spezialgebiet, dann hält es Johannes Giesguth mit dem legendären Fußballtrainer Sepp Herberger. "Nach der Ernte ist vor der Ernte", beschreibt der Kreislandwirt somit kurz und knapp, dass es bei den Landwirten kaum Pausen gibt. Nachdem das Getreide eingefahren worden ist, wurden Mitte August schon der Raps und das Wintergetreide ausgesät. Auf seinem Hof in Haaren blickt der 66-jährige Giesguth auf ein durchwachsenes Jahr für seine Zunft zurück - wie auch in den Vorjahren macht die Trockenheit und alles was sie nach sich zieht den Bauern das Leben schwer. Und auch Corona hinterließ Spuren. "Es war wie auch 2019 und 2018 ein sehr trockenes Jahr mit viel Sonnenschein. Dort, wo die Kulturen genug Wasser finden konnten, gab es allerdings auch gute Erträge", so Giesguth. Vor allem die Böden mit Lehm speicherten das Wasser. Probleme gab es allerdings in den Regionen um Delbrück und Hövelhof mit ihren sandigen Böden. Dort seien die Erträge in den Keller gegangen. "Es gibt eine enorme Ertragsspreizung auf den ganzen Kreis gesehen", sagt Ferdinand Falke, Pflanzenbauberater der Landwirtschaftskammer NRW. "Der eine wird zufrieden sein, der andere weniger - das wird leider auch zukünftig so sein", prognostiziert Giesguth. Positiv seien aber die Bedingungen bei der Ernte gewesen. Durch die Trockenheit sei das Getreide gesund abgereift, so Falke. Niederschläge im Juni und Juli taten gut Auf gut 20.000 Hektar wurde Getreide angebaut und auf etwa 11.000 Hektar Mais, für den jetzt die Ernte startet. Und da erwarten Giesguth und Falke bessere Erträge als in den vergangenen Jahren. Denn die Niederschläge im Juni und Juli hätten dem Mais sehr gut getan. Als wichtige Kultur für den Kreis Paderborn nennen die beiden Experten auch den Raps. Die auf 4.500 Hektar angebaute Frucht wachse besonders gut auf den Höhenlagen und sei gut für den Boden. "Raps ist zwar eine anspruchsvolle Kulturpflanze, dient aber der Lockerung des Bodens", so der Niederntudorfer Falke. Auch beim Raps sei mit einer deutlich besseren Ernte als zuletzt zu rechnen. Anders als im Kreis Höxter steht der Anbau von Zuckerrüben im Kreis Paderborn nicht an oberster Stelle. "Dafür haben wir nicht die Böden", erklärt Giesguth. Zurzeit werden nur auf 350 Hektar Rüben angebaut. Die Fläche sei sogar reduziert worden, weil der Erlös nicht so gut gewesen sei. Corona und Feldmäuse bereiten Sorgen Zufrieden ist Giesguth aber mit den Handelshäusern. "Egal ob privat oder Genossenschaften - im Kreis Paderborn sind wir noch gut bestückt." Lob verteilte er auch an die Lohnunternehmen, die enorm geholfen haben, die Ernte einzufahren. "Nur Miteinander geht es", so der Kreislandwirt. Es gibt aber auch genug Themen, die den Landwirten Sorgen bereiten. "Corona hat vor allem die Spargel- und Obstbauern getroffen. Sie hatten Schwierigkeiten, Saisonarbeiter zu bekommen. Das wird uns auch 2021 noch beschäftigen", zählt Giesguth Problem Nr. 1 auf. Zweitens sorgen die milden Winter und heißen Sommer für eine starke Population der Feldmaus. "Sie richten derzeit erhebliche Schäden an, fressen die Pflanzen ab und manche Flächen sind total unterhöhlt. Köder auslegen ist erlaubt, aber auf Fläche gar nicht zu realisieren", so Giesguth. Und drittens sorgt sich der Kreislandwirt um die Tierhalter unter den Landwirten. Die AfrikanischeSchweinepest (ASP) sei zwar noch weit weg, aber die Märkte seien weltweit verunsichert und die Preise würden sinken. Er kann sich noch gut an 1996/97 erinnern, als im Kreis Paderborn die Schweinepest war und hofft, dass die ASP schnell zum Stillstandgebracht wird. Nur noch 1.500 Landwirtschaftsbetriebe im Kreis Paderborn Die Zeiten für Landwirte seien sowieso nicht so einfach: hohe Auflagen, hoher Aufwand, viel Arbeit und oft sinkende Preise. Gab es in den 1990er Jahren noch 3.000 Landwirtschaftsbetriebe im Kreis, so sind es aktuell nur noch etwa 1.500. "Es wird einen riesigen Strukturwandel geben", meint Johannes Giesguth, der aber weiter Landwirtschaft betreiben wird, aber seinen Posten als Kreislandwirt nun auch abgeben wird - nach 24 Jahren.

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